Der erste Tag des Staatsbesuchs von Donald Trump in Großbritannien stand ganz im Zeichen des Protokolls und der schönen Bilder. Salutschüsse vom Tower of London, offizielle Begrüßung des US-Präsidenten durch Königin Elizabeth II. vor dem Buckingham Palast, Inspektion der Ehrengarde zusammen mit Prinz Charles – und das alles auch noch bei strahlendem Wetter.
Dabei hatte Trump noch im Landeanflug auf den Londoner Flughafen Stansted per Twitter eine Schimpftirade gegen den Londoner Bürgermeister Sadiq Kahn losgelassen. Der Labour-Politiker hatte am Wochenende per Zeitungsinterview sowohl den Staatsbesuch als auch die Person Trump heftig kritisiert.
Der Präsident bezeichnete den Bürgermeister pakistanischer Herkunft daraufhin als Verlierertypen, der zudem auch noch einen schlechten Job mache. Selbst unmittelbar nach der Landung musste sich der britische Außenminister Jeremy Hunt, Teil der offiziellen Begrüßungsdelegation, von Trump über den Londoner Bürgermeister einiges anhören, wie er anschließend berichtete.
Kein Verständnis für Abwesenheit von Jeremy Corbyn
Der verbale Schlagabtausch steht stellvertretend für eine viel größere Debatte. War es klug, den US-Präsidenten, der sich zudem auch gerne in die Innenpolitik einmischt, ausgerechnet jetzt einzuladen, da das Land im Zuge des Brexit-Streits politisch praktisch führungslos dasteht? Schließlich wird Theresa May Ende der Woche als Premierministerin zurücktreten. Doch Hunt verteidigte heute erneut den Staatsbesuch und zeigte für die demonstrative Abwesenheit von Labour-Chef Jeremy Corbyn beim königlichen Staatsbankett am Abend keinerlei Verständnis:
"Es ist absolut inakzeptabel, dass Labour diesen wichtigen Besuch boykottiert. Das ist der US-Präsident; wir feiern D-Day, wir hatten eine Million US-Soldaten, die hier stationiert waren, die bereit waren, ihr Leben zu opfern für unsere Freiheit, unsere Werte und die Demokratie. Da sollte Parteipolitik keine Rolle spielen".
Doch die Kritiker sehen das natürlich völlig anders, zu denen übrigens auch der Speaker des Unterhauses, der Tory, John Bercow gehört. Eine Rede Trumps im Parlament ist deshalb nicht vorgesehen. Es gehe bei den für morgen geplanten Protesten nicht gegen die USA, nicht gegen die Institution des amerikanischen Präsidenten, sondern gegen die Person Donald Trump und seine Politik, sagt etwa der Labour-Abgeordnete Clive Lewis.
Trump selbst dürfte von den Protesten allerdings wenig mitbekommen, die Straßen sind weiträumig abgesperrt, der Sicherheitsaufwand in London beispiellos. Entscheidend aus Sicht des Präsidenten dürften ohnehin die schönen Bilder mit der königlichen Familie, das gewichtige britische Protokoll, die eindrucksvollen Paraden sein – alles zur besten Sendezeit und direkt übertragen an das heimische Publikum in den USA.