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US-Opernhäuser in der Coronakrise
"Es rechnet sich nicht"

Die Metropolitan Opera in New York lässt aufgrund der Corona-Pandemie die Spielsaison 2020/2021 ausfallen. „Bis das Publikum wieder in den Saal kann, wird es für die meisten amerikanischen Häuser unmöglich sein, zu produzieren“, sagte Christina Scheppelmann, Intendantin der Oper in Seattle, im Dlf.

Christina Scheppelmann im Gespräch mit Marie König |
    Menschen stehen im Dunklen vor einem Springbrunnen und blicken in die fünf hell erleuchteten, großen bogenförmigen Fenster des Metropolitan Opera House in New York City.
    Die Metropolitan Opera in New York bleibt aufgrund der Corona-Pandemie weiterhin geschlossen (imago / Imagebroker)
    Die Metropolitan Opera in New York, eines der wichtigsten Opernhäuser der Welt, hat ihre Wiederöffnung um weitere neun Monate verschoben. Angesichts der anhaltenden Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie soll die neue Spielzeit erst Ende September 2021 beginnen.
    Sie sei nicht überrascht gewesen von dieser Bekanntmachung, sagte Christina Scheppelmann, Intendantin der Seattle Opera, im Deutschlandfunk. Viele Opernhäuser in den USA hätten bereits ihre Spielzeiten absagen müssen, auch die Seattle Opera werde ihre Spielzeit nicht so umsetzen können, wie sie angekündigt war: "Das geht einfach nicht. Das rechnet sich nicht, weil wir kein Publikum haben können".
    In den USA sei das Finanzierungsmodell für Musiktheater grundsätzlich privat: "Die Theater finanzieren sich durch private Gelder, Stiftungen oder durch Karteneinnahmen – letzteres 35 bis 40 Prozent". In Europa dagegen gebe es größtenteils Subventionen, in Deutschland beispielsweise um die 80 Prozent, in anderen europäischen Ländern sei das weniger.
    "Es muss gemacht werden, was möglich ist"
    Deswegen seien in den USA Alternativen zur klassischen Publikumsvorführung besonders wichtig. Am Opernhaus in Seattle sei es beispielsweise möglich, Opern in gekürzter und modifizierter Version auf einer Studiobühne aufzunehmen – das werde von der Stadt Seattle unterstützt. "Das kann ich unseren Abonnenten via Streaming zukommen lassen."
    "Es muss gemacht werden, was möglich ist, auch wenn es so nicht in der Partitur steht. Ich mache lieber etwas und passe mich den Umständen an", erklärte Christina Scheppelmann ihren Ansatz, in der Krise zu arbeiten.
    Christina Scheppelmann, Intendantin der Seattle Opera lächelt in die Kamera.
    Das Musiktheater in den USA muss weitermachen, ist Christina Scheppelmann überzeugt. (Seattle Opera House / Philip Newton Photography )
    Der Fall der Metropolitan Opera sei aber anders, das Haus sei viel größer: "Alleine das Haus aufzumachen kostet ja ein riesiges Geld." Die Metropolitan Opera habe 3.800 Plätze.
    Dennoch: "Bis das Publikum wieder in den Saal kann, wird es für die meisten amerikanischen Häuser unmöglich sein, wieder zu produzieren", sagt Christina Scheppelmann. Die Zuschauerzahlen müssten sich bald wieder erhöhen.
    "Ich brauche Geldgeber, um durch die Krise zu kommen"
    Das Musiktheater in den USA werde dennoch nicht untergehen, ist sich die Intendantin sicher - "dadurch, dass wir in irgendeiner Form in Kontakt zum Publikum unterhalten." Doch für einen Normalbetrieb werde eine Coronavirus-Impfung notwendig sein. Eine weitere Frage sei, ob das Publikum überhaupt wiederkommen wolle, oder ob es Angst habe: "Ob man denen ein Gefühl der Sicherheit geben kann, auch mit der Impfung, dass sie sich überhaupt wieder versammeln in einem Saal. Das ist rein psychologisch."
    Selbst mit einer Impfung müsse man also versuchen, das Publikum langsam wieder an das Theater heranzuführen.
    Zentral für die Arbeit sei zurzeit die Kommunikation mit dem Aufsichtsrat der Oper und Sponsoren – auch über private Kontakte und Gespräche: "Ich brauche die Geldgeber, um durch diese Krise zu kommen."
    Dass Musikerinnen und Musiker in Zwangsurlaub seien und nicht zusammen proben könnten, sei problematisch für die musikalische Qualität: "Wenn ein Orchester ein Jahr nicht zusammen spielt, da fällt viel auseinander." Auch die Moral des Orchesters leide wahnsinnig durch die ganze Situation, betonte die Intendantin.
    Insofern gelte für das Musiktheater generell: "Wir müssen weitermachen in den USA, weil wir sonst Schwierigkeiten haben werden, wieder anzufangen."