Als das Urteil fällt, sitzt Dewayne Johnson ruhig zwischen seinem Anwaltsteam. Während die Richterin die einzelnen Punkte durchgeht, richtet er seinen Blick nach unten, einer seiner Anwälte klopft ihm ermunternd leicht auf die Schulter.
2014 ist der Familienvater schwer an Lymphdrüsenkrebs erkrankt - dafür macht er die Herbizide von Monsanto verantwortlich. Als Hausmeister eines Schulbezirks hatte er regelmäßig mit glyphosathaltigen Unkrautvernichtern des Konzerns wie Roundup Pro oder Ranger Pro zu tun. Er klagte gegen die Bayer-Tochter Monsanto vor Gericht - ein Geschworenengericht gab dem 46-Jährigen nun recht. Hat das das Design von Roundup Pro oder Ranger Pro dazu beigetragen, dass Mr. Johnson Schaden genommen hat?," liest die Richterin aus der Urteilsbegründung. "Die Antwort: Ja."
Die nächste Frage, die die Jury beantworten musste: Hat Monsanto es versäumt, ausreichend auf Risiken hinzuweisen? Antwort: Ja.
Knapp 250 Millionen Euro Schmerzensgeld
Am Ende gewinnt Dewayne Johnson auf ganzer Linie: die Jury spricht ihm umgerechnet knapp 250 Millionen Euro Schmerzensgeld zu. Die Mittel hätten "wesentlich" zur Krebserkrankung des Klägers beigetragen, befand das Geschworenengericht. Durch den fehlenden Hinweis von Monsanto, dass die Herbizide Krebs auslösen können, habe sich das Unternehmen der Heimtücke schuldig gemacht. Monsanto kündigte an, das Urteil anzufechten.
In der Stellungnahme heißt es man habe "Mitgefühl mit Herrn Johnson und seiner Familie". Die heutige Entscheidung ändere jedoch nichts an der Tatsache, dass mehr als 800 wissenschaftliche Studien und Bewertungen - einschließlich derjenigen der US-Umweltbehörde EPA, der Nationalen Gesundheitsinstitute und anderer Behörden weltweit - den Befund unterstützten, dass Glyphosat nicht krebserregend sei. Man werde das Produkt, welches "seit 40 Jahren sicher in Gebrauch" sei, auch in Zukunft nachdrücklich verteidigen.
Experten bezüglich Glyphosat uneinig
Das jetzige Urteil könnte wegweisend für weitere sein. Dwayne Johnson war der Erste, der gegen Monsanto vor Gericht gezogen ist, wegen der Schwere seiner Erkrankung zog das Gericht seinen Prozess vor. Mehr als 5.000 ähnliche Klagen wurden inzwischen in den USA eingereicht.
Experten sind uneinig, ob Glyphosat tatsächlich Krebs verursachen kann. Die US-Umweltbehörde EPA und auch die Aufsichtsbehörden in der EU und Deutschland gelangten zu dem Schluss, dass keine Krebsgefahr von dem Herbizid ausgeht.
Die zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung sieht das anders: sie schrieb vor drei Jahren, dass Glyphosat "wahrscheinlich krebserregend bei Menschen" sei.