Der "Weekly Standard" mache dicht, verkündet Fox-News-Moderator Howard Kurtz am Wochenende. Und ergänzt: Vor 23 Jahre gegründet, sei der Standard ein höchst einflussreiches Magazin der Konservativen geworden.
Die nächste, heute erscheinende Ausgabe werde die letzte sein, hatte zuvor der aktuelle Eigentümer, Unternehmer und Milliardär Philip Anschutz, bekannt gegeben. Der Kommentar daraufhin von US-Präsident Donald Trump auf Twitter: "Der erbärmliche und unehrliche 'Weekly Standard', geführt vom gescheiterten Wahrsager Bill Kristol, ist völlig pleite. Zu schade. Möge er in Frieden ruhen".
Neben Häme verbreitet Trump so einmal mehr auch: eine Unwahrheit. Mitgründer Bill Kristol ist bereits seit zwei Jahren nicht mehr Chefredakteur des "Weekly Standard". Aber: bis heute Autor des Wochenmagazins - und einer der lautesten Kritiker des US-Präsidenten aus Reihen der konservativen Presselandschaft.
Trump-Kritik von Anfang an
"Wer ist Donald Trump, dass er über die religiösen Einstellungen anderer urteilt?", fragte Kristol vor gut drei Jahren bereits während des Präsidentschaftswahlkampfs. Und blieb seiner Linie treu, nachdem Trump tatsächlich Präsident geworden war.
Nach dem Attentat in einer Pittsburgher Synagoge, bei dem elf Menschen getötet wurden, behauptet Kristol in einer Talkrunde im Nachrichtensender CNN: "Es ist sehr, sehr gefährlich. Ich sage seit Jahren, wenn andere Republikaner sagen: Es sind doch nur Tweets, er redet doch nur. Aber es ist doch so: Sein Verhalten hat so ein Ereignis erst möglich gemacht!"
Und übrigens, ergänzt Kristol, hätten "Fox News" und andere Medien dieses Verhalten gesellschaftlich akzeptabel gemacht; Medien, die er ungern konservativ nenne, weil das eine gute Tradition beschreibe, aber "Right-Wing-Medien".
"Für mich ist es ein Moment, zu trauern"
Doch genau diese Art von Kritik ist Eigentümer Philip Anschutz, der das Magazin 2009 von Rupert Murdoch übernahm, nun offenbar zu viel geworden. Anschutz wolle nicht die führende trumpkritische Publikation unter den konservativen Medien besitzen, wird die "Weekly Standard"-Leitung zitiert.
Beobachter deuten das Aus für den "Weekly Standard" als weiteres Beispiel dafür, wie konservative Medien weiter nach rechts rücken. Gleichzeitig bedauern viele den Schritt, so wie Emily Jashinsky vom konservativen Online-Magazin "The Federalist". Ausgerechnet auf "Fox News" betonte sie, jetzt sei nicht die Zeit, auf dem Grab des Magazins zu tanzen, wie Präsident Trump es getan habe.
"Für mich ist es ein Moment, zu trauern und an den großartigen Journalismus der vergangenen zwei Jahrzehnte zu erinnern. Sie haben zwar nie Donald Trump richtig verstanden, aber dennoch haben sie bis zu ihrem letzten Atemzug tolle Arbeit geleistet." Arbeit, die sie vielleicht unter anderem Namen fortsetzen: Gründer Bill Kristol hat angekündigt, Geldgeber für ein Nachfolgeprojekt suchen zu wollen.