Joe Biden ist zum 46. Präsidenten der USA gewählt worden und folgt damit auf Donald Trump. Laut Thomas Kistner von der "Süddeutschen Zeitung" hat die Wahl Bidens auch große Bedeutung für die Sportwelt in den USA. Denn der 77-Jährige habe sich in seiner Karriere immer wieder als Mann des Sports gegeben. "Joe Biden hat eine ganze Reihe herausragender Aktivitäten in den Sportbereichen vorzuweisen, in denen er auch bald als Präsident gefragt sein wird", sagte Kistner.
"In der Sportpolitik hat Biden definitiv eine ganz andere Expertise als der Golfspieler Trump, der Sport hauptsächlich als Instrument für seine Selbstpropaganda genutzt hat", so Kistner. "Dann wird sich das Weiße Haus unter Biden auch wieder zu einem Begegnungsort patriotisch veranlagter US-Athleten verwandeln. Unter Trump war der Präsidentensitz zu einer Tabu-Zone verkommen." So weigerten sich unter anderem die US-Fußball-Weltmeisterinnen und Basketball-Teams aus der NBA nach einem Titelgewinn ins Weiße Haus zu kommen.
Akzente in Anti-Doping-Kampf
Insbesondere in der Doping-Bekämpfung und der Bekämpfung von Sport-Kriminalität habe Biden laut Kistner seit den 80er-Jahren immer wieder Akzente gesetzt. Biden sei es zu verdanken, dass die Anti-Doping-Gesetze in den USA schärfer geworden sind. So habe er aktiv dazu beigetragen, den Steroid-Handel in den USA illegal zu machen. "Gerade für diesen Präsidenten ist Doping kein Neuland", so Kistner.
Auch FIFA-Boss Gianni Infantino, ein Freund Donald Trumps, dürfte es laut Kistner mit Biden schwieriger haben: "Vermutlich wird ein Besucher wie Gianni Infantino gar keinen Fuß in Bidens Oval Office setzen dürfen, solange er das Subjekt einer Strafermittlung der Schweizer Bundesjustiz ist." Mit Biden werden wieder Seriosität und politische Programmatik ins Weiße Haus einziehen, sagte Kistner. "Was das heißt, hat die FIFA schon einmal erlebt, in der Zeit vor Trump, als das FBI bei ihr in der Schweiz einmarschiert ist. Auch in der Zeit war Biden im Amt, als Vizepräsident der Obama-Regierung." Ohne Trump bleibe nun auch der WM 2026 in Mexiko, Kanada und den USA ein Reizthema erspart. Schließlich wollte Trump noch eine Mauer zu Co-Gastgeber Mexiko bauen. "Dieser Spuk ist nun vorbei", sagte Kistner.
Biden ein Problem für das IOC
Für das Internationale Olympische Komitee (IOC), das 2028 Olympische Spiele in Los Angeles austragen will, stelle Biden ebenfalls ein Problem dar. "Biden kann in einem zentralen olympischen Thema nicht hinter sein Lebenswerk zurücktreten und das ist die harte, seriöse Doping-Bekämpfung. Wir wissen wie wachsweich das IOC in dieser Frage ist", sagte Kistner. "Brandgefährlich" für den olympischen Betrieb sei auch der Chef der amerikanischen Anti-Doping-Agentur Usada, Travis Tygart, der schon Radprofi Lance Armstrong überführt hat. "Und Biden ist ein Präsident, der ihn in den nächsten vier Jahren sicher nicht an die Leine legen wird."