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Medienrecherchen
US-Geheimdienste vermuten pro-ukrainische Gruppe hinter Anschlag auf Nord-Stream-Pipelines

Nach Informationen von US-Geheimdiensten soll eine pro-ukrainische Gruppe für die Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines im vergangenen Jahr verantwortlich sein. Darüber berichtet die "New York Times". Recherchen deutscher Medien liefern zudem Aufschluss über die Vorbereitungen der Anschläge.

    Die Lufaufnahme zeigt viele Blasen, die aus dem Wasser aufsteigen.
    Aufsteigende Blasen: Die Aufnahme des dänischen Militärs zeigt ein Leck an der Gaspipeline Nord Stream 2 in der Ostsee. (imago / UPI Photo / DANISH DEFENCE)
    Laut der "New York Times" gibt es keine Hinweise darauf, dass die mutmaßlichen Täter auf Anweisung des ukrainischen Präsidenten Selenskyj oder anderer Regierungsmitglieder gehandelt hätten. Auch über die Zusammensetzung der Gruppe sei nichts weiter bekannt, heißt es in dem Bericht weiter. Die Vermutungen ließen aber wohl darauf schließen, dass die Gruppe den russischen Präsidenten Putin ablehne.
    Ein Berater des ukrainischen Präsidenten Selenskyj bestritt eine Beteiligung der Ukraine. Mychajlo Podoljak schrieb auf Twitter, man habe keine Informationen über Sabotage-Gruppen.
    Kreml-Sprecher Peskow wies den Bericht der New York Times zurück. Dies sei eine koordinierte Medienkampagne, die der Ablenkung diene. Russland will laut Reuters-Informationen noch im März UNO-Generalsekretär Guterres auffordern, eine unabhängige Untersuchung einzuleiten.

    Rekonstruktion der Anschlagsvorbereitung

    Nach der gemeinsamen Recherche der ARD, des Südwestrundfunks und der "Zeit" haben die deutschen Ermittlungsbehörden inzwischen weitgehend rekonstruiert, wie die Anschläge vorbereitet wurden. Demnach bestand die Gruppe aus fünf Personen, die den Sprengstoff platziert haben sollen. Das Kommando soll den Ermittlungen zufolge am 6. September 2022 von Rostock aus in See gestochen sein. Über ihre Nationalität ist nichts bekannt.
    Ein Sprecher der Bundesregierung bestätigte, dass die Generalbundesanwaltschaft seit Oktober ermittelt. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sei von Deutschland, Dänemark und Schweden informiert worden.

    Explosionen im September 2022

    Mehrere Explosionen hatten Ende September die Pipelines Nord Stream 1 und 2 in der Ostsee zerstört. Die Leitungen waren für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden.
    Mitte Februar machte der US-Journalist Hersh die USA für die Anschläge verantwortlich, ohne jedoch Beweise für seine Behauptungen vorzulegen. Das Weiße Haus wies die Anschuldigungen zurück. Russland forderte daraufhin eine unabhängige Untersuchung der Ereignisse und von den Vereinigten Staaten einen Beleg ihrer Unschuld. Die russische Botschaft in Washington bezeichnete die Sabotage als einen - Zitat - "Akt des internationalen Terrorismus".
    Diese Nachricht wurde am 08.03.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.