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US-Rassismusdebatte
Polizei erschießt erneut Schwarzen

Unweit der US-Kleinstadt Ferguson ist ein Schwarzer von Polizisten erschossen worden. Er habe sich bei der Festnahme geweigert, sein Messer niederzulegen. Nach tagelangen Unruhen in Ferguson ist die Stimmung in der Region wegen Rassismusvorwürfen aufgeheizt. Eine US-Zeitung verglich die Lage mit "einer Art Kleinstadtbürgerkrieg".

    Ein Polizist während der Unruhen in Ferguson am 18. August 2014
    Ein Polizist während der Unruhen in Ferguson am 18. August 2014 (afp / Michael B. Thomas)
    Wieder ist es in der US-Metropole St. Louis im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten zu einer tödlichen Konfrontation gekommen. Wieder hat ein Polizist einen Schwarzen erschossen.
    Drei Kilometer von Ferguson entfernt kam es zu dieser tödlichen Festnahme. Die Polizei schilderte folgenden Ablauf: Der 23-Jährige habe vor den Beamten mit einem Messer herumgefuchtelt und sich trotz mehrfacher Ermahnung geweigert, die Waffe niederzulegen, sagte ein Polizeisprecher. Seine Kollegen seien zu einem Ladendiebstahl gerufen worden. Der Verdächtige habe sich unberechenbar verhalten und den Beamten die Worte "Erschießt mich jetzt, tötet mich jetzt" entgegengerufen. Als er auf sie losgegangen sei, hätten die Polizisten das Feuer eröffnet.
    Später versammelte sich eine große Menschenmenge an dem Schauplatz, einige skandierten "Hände hoch, erschießt mich nicht!". Die Parole war zuletzt immer wieder bei den Protesten rund um Erschießung des 18-Jährigen durch einen weißen Polizisten in Ferguson zu hören. Dort herrschte seit Tagen Ausnahmezustand: "Wenn der Polizist nicht angeklagt wird, dann brennt in Ferguson die Hütte", sagte ein aufgebrachter Demonstrant unserer Korrespondentin. Seit der Erschießung des Jugendlichen am 8. August kommt es nahezu jeden Abend zu Ausschreitungen, begleitet von Plünderungen und Sachbeschädigungen. Mindestens zwei Menschen wurden demnach angeschossen, es gab mindestens 31 Festnahmen.
    In der US-Kleinstadt Ferguson nimmt die die Polizei einen schwarzen Demonstranten fest.
    In der US-Kleinstadt Ferguson nimmt die die Polizei einen schwarzen Demonstranten fest. (AFP / Michael B. Thomas)
    Rückkehr zur Normalität
    Die Kleinstadt versucht schon wieder zu Normalität zurückzufinden. Die nächtliche Ausgangssperre wurde inzwischen aufgehoben. Doch rief die Stadtverwaltung von Ferguson die Bewohner auf, nach Einbruch der Dunkelheit zu Hause zu bleiben. Auch in dieser Nacht protestierten Hunderte Menschen gegen die mutmaßlich brutale Behandlung von Schwarzen durch die Polizei.
    Beamte der Stadt wollen jetzt nach Wegen suchen, wie die Zahl afroamerikanischer Bewerber an Polizeiakademien erhöht werden könne. Geplant seien auch Überwachungskameras, die am Armaturenbrett von Streifenwagen und Polizeiuniformen angebracht werden sollen. Der erschossene Jugendliche soll am kommenden Montag beigesetzt werden. Heute beginnt die juristische Aufarbeitung des Falles. Justizminister Eric Holder wird in Ferguson erwartet.
    (sdö/bn)