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US-Präsidentschaftswahlen
Verbale Attacken und Händeschütteln

Beim ersten von drei TV-Duellen vor der Wahl haben sich die US-Präsidentschaftsbewerber Hillary Clinton und Donald Trump gegenseitig verbal attackiert. Dabei ging es unter anderem um Clintons E-Mails und Trumps Steuererklärung. Der Nachrichtensender CNN sieht Clinton nach der Debatte deutlich vorne.

    Donald Trump (rechts) und Hillary Clinton reichen sich die Hand
    Erstes TV-Duell im US-Präsidentschaftswahlkampf: Donald Trump (rechts) und Hillary Clinton reichen sich die Hand. (picture alliance / dpa / EPA / Justin Lane)
    Hillary Clinton gegen Donald Trump: Das erste TV-Duell der beiden Präsidentschaftsbewerber war in den USA und weltweit mit Spannung erwartet worden. Wer schafft die versprochenen Jobs? Wer sorgt für Sicherheit und überzeugt im Kampf gegen den Terror? Beide lieferten sich einen harten Schlagabtausch - möglicherweise hat die Demokratin Clinton an diesem Abend wichtige Punkte gut gemacht.
    CNN bescheinigte Clinton kurz nach Ende der Debatte einen Erfolg. In einer Umfrage des amerikanischen Nachrichtensenders lag die Demokratin mit 62 Prozent vorn. Lediglich 27 Prozent waren der Meinung, der Republikaner Trump habe das direkte Aufeinandertreffen für sich entschieden.
    Die Diskussion sei für viele Leute ein Augenöffner gewesen, erklärte Clintons Sprecher Fallon. Zugleich verwies er darauf, dass es vermutlich ein enges Rennen zwischen beiden Bewerbern bleiben werde.*
    Röttgen: Trump "unberechenbar"
    Der CDU-Außenexperte Norbert Röttgen sagte im ZDF-Morgenmagazin, Clinton sei als "klare Siegerin" aus dem TV-Duell hervorgegangen. Es habe keine Phase der Debatte gegeben, in der Clintons Herausforderer Donald Trump "im Sinne des Wortes" argumentiert oder "harte Fakten gebracht" habe. Zum Verhältnis eines möglichen Präsidenten Trump zu Deutschland und anderen Staaten sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, der Republikaner sei ein "riesiges Risiko".
    Im DLF sagte der Koordinator der Bundesregierung für transatlantische Zusammenarbeit, Jürgen Hardt (CDU), bei Donald Trump sei es "nach wie vor im Nebel, wie seine Außenpolitik aussehen wird."
    Glücklicher Beginn für Clinton
    Hillary Clinton hatte die Auslosung gewonnen und durfte die erste Frage beantworten an diesem Abend in der Hofstra-University in Hempstead. Und wenn Rot die Farbe der Macht in den USA sein sollte, dann sorgte die frühere Außenministerin auch da bereits für klare Verhältnisse: Sie trat im roten Hosenanzug auf, während Trump bei der Farbe der Krawatte auf Blau setzte. Dafür kam er eine halbe Stunde früher an, wie ein Boxer, der den Kampf kaum erwarten konnte.
    Hillary Clinton sprach Trump zur Begrüßung mit "Donald" an, während dieser eine andere Strategie wählte: Ob er sie als "Secretary Clinton" ansprechen dürfe, als Ministerin Clinton? Es sei ihm sehr wichtig, sie glücklich zu sehen, sagte der republikanische Bewerber Trump zu Beginn. Aber das war dann auch zugleich das Ende seiner Charme-Offensive.
