Archiv

US-Portal "Breitbart"
Klicks erzeugen mit einem Zerrbild von Deutschland

Das rechtspopulistische Internet-Portal "Breitbart" hat im US-Wahlkampf kräftig Stimmung gemacht - gegen Hillary Clinton und für Donald Trump. Auch in Deutschland will "Breitbart" in diesem Wahljahr aktiver werden und setzt dabei - wie in den USA - auf reißerische und unwahre Inhalte.

Von Martin Ganslmeier |
    Aufnahme der Internet-Seite "Breitbart News" am 30.11.2016.
    Die Homepage der "Breitbart News" (Foto der Website breitbart.com / Deutschlandradio)
    Es ist die typische Methode von "Breitbart News": Erst eine reißerische Überschrift "1.000-Mann-Mob setzt Deutschlands älteste Kirche in Brand". Darunter ein scheinbar seriöser Artikel, der jedoch die Tatsachen bewusst verfälscht und den Eindruck erweckt, Ausländer hätten die Dortmunder Reinoldikirche mit Feuerwerkskörpern bewusst abfackeln wollen. Ob wahr oder nicht wahr, das ist den "Breitbart"-Autoren nicht so wichtig. Hauptsache es erzeugt viele Klicks und Kommentare der Leser, die "Breitbart" unter dem Artikel ungefiltert abdruckt.
    Vor allem die Kommentare sind "oft hasserfüllt", sagt der Bloomberg-Journalist Joshua Green, der sich intensiv mit "Breitbart News" befasst hat: "'Breitbart' veröffentlicht viele Sachen, die rassistisch sind, antisemitisch, weit weit außerhalb der Grenzen, die in der US-Politik als akzeptabel angesehen werden."
    Und die sich dennoch im Netz weiter verbreiten. Auch die Dortmunder Polizei sah sich zu einer Klarstellung zu den Ereignissen in der Silvesternacht gezwungen. Dass "Breitbart News" überhaupt so viel Einfluss unter Rechtspopulisten, Rechtskonservativen und Nationalisten gewonnen hat, ist das Verdienst von Stephen Bannon.
    Nach dem frühen Tod des Gründers Andrew Breitbart vor fünf Jahren war es Bannon, der "Breitbart News" zum Sprachrohr für zornige Tea-Party-Anhänger und Rechtspopulisten machte. Fast immer geht es gegen Liberale und Demokraten, aber auch gegen die Mainstream-Republikaner. Globalisierung und freier Welthandel werden bekämpft; ebenso die Mainstream-Medien, die Bannon als "Lügenpresse" bezeichnet:
    "Die Medien sind die Leibwache der herrschenden politischen Klasse. Sie und alle Experten und Berater stecken alle unter einer Decke."
    Stimmung gegen Flüchtlinge
    Nach der Amtseinführung von Donald Trump wird Stephen Bannon selbst zur herrschenden Klasse gehören. Bis zu Trumps überraschendem Wahlsieg hatte Bannon dessen Wahlkampf gemanagt. Und dabei auch "Breitbart News" gegen Hillary Clinton in Stellung gebracht. Clinton wurde nicht nur wegen ihrer E-Mail-Affäre angegriffen.
    Bannon warf ihr vor, eine geldgierige Marionette der Wall Street zu sein: "Ihr müsst verstehen: die Clintons tun so als vertreten sie Eure Werte. Aber Geld ist ihnen wichtiger als Eure Interessen."
    Weil Stephen Bannon künftig im Weißen Haus an der Seite von Donald Trump arbeiten wird, hat er seine Tätigkeit bei "Breitbart News" beendet. Doch die Nähe zum Weißen Haus macht das Internet-Angebot künftig noch einflussreicher.
    Vor vier Jahren hatte "Breitbart News" nur eine Millionen Nutzer pro Monat. Mittlerweile sind es über 85 Millionen, in etwa so viele wie das "Wall Street Journal" im Internet hat. Zwei Jahre vor der Brexit-Abstimmung eröffnete "Breitbart News" ein Büro in London und wurde schnell zur Plattform der EU-Gegner.
    Auch über Deutschland berichtet "Breitbart News" regelmäßig: Meist über Straftaten von Flüchtlingen oder über die Ängste der Deutschen vor radikalen Muslimen. Es ist dieses Zerrbild, das Trump vor Augen hat, wenn er Bundeskanzlerin Merkel für das Chaos in Deutschland verantwortlich macht.