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US-Notenbank
Fed wagt die Zinswende

Da ist sie: die von den Märkten lang ersehnte Zinswende der US-Notenbank. Wie die Federal Reserve am Abend mitteilte, hebt sie den Leitzins auf 0,25 - 0,5 Prozent. Es ist die erste Zinsanhebung seitdem die Fed die Zinsen im Jahr 2008 auf nahe Null gesenkt hatte.

16.12.2015
    100-Dollar-Scheine.
    100-Dollar-Scheine. (Imago / Westend61)
    Eigentlich hatten Finanzexperten schon im September mit einer Erhöhung des Leitzinses der Fed gerechnet, doch die oberste US-Währungshüterin Janet Yellen hatte sie enttäuscht. Nun wird der Leitzins auf 0,25 bis 0,5 Prozent erhöht.
    Die Niedrigzins-Politik war eine Folge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise. Die letzte Anhebung des Leitzinses in den USA gab es im Jahr 2006. Um das Wachstum wieder anzuregen und Verbraucher wie Unternehmen zu Investitionen zu bewegen, war der Leitzins stetig gefallen und lag seit 2008 bei nahe null. Da die US-Wirtschaft zuletzt wieder zugelegt hat, hält die Fed eine Änderung für angebracht. Fed-Chefin Yellen erklärte, der US-Arbeitsmarkt ziehe an - in diesem Jahr seien bereits 2,3 Millionen neuer Jobs entstanden - gleichzeitig sei die Arbeitslosigkeit in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Die Fed erwarte auf Grundlage der Daten, dass sich das moderate Wirtschaftswachstum fortsetzen werde.
    Leitzins

    Der Leitzins ist der Satz, zu dem sich US-Banken untereinander Geld leihen, um ihre Reserven bei der Zentralbank auf der gesetzlich vorgeschriebenen Höhe zu halten und den sogenannten Mindestreservesatz einzuhalten. Ist der Leitzins niedrig, werden zum einen Kredite für Verbraucher und Unternehmen lukrativer, zum anderen lohnt sich das Sparen aber kaum noch.
    Alles andere als eine Anhebung des Leitzinses wäre eine große Überraschung gewesen, sagte der Wirtschaftswissenschaftler Marcel Fratzscher im Vorfeld der Entscheidung im DLF. Ähnlich sieht es auch der Leiters der DLF-Wirtschaftsredaktion, Klemens Kindermann. Er sprach im DLF von einem "historischen Schritt". Es müsse nun wieder ein normales Zinsniveau erreicht werden, um weitere Spekulationsblasen zu verhindern, so Kindermann. Auswirkungen auf die niedrigen Zinsen im Euro-Raum wird die Entscheidung der Fed seiner Einschätzung nach nicht unmittelbar haben.
    Da der Schritt der US-Notenbank schon erwartet worden war, werden sich auch die unmittelbaren Auswirkungen der Entscheidung in Grenzen halten. Der US-Dollar wird wohl wieder stärker werden, das heißt Geschäfte mit den USA und Urlaube dort werden auch für Europäer wieder teurer. Auch für Schwellenländer, die Schulden in Dollar haben, ist diese Prognose schmerzlich. Eine erstarkende US-Währung würde ihre Schuldenlast vergrößern.
    (pr/tgs)