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US-Präsidentschaftsvorwahlkampf
Erste Debatte der Demokraten

Mehr als ein Jahr vor der US-Präsidentenwahl eröffnen auch die Demokraten die Kandidatensuche mit Debatten im Fernsehen. Die Aufmerksamkeit gehört besonders zwei Aspiranten: Hillary Clinton und Bernie Sanders. Und dann ist da noch ein dritter, der noch nicht weiß, ob er kandidieren will.

Von Marcus Pindur |
    Hillary Clinton beim Auftakt ihres Wahlkampfes auf der Roosevelt-Insel in New York
    Hillary Clinton beim Auftakt ihres Wahlkampfes auf der Roosevelt-Insel in New York (AFP / TIMOTHY A. CLARY)
    "I believe I´ve got the vision, the policies, the skills, the tenacity and the determination to get us back on the right track."
    Das Sie über den nötigen Willen, die Kompetenz und die Entschlossenheit verfügt, dass bezweifelt bei Hillary Clinton niemand. Doch ihr Wahlkampf tat sich schwer. Ihre Beliebtheitswerte brachen über Monate hinweg ein. Dafür stieg ein linker Populist und erklärter Sozialist aus Vermont, Bernie Sanders, in der Gunst der demokratischen Anhängerschaft auf, und er füllte in den letzten Monaten die Arenen.
    "In case you haven't noticed, a lot of people here!"
    In New Hampshire liegt Sanders vorne
    Doch in den nationalen Umfragen führt Hillary Clinton nach wie vor. Lediglich in New Hampshire, einem eher liberalen Bundesstaat, liegt Sanders vorne. New Hampshire ist allerdings deshalb wichtig, weil es der erste Bundesstaat ist, in dem Vorwahlen abgehalten werden. Von hier gehen Signale aus.
    Die Signale, die Hillary Clinton in den letzten Wochen gesandt hat, richteten sich allesamt an den linken Flügel der Demokraten, der in den letzten Jahren deutlich an Macht gewonnen hat. Hillary Clinton sprach sich gegen den Bau der Ölpipeline "Keystone XXL" aus, den Umweltaktivisten ablehnen. Vergangene Woche erklärte sie, sie lehne das Handelsabkommen mit zwölf Staaten des Pazifischen Beckens TPP ab, das sie als Außenministerin lebhaft befürwortet hatte. Kurz darauf legte Clinton einen Plan vor, der die Regierung ermächtigen würde, große Banken auseinander zu brechen, falls sie strikte regulatorische Bedingungen nicht erfüllen. Als Senatorin des Bundesstaates New York hatte sie enge Beziehungen zur Finanzindustrie gepflegt. Das alles werten ihre Gegner als Wahlkampf-Opportunismus, so zum Beispiel Bernie Sanders.
    "Die Wähler müssen meine Konsistenz, mit der ich die stärkere Regulierung der Banken und Großkonzerne gefordert habe, gegen die Haltung der ehemaligen Außenministerin abwägen."
    Wahlkampf mit oder ohne Joe Biden?
    Doch nach wie vor ist Hillary Clinton allen Umfragen zufolge, die Kandidatin, die es in den demokratischen Vorwahlen zu schlagen gilt. Und das traut man eigentlich nur einem zu: Vizepräsident Joe Biden. Er hat sich eine Kandidatur nach wie vor offengehalten, sich aber noch nicht abschließend erklärt, deshalb wird er in der Debatte auch nicht dabei sein. Präsident Obama zeigte Verständnis dafür, dass Biden eine Kandidatur erwäge.
    "Wenn man immer bei allen wichtigen Entscheidungen neben dem Präsidenten sitzt, dann denkt man natürlich: Ich könnte das auch gut machen."
    Biden selbst hatte erklärt, er wisse nicht, ob er nach dem frühen Tod seines Sohnes Beau vor vier Monaten über den emotionalen Treibstoff für eine Wahlkampagne verfüge.
    Die drei übrigen Bewerber - die Ex-Gouverneure Martin O'Malley und Lincoln Chafee sowie der frühere Senator Jim Webb - haben kaum messbare Unterstützung. Wer für die Demokraten in die Präsidentenwahl im November 2016 geht, soll im Juli feststehen. Die Fernsehdebatte der fünf Bewerber findet in Las Vegas statt, sie wird von CNN übertragen.