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US-Notenbankchefin
Warten auf die Zinsanhebung

Seit einem Jahr ist Janet Yellen nun Präsidentin der amerikanischen Notenbank. Die Finanzmärkte hat sie im Griff, doch innerhalb der Fed knirscht es. Und auch die Republikaner machen Druck. Mindestens vier Aufgaben warten in den nächsten Monaten auf Yellen.

28.01.2015
    US-Notenbankchefin Janet Yellen von unten fotografiert am mächtigen Holzpodium der US-Notenbank Fed.
    US-Notenbankchefin Janet Yellen (picture alliance/dpa/Jim Lo Scalzo)
    Janet Yellen hat ein kleines Wunder vollbracht. Sie hat den Finanzmärkten ihre Droge entzogen, und der Patient hat keine Entzugserscheinungen gezeigt. Als sie Präsidentin der amerikanischen Notenbank wurde, kaufte sie noch jeden Monat für Milliarden Dollar Wertpapiere vom Markt. Damit hat sie den Banken permanent frisches Geld zur Verfügung gestellt. Doch nach und nach hat sie diesen Geldhahn zugedreht, und der Aktienmarkt hat mal nicht gezuckt. Vielleicht liegt es an der ruhigen, unaufgeregten Art, mit der sie ihre Politik verkauft:
    "Das Komitee wird weiterhin alle Daten vorsichtig betrachten, um sicherzustellen, dass die Ziele der Notenbank eingehalten werden, maximale Beschäftigung und zwei Prozent Inflation", sagte sie im Juni. Das ist Teil ihrer Beruhigungspille, immer ein Türchen offenhalten. Wenn sich die wirtschaftliche Lage ändert, wird sich auch die Politik der Fed ändern, so ihr Signal an die Märkte.
    Edwin Truman ist ein Wegbegleiter der 68-Jährigen. Er war Mitglied im Vorstand der Fed und kennt sie seit Jahren, er gibt ihr ein "Gut" für das erste Jahr: "Sie hat keine großen Fehltritte gemacht, sie hat das Ende der Anleihen organisiert und es gibt keine großen Skandale," sagt Truman.
    Die Finanzmärkte hat sie im Griff, doch innerhalb der Fed knirscht es. Der Vorwurf: Die amerikanische Notenbank ist gegenüber den Banken immer noch zu zahm. Im Mittelpunkt der Kritik steht die Notenbank von New York, die von einem ehemaligen Goldman-Sachs-Manager geleitet wird. Ein interner Bericht beschreibt, dass die Mitarbeiter Angst haben, ihre Meinung zu sagen und gegen Goldman Sachs & Co. vorzugehen: "Hat die New Yorker Notenbank ein ernsthaftes Problem in der Unternehmenskultur?" fragte die Demokratin Elizabeth Warren.
    Vorteile für Obama?
    Auch von Seiten der Republikaner gerät Janet Yellen unter Druck. Ihr Vorwurf lautet: Die Fed ist zu eng mit dem Finanzministerium verbunden, das billige Geld und der damit verbundene wirtschaftlichen Erfolg kämen der Obama Regierung zugute:
    "Die Mitarbeiter des Finanzministeriums wechseln in die Notenbank und zurück. Glauben sie, dass diese Drehtür die Unabhängigkeit der Notenbank gefährdet?", wollte der Republikaner Lynn Westmoreland wissen.
    Viele Republikaner würden es lieber sehen, wenn die Fed endlich die Zinsen anhebt. Das wird die große Herausforderung für ihr zweites Amtsjahr. Janet Yellen muss die Zinsen anheben, aber möglichst wieder, ohne den Aktienmärkten zu schaden: "Sie wird das sehr vorsichtig machen", prophezeit Edwin Truman, "aber egal wie, sie wird dafür kritisiert werden, zu früh, zu spät nicht genug."
    Janet Yellen hat also eine Menge vor sich in den nächsten Monaten. Sie muss die Bankenaufsicht stärken, die Zinsen anheben, die Konjunktur im Auge behalten und die Unabhängigkeit der Bank verteidigen. Die Republikaner haben ein Gesetz vorbereitet, das eine Reform der Fed vorsieht: "Ich bin davon überzeugt, wer immer der Präsidentschaftskandidat für die Republikaner 2016 wird, wird sagen: Ich werde Janet Yellen nicht wieder ernennen", prophezeit Freund Truman.