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US-Kampfflieger erregen Proteste

Die USA lagern 90 Atomsprengköpfe in Italien, tausende US-Soldaten sind in dem Land stationiert und Washington investiert Millionen in die Stützpunkte. Während viele Italiener gegen die US-Militärpräsenz auf die Barrikaden gehen, blockiert die Regierung in Rom Initiativen zur atomaren Abrüstung.

Von Karl Hoffmann |
    Die Bürger von Vicenza gehen seit Jahren regelmäßig auf die Barrikaden. Sie wollen die stetig wachsende militärische Präsenz der Amerikaner in ihrer Umgebung verhindern - bisher ohne Erfolg. Vicenza ist ein US-Stützpunkt mit langer Tradition. Rund 12.000 Soldaten, ziviles Personal und Familienangehörige leben hier, weitere 3000 sollen dazukommen. 800 Millionen Dollar will die US-Regierung in den Ausbau des Stützpunktes Dal Molin investieren, um dort die gesamte 173. US-Luftlandebrigade zu konzentrieren. Damit wird Norditalien Zentrum der amerikanischen globalen Verteidigungsstrategie.

    Vicenza liegt fast genau auf halbem Wege zwischen der NATO-Basis Aviano am Fuße der Ostalpen und dem italienischen Militärflughafen Ghedi Torre, nur wenige Kilometer südlich des Gardasees - den beiden amerikanischen Atomwaffenlagern in Italien. Giorgio Schultze, Sprecher des neuen Humanismus in Europa, hat auch hier vergeblich protestiert:

    "In Ghedi werden 40 Atomsprengköpfe gelagert. Sie stellen eine Bedrohung für den Nahen Osten und einen Großteil Asiens dar. Deshalb fordern wir die Beseitigung aller Atomwaffen in Italien und Europa."

    Zu den 40 Sprengköpfen in Ghedi kommen weitere 50 auf der NATO-Basis Aviano. Wo sie wohl auch bleiben werden. Denn Italien zieht nicht mit, bei der Forderung anderer europäischer Länder nach einer Abrüstung auf dem Kontinent. Eine politische Entscheidung, auch wenn das keine der wechselnden Regierungen der letzten 15 Jahre zugeben mag. Dieser strategische Hintergrund sei aber überholt, meint der Wissenschaftler Nicola Cufaro, der sich für die Beseitigung des nuklearen Arsenals einsetzt:

    "Die Präsenz von Atomwaffen sollte den betroffenen Ländern, darunter auch Italien, ein Mitspracherecht bei einem eventuellen Einsatz dieser Waffen geben. Ich persönliche halte solche Überlegungen für reine Illusion und kann mir nicht vorstellen, dass die Amerikaner sich von Italien reinreden lassen in ihre Verteidigungsstrategien, nur weil bei uns 90 Atomsprengköpfe gelagert sind."

    Das Pentagon hat Italien bereits Zugeständnisse gemacht. Die nukleare U-Boot-Flotte im Mittelmeer hat den Stützpunkt von Maddalena an der Nordspitze Sardiniens aufgegeben. Die Militärbasis in Comiso auf Sizilien, auf der in den 80er Jahren 112 Mittelstreckenraketen stationiert waren, ist wieder in italienischem Besitz. Bleiben die Basen in Neapel, Taranto und Sigonella auf Sizilien. Und natürlich der Militärstützpunkt Vicenza sowie die Atomwaffenarsenale in Aviano und Ghedi, trotz der Proteste der Bürger, die sich auch noch gegen den Vorwurf wehren müssen, anti-amerikanisch zu sein:

    "Wir sind Freunde der Amerikaner. Aber wenn ein Freund, dem man erst das Gästezimmer überlassen hat, sich häuslich niederlässt, erst das Bad und schließlich auch noch das Wohnzimmer in Beschlag nimmt, dann ist der Freund nicht mehr willkommen."

    Dafür geben Italiens Regierungen - gleich welcher Couleur - mehr auf ihre freundschaftlichen Beziehungen zum Weißen Haus als auf die Bedürfnisse der protestierenden Bürger. Der Dauerkonflikt wird deshalb noch auf unbestimmte Zeit weiter schwelen.