Drei Millionen Tonnen Holzpellets hat das US-Unternehmen Enviva voriges Jahr aus Baumkronen, krummen Stämmen und Sägemehl in seinen Betrieben im Südosten der USA hergestellt und dann an klimabewusste Stromkonzerne in Europa verkauft, die von Kohle auf Biomasse umrüsten, weil sie als Co2-neutral gilt. Auch wenn immer mehr Wissenschaftler warnen, die massenhafte Verfeuerung von Holz könne den Klimawandel beschleunigen.
Bis 2040 will der größte Holzpellet-Hersteller der Welt mindestens 65 Millionen Tonnen Kohle mit Holz ersetzen.
Statt Kohle Holz?
Und das ist erst der Anfang, freut sich Thomas Meth, ein gebürtiger Wiener und Mitbegründer des Unternehmens mit mehr als 800 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von über 570 Millionen Dollar.
"Wir haben in den letzten Jahren einige Lieferverträge auf langfristiger Basis abgeschlossen und der längste läuft sogar bis 2040. Wir sind gerade dabei, um die neuen Lieferverträge zu erfüllen, neue Holzpellet-Werke zu bauen. Zusätzlich glauben wir, dass es nach wie vor mehr Märkte gibt, die noch von einer Umrüstung von Kohle auf Biomasse profitieren können".
Große Energiekonzerne wie das Drax Power Station in Grossbritanien und Orsted in Dänemark sind bereits treue Kunden, seit die EU Biomasse zur erneuerbaren Energie wie Wind und Solar erklärte.
US-Holz für den EU-Klimaschutz
Und beim geplanten Kohleausstieg könnten Unternehmen wie Vattenfall ihre Kohlekraftwerke in Deutschland mit Holz aus Nordamerikanischen Wäldern am Leben erhalten. Thomas Meth:
"Deutschland nach dem Bericht der Kohlekommission ist jetzt gerade in einer Findungsphase. Aber es geht um ähnliche Rahmenbedingungen wie in Ländern, in denen wir sehr erfolgreich Kohle auf Biomasse umrüsten konnten und daher gehe ich davon aus, dass es durchaus die eine oder andere Möglichkeit geben kann".
Dass Wälder in den USA abgeholzt werden, um in der EU als klimafreundliche Energie verfeuert zu werden, hält Tim Searchinger, ein Forscher für Umweltpolitik an der Princeton Universität, für einen großen Fehler:
"Mindestens ein Dutzend wissenschaftlicher Studien belegen, dass das Fällen und Verbrennen von Bäumen in Kraftwerken das CO2 in der Atmosphäre sehr wahrscheinlich für mindestens 30 oder sogar hunderte von Jahren erhöht".
Warum? Weil die Verbrennung von Holz mehr CO2 freisetzt als Kohle, während es länger dauert, bis neu gepflanzte Bäume groß genug sind, um das CO2 wieder aufzunehmen, sagt Searchinger.
Zweifel: Wirklich nur Abfallholz?
Weitere Auslöser der Kritik an der schnell wachsenden Holzpellet-Branche sind die zunehmende Verschmutzung der Luft in der Nähe ihrer Betriebe und das Abholzen ganzer Waldgebiete. Das sei ein Angriff auf Biodiversität und Ökosysteme, finden Umweltschützer wie der Gutsbesitzer Jack Spruill aus North Carolina.
"Sie nehmen ganze Bäume. Es gibt viele Fotos von LKWs, die bei den Holzpellet-Anlagen von Enviva ganze Baumstämme abliefern. Es stimmt nicht, dass sie nur übriggebliebenes Holz benutzen, das andere nicht wollen".
Enviva hat sich nun mit Umweltschützern geeinigt, neue Anlagen zur Luftreinhaltung in zwei seiner Betriebe zu installieren. Und die Firma hat sich mit Umweltorganisationen zusammengeschlossen, um das Ökosystem und die Artenvielfalt in der Nähe seiner Betriebe zu fördern und wieder herzustellen. Der Nachhaltigkeitsstandard von Enviva sei sehr hoch, sagt Thomas Meth:
"Erstens, wo immer Holz geerntet wird, wir nehmen Holz von dieser Ernte, werden Bäume nachgepflanzt, ganz wichtig für die Nachhaltigkeit, da gibt es keine Ausnahme. Wir sind ein Teil des natürlichen Kreislaufs in einem Wald, der geerntet wird, der wächst wieder nach und wir nehmen einen Teil dieser Ernte, der anderswertig nicht verwendbar ist".
Pellets fürs gute Gewissen?
Ein Brennstoff des guten Gewissens seien Holzpellets dennoch nicht, sagt der Forscher für Umweltpolitik, Tim Searchinger.
"Wenn Kraftwerke einen Teil ihrer Kohleanlagen auf Holz umgestellt haben, stoßen sie mehr Co2 aus als vorher, können aber behaupten, dass sie ihre Treibhausgasemissionen gesenkt haben, während sie weiter Kohle verbrennen – und bleiben im Geschäft".
Während eine Klage von Umweltschützern aus fünf EU-Mitgliedsstaaten das Aus für die Förderung von Biomasse durch die EU fordert, produziert Enviva auch weiterhin so viele Holzpellets wie möglich.
Die Trump-Administration mag Pellets
Das Unternehmen erhielt bereits neue Großaufträge von RWE für die Niederlande und Mitsubishi in Japan. Unterstützung erhält es auch von der Trump-Regierung: Die Umweltschutzbehörde EPA will Biomasse noch in diesem Sommer zur erneuerbaren Energie erklären – gegen den Willen ihres wissenschaftlichen Beirats.
Und weil der globale Holzpellet-Markt laut Grand View Research bis 2025 um jährlich fast 10 Prozent auf einen Umfang von 16 Milliarden Dollar weiter wachsen soll ist klar, dass Envivas Produkte auch weiterhin sehr gefragt sind – auch wenn die industrielle Holzverfeuerung mehr Co2 emittiert als Kohle.