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US-Lebensmittelkonzern Tyson Foods
Fleischgigant unter Druck durch Trumps Zollpolitik

Der größte Fleischverarbeiter in den USA sitzt in einer Hochburg der Republikaner und hat derzeit unter Trumps Zollpolitik schwer zu leiden. Denn seitdem Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte aus China und Mexiko gelten, machen diese Länder ihre Grenzen dicht für Fleisch von Tyson Foods.

Von Heike Wipperfürth |
    Eine Geflügelfleisch-Auslage in einem Lebensmittelgeschäfts
    Geflügelfleisch - jeder zweite auf der Welt isst Fleisch von Tyson Foods (dpa / Malte Christians)
    35 Millionen Hühner, 424.000 Schweine, 130.000 Rinder. So viele Tiere werden jede Woche in Tyson Foods Betrieben geschlachtet, in Teile geschnitten, verpackt - und dann in Supermärkten wie Walmart oder Schnellimbissen wie McDonalds in über 100 Ländern zum Verzehr angeboten.
    Jeder zweite Mensch auf der Welt hat bereits Fleisch gegessen, das vom größten Fleischverarbeiter in den USA produziert wurde. Und es werden immer mehr, freut sich Tom Hayes, der das Unternehmen mit 122.000 Mitarbeitern und 38 Milliarden Dollar Umsatz seit zwei Jahren leitet.
    "Zumindest in den nächsten 25 Jahren bleibt Protein ein Wachstumsmarkt und treibt unser Geschäft an."
    Jeder zweite auf der Welt isst Fleisch von Tyson Foods
    Tyson Foods errichtet einen neuen Betrieb in Tennessee. Darin sollen ab dem nächsten Jahr weitere 1,25 Millionen Hühner pro Woche geschlachtet werden. Und in seinen Laboratorien entwickelt der Konzern neue Fertiggerichte. Davon werden bereits jede Woche 75.000.000 produziert. Hühnerbrust mit Speck und Käsesauce oder Schweinswurst mit Speck für die Mikrowelle zum Beispiel.
    Mit Hilfe dieser Produkte will das börsennotierte Unternehmen seinen Umsatz erhöhen und zum Liebling der Anleger werden. Tom Hayes:
    "Wir wollen die Erwartungen übertreffen und mindestens 3 Prozent wertsteigenden Wachstum liefern oder mehr."
    Wie groß der weltweite Appetit auf Fleisch ist, lässt sich in einer Studie der UN-Welternährungsorganisation nachlesen: Die globale Fleischproduktion hat sich in den vergangenen 50 Jahren mehr als verdreifacht. Bis 2050 soll sie aufgrund des steigenden Wohlstands in der Welt noch einmal um satte 85 Prozent wachsen.
    Erzfeind von Umweltschützern und Tierrechtlern
    Das sind gute Nachrichten für Tyson Foods, der Konzern, der ansonsten in den Augen von Umweltschützern und Tierrechtlern der personifizierte Erzfeind ist. Und auch immer wieder Angriffsflächen bietet:
    Zwischen 2010 und 2014 hat der Konzern 47.000 Tonnen toxischer Abfälle wie Gülle oder Düngemittel in US-Gewässer geleitet. Als das ruchbar wurde, hat der Konzern hat versprochen, den Düngemittelverbrauch zu senken und die Bodenerosion auf seinen Anbauflächen zu vermindern. Lucia von Reusner, Mitarbeiterin bei der Umweltschutzorganisation Mighty Earth, hat aber starke Zweifel:
    "Sie haben versprochen, ihre Landwirtschaftsmethoden auf einer Fläche von 800,000 Hektar zu verbessern – das ist fast die Hälfte ihrer gesamten Anbaufläche. Aber sie haben nie erklärt, was sie genau vorhaben. Und bis jetzt haben wir noch keine Verbesserungen vor Ort gesehen."
    Auch der Zusage des Unternehmens, seine Treibhausgase bis 2030 um 30 Prozent zu senken, nachdem es 2016 118 Millionen Tonnen emittiert hatte, steht Lucia von Reusner kritisch gegenüber.
    "Tyson ist einer der größten Verschmutzer. Sie sollten der Öffentlichkeit genau sagen, was sie vorhaben, damit die Zusage nicht wie ein Alibiprojekt oder eine PR-Offensive aussieht. Das haben sie aber noch nicht getan."
    Auch unblutige Geschäfte in Planung
    Tyson Foods hat Überwachungskameras gegen Tierquälerei in seinen Hühnerställen aufgestellt und eine Bio-Hähnchen Firma gekauft. Zugleich investiert der Konzern neuerdings auch in Startups mit unblutigem Geschäftsmodell.
    Beyond Meat zum Beispiel. Die Firma bietet Fleischersatz mit Erbsenprotein in den Fleischabteilungen von 4.000 US Supermärkten an. Oder Memphis Meats, die mit der Idee antritt, Fleischklopse, Brathähnchen und Entenbrust aus Zellen in der Petrischale zu züchten.
    Tyson Foods sieht voraus, dass die noch in den Kinderschuhen steckende Kunstfleisch-Branche ins Fleischgeschäft eindringt. Von der Entwicklung zu profitieren, während es die Massentierhaltung weiter auszubaut – das hat sich der Konzern zum Ziel gesetzt. Aber:
    Der Handelskrieg der Trump-Regierung bremst die Pläne. Denn Mexiko und China, zwei der größten Importeure von Tyson Foods Produkten, haben auf Trumps Strafzölle auf Aluminium und Stahl mit hohen Gebühren an der Grenze auf Schweinefleisch-Lieferungen aus den USA reagiert.
    Tyson Food leidet, andere freuen sich
    Über die Folgen freuen sich nun Tysons Rivalen aus anderen Teilen der Erde, sagt Christine McCracken, Expertin für Tierprotein bei der Rabobank in New York.
    "Das ist doch eine erfreuliche Entwicklung für andere Länder. Deutschland und Brasilien haben bereits Ware nach Mexiko geliefert."
    Je länger der Handelskrieg dauert, umso mehr Schaden kann er auch im US Fleischmarkt anrichten, ist Christine McCracken überzeugt:
    "Tyson und die anderen Produzenten schickten einen bedeutenden Teil ihrer Lagerbestände nach Mexiko. Das Produkt bleibt jetzt im US-Markt. Das drückt seinen eigenen und den Preis anderer tierischer Eiweißprodukte nach unten."
    Das 83 Jahre alte Unternehmen mit Sitz in Arkansas kämpft auf dem US-Markt bereits mit Kostensenkungen gegen höhere Löhne und Frachtkosten. Trumps Zollkrieg kann es schlecht vertragen. Seine Interessenvertreter warnen die Trump Regierung, dass er dem Unternehmen schadet. Dass die oppositionellen Demokraten den Verdruss der Firma in der republikanischen Hochburg Arkansas bei den Zwischenwahlen im November für sich nutzen können, glaubt allerdings keiner.