    Clinton mit staatstragender Rolle
    Mit den Themen Wirtschaft und Steuerpolitik begann der Schlagabtausch, der von dem NBC-Journalisten Lester Holt moderiert und schätzungsweise von etwa 100 Millionen TV-Zuschauern in den USA verfolgt wurde. Es müsse darum gehen, die Abwanderung von Arbeitsplätzen zu verhindern, wetterte Trump, während Hillary Clinton an dieser Stelle zunächst die Rolle der Unternehmer und der Mittelklasse würdigte, die gerade diese Jobs schafften. Nach etwa 20 Minuten der Debatte wurde klar, wer hier der Herausforderer war und wer den staatstragenderen Part hatte. Hillary Clinton als die Frau, die weiß, wie es im Weißen Haus zugeht. Und Donald Trump als der Mann, der da erst noch hinein will.
    "Frau Ministerin, Sie haben keinen Plan", warf der zunehmend agressive Trump seiner Kontrahentin vor, die sich zum Amusement des Publikums dagegen verwahrte, nun auch für alle Vergangene in der US-amerikanischen Politik verantwortlich zu sein.
    Auch nach Auffassung von Deutschlandfunk-Korrespondent Thilo Kößler geriet Trump zunehmend in die Defensive. Er sprach von einem "klaren Punktsieg für Hillary Clinton".
    E-Mailaffäre vs. Steuererklärung
    Hillary Clinton solle doch ihre 33.000 E-Mails veröffentlichen, verlangte Trump in Anspielung auf die fehlerhafte Nutzung von Mailaccounts in ihrer Zeit als Außenministerin. Ja, sie habe da einen Fehler gemacht, sagte Clinton - der Punkt ging aber doch eher an sie. Denn als der republikanische Kandidat sagte, nach Veröffentlichung ihrer Mails werde er auch - wie von den Demokraten gefordert - seine Steuererklärung publik machen, konterte sie kühl: Vielleicht sei Trump ja überhaupt nicht so reich, wie dieser immer vorgebe. "Irgendetwas versteckt er", sagte Clinton, die ihre Steuererklärung publik gemacht hat.
    Die frühere Außenministerin setzte sich für eine härtere Gangart im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" ein. "Wir müssen die Luftangriffe auf den IS intensivieren", erklärte Hillary Clinton. Ihr Kontrahent widersprach der Darstellung Clintons, dass er als Sicherheitsrisiko angesehen und für nicht tauglich angesehen werde, die Rolle des Oberkommandierenden der US-Armee zu übernehmen. "Mehr als 200 Admirale und Generale unterstützen mich", so Trump.
    Breiten Raum nahmen in der Debatte auch die Themen Rassismus und die Sicherheitslage in den USA ein. Ohne "Law and Order", ohne Recht und Ordnung gehe es nicht, betonte Trump. "Wir müssen die Waffen aus den Händen derer wegnehmen, die sie nicht tragen sollten", sagte der Republikaner. Hillary Clinton hatte zuvor der Einschätzung des Moderators Recht gegeben, dass es auch darum gehen müsse, den Rassismus, die Spaltung des Landes, zu überwinden.
    Trump zweifelt an Clintons Durchhaltevermögen
    Auch Clintons Gesundheitszustand wurde erneut zum Thema. Trump sagte, angesprochen auf eine frühere Aussage, dass Clinton nicht das Durchhaltevermögen für das Amt der US-Präsidentin habe. Clinton argumentierte gegen ihre mutmaßliche Schwäche, dass sie als Außenministerin 112 Länder bereist, Verhandlungen über Waffenruhen und verhaftete Dissidenten geführt - und elf Stunden vor einem Untersuchungskomitee Rede und Antwort gestanden habe.
    Dass sie sich die Hände reichen - keine Selbstverständlichkeit in diesem mit aller Härte geführten Wahlkampf. Viele Beobachter seien Hillary Clinton als Siegerin des Abends, Trump liegt eigentlich in keinen Nachbetrachtungen vorne. Offenen Applaus bekam die Demokratin in Hofstra University in Hempstead für dieses Satz: "Ich bin auf das Amt des Präsidenten vorbereitet, und das ist eine gute Sache." Gewählt wird am 8. November.
    (ml/vic)
    *In einer früheren Version wurde an dieser Stelle Trumps Wahlkampfhelfer Giuliani zitiert. Das Zitat stammte von einem Satire-Account.