Fast zwei Wochen nach dem verheerenden Hurrikan in der Karibik ließ Donald Trump am Wochenende einen wütenden Twitter-Sturm über Puerto Rico hinwegjagen. In 18 Tweets ließ er sich etwa über die "armseligen Führungsfähigkeiten der Bürgermeisterin von San Juan" aus, so wörtlich. Er bezichtigte die Verantwortlichen auf Puerto Rico, nicht in der Lage zu sein, die eigenen Leute zur Selbsthilfe zu mobilisieren. Und er unterstellte der Bevölkerung, von anderen zu verlangen, "dass alles für sie getan wird", wie er schrieb, "während es eine gemeinschaftliche Aufgabe sein sollte", die Lage auf der notleidenden Insel in den Griff zu bekommen.
Tatsächlich war es die Bürgermeisterin der Hauptstadt San Juan, Carmen Yulin Cruz, gewesen, die Trumps Zorn mit einem dramatischen Appell an die Öffentlichkeit erregt hatte. Sie sei angesichts der Not der Menschen und der Ineffizienz der Hilfeleistung aus Washington stinksauer, sagte die Bürgermeisterin in einem Interview: "Wir sterben hier, und ihr tötet uns mit Eurer Ineffizienz und Bürokratie".
"Eine Geschichte auf Leben und Tod"
Trump keilte umgehend zurück und unterstellte der Bürgermeisterin, auf demokratische Einflüsterer zu hören, die ihr geraten hätten, besonders "fies" zu ihm zu sein. Die Meldungen über eine immer noch schlechte Versorgungslage seien Falschmeldungen der Fake News und Ausdruck politischer Undankbarkeit, schrieb Trump. Die Hilfskräfte leisteten großartige Arbeit, die zu wenig gewürdigt werde. In diesem Sinne hatte sich auch die amtierende Heimatschutzministerin, Elaine Duke, geäußert und damit den Schlagabtausch zwischen der Bürgermeisterin und der Administration in Washington erst losgetreten. Duke hatte angesichts der angelaufenen Hilfsmaßnahmen und der geringen Zahl von Todesopfern von einer Geschichte der guten Nachrichten gesprochen.
Empört wies Bürgermeisterin Cruz die These von der Good-News-Story zurück: Das sei verdammt noch mal eine Geschichte auf Leben und Tod, sagte sie.
Tatsächlich war die Hilfsaktion aus Washington für das US-Außenterritorium Puerto Rico nur schleppend angelaufen, wie auch Katastrophenhelfer monierten.
Selbst Sprecher der US-amerikanischen Katastrophenbehörde FEMA wie Brock Long räumten ein, solange nicht mit der Hilfsaktion zufrieden zu sein, solange die Lage auf Puerto Rico so instabil bleibe.
Deutliche Kritik auch aus der eigenen Partei
Mittlerweile sind über 10.000 Helfer in der Krisenregion eingetroffen. Millionen von Mahlzeiten und tonnenweise Frischwasser wurden angeliefert. Erst im Laufe des Sonntags sollen alle Gemeinden erreicht worden sein. Dennoch sind Lebensmittel noch immer knapp, Treibstoff und Medikamente Mangelware. Die Stromversorgung und das Telefonnetz arbeiten nur teilweise. Vor diesem Hintergrund sah sich Donald Trump selbst aus der republikanischen Partei deutlicher Kritik an seinen Tweets ausgesetzt. Es sei "nicht angemessen, Menschen inmitten einer existenziellen humanitären Krise derart zu kritisieren", sagte etwa der Gouverneur von Ohio, John Kasich. Das mache ihn sprachlos.
In den sozialen Medien und bei den Demokraten sorgten die Tweets für einen Sturm der Entrüstung. Der ehemalige demokratische Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders äußerte sich entsetzt: Donald Trump spiele mit seinen Milliardärsfreunden in seinem schicken Club Golf, während die Bürgermeisterin von San Juan darum kämpfe, Strom, Lebensmittel, Wasser und Benzin auf die Insel zu bekommen, sagte er.
Einen Tag vor dem Besuch Donald Trumps auf Puerto Rico bleibt abzuwarten, ob es dem Präsidenten noch gelingt, die Gemüter wieder zu beruhigen. Andernfalls dürfte der Empfang für ihn ziemlich frostig ausfallen.