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US-Klimaschutz ohne Trump
"Michael Bloomberg ist ein sehr glaubwürdiger Akteur"

Als New Yorker Oberbürgermeister hat sich der Milliardär Michael Bloomberg stark für Umwelt- und Klimaschutz eingesetzt. Sein Klub "America’s Pledge Initiative" sei in der Lage, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen, sagte Susanne Dröge von der Stiftung Wissenschaft und Politik im Dlf.

Susanne Dröge im Gespräch mit Jule Reimer |
    Der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg
    Der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg (AFP / Alain Jocard)
    Jule Reimer: "America’s Pledge" – übersetzt heißt das "Amerikas Versprechen". Und dahinter verbirgt sich der Aufruf und die Zusage von mehr als 2000 US-Bürgermeistern, Gouverneuren, Universitätsdirektoren und Konzernchefs gemeinsam dazu beizutragen, die globale Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, gegen Donald Trump, der den Austritt der US-Regierung aus dem Pariser Klimaabkommen eingeleitet hat. Die Wetterextreme Harvey und Irma feuern in den USA die Diskussion um den Klimaschutz stärker an. Am Telefon in Berlin ist jetzt Susanne Dröge, Expertin für Klimapolitik bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Frau Dröge, wir hörten ja noch Ende August von unserer Kollegin Heike Wipperfürth aus den USA, dass viele von denen, die hinter dieser Klimaschutzbewegung stehen, gar keinen richtigen Plan haben. Teilen Sie das?
    Susanne Dröge: Die Kritik, die da ein bisschen aufscheint, ist natürlich eine Frage, wo man die Latte hinhängt. Man muss wissen, das Problem für die US-Beteiligten ist im Moment, dass ihr Land (US-Präsident Obama wäre das damals gewesen) im internationalen Kontext gesagt hat, wo die USA hin wollen, wie viel Emissionen sie reduzieren wollen. Wenn man das jetzt verlagert auf ganz viele kleine Akteure, dann fehlt ein bisschen die Stoßrichtung und die Koordinierung. Das steckt ein bisschen hinter der Kritik, was macht man denn jetzt mit so vielen Kleinen, und die Linie ist nicht ganz klar, wo es hingehen soll.
    NGO’s, Geschäftsleute, Bürgermeister, Stadtinitiativen
    Reimer: Wer könnte da eine Führungsrolle übernehmen?
    Dröge: Im Grunde ist jetzt angedacht, international in den Verhandlungen den vielen Beteiligten in den USA – Sie hatten es eben genannt, über 2000 aktive Menschen aus den NGO’s, aus der Geschäftswelt und natürlich die vielen Bürgermeister und Stadtinitiativen -, denen ein Forum zu bieten in den internationalen Verhandlungen. Ganz einfach, weil eine aktive US-Regierung werden wir dort nicht erleben.
    Philantrop kämpft gegen Klimawandel-Ungläubige
    Reimer: Es gibt ja Michael Bloomberg, Ex-Bürgermeister von New York, sehr erfolgreicher Geschäftsmann, sehr, sehr reich. Wie ernst ist so jemand zu nehmen? Schwingt der sich da gegen Trump auf, oder hat er das Zeug, an der Spitze von so einer Bewegung zu stehen?
    Dröge: Herr Bloomberg ist ganz eindeutig ein Trump-Gegner. Er hat ja überlegt, 2016 in den Wahlkampf einzusteigen, einfach um Trump zu verhindern. Er hat dann aber angesichts des US-Wahlsystems einsehen müssen, dass er ihn eher unterstützt - rein rechnerisch - will ich jetzt nicht darauf eingehen. Aber der Punkt, den ich machen will, ist: Er ist sehr lange schon unterwegs gegen diese Figur Trump. Er ist andererseits aber ein sehr glaubwürdiger Akteur. Er hat sich in seiner Zeit als New Yorker Oberbürgermeister stark für Umweltschutz und auch schon Klimaschutz eingesetzt. Er ist wie gesagt reich, er kann Geld verteilen. Sein Klub "American’s Pledge Initiative" ist in der Lage, immer mehr Geld anzuhäufen, um auch glaubwürdig zu sein, dass sie Maßnahmen ergreifen können. Ich würde sagen, im Moment kommt das sehr stark zusammen, seine traditionelle Rolle im Umweltschutz und in seiner Art, Geld auszugeben für gute Zwecke, plus seine Gegnerschaft gegen diesen aktuellen Präsidenten.
    Trump: "Klimawandel nicht ein wichtiges Thema"
    Reimer: Jetzt will US-Präsident Trump in der Öffentlichkeit pro und contra Klimaschutzargumente diskutieren lassen. Das wird ein bisschen skeptisch aufgenommen, weil natürlich viele Klimawissenschaftler sagen, die, die sich dort als Klimaskeptiker zeigen, sind eigentlich gar keine Klimawissenschaftler, wie können die das wissen. Ist das ein guter Ansatz, um vielleicht auch zu versöhnen oder die USA da auf eine bessere Linie zu bringen?
    Dröge: Da sehe ich große Glaubwürdigkeitsprobleme bei Herrn Trump, der ja im Grunde nie auf Transparenz setzt, wenn es um Entscheidungen geht. Das ist eigentlich wieder ein erneuter Versuch von ihm, eine Debatte nicht total zu blockieren, sondern zu signalisieren - angesichts dieser Hurrikans kommt diese Idee ja erst auf -, oh, ich muss wohl doch was tun. Öffentliche Debatten unter Trump, das passt für mich nicht zusammen. Das würde ja bedeuten, dass man wirklich neutral versucht, erst mal das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen. Und es ist völlig klar, dass Trump jetzt nicht an den Klimawandel glaubt. Er hält das für ein nicht wichtiges Thema. Er versteht es auch eigentlich nicht. An der Stelle ist der Vorschlag prinzipiell in Ordnung, aber ich habe große Zweifel daran, dass er irgendetwas ändert, außer Trump mal wieder in eine Position zu bringen, wo er sagt, na ja, ich tue doch aber was, aber eigentlich will ich es hinauszögern und ich bin jetzt unter Druck, also biete ich mal so was an.
    Reimer: Vielen Dank an Susanne Dröge von der Stiftung Wissenschaft und Politik über die Klimaschutzbewegung in den USA.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.