Gershkovich muss die Haft laut Urteil in einer Strafkolonie unter verschärften Bedingungen ableisten. Die Anklage hatte 18 Jahre gefordert. Gershkovich, der für das "Wall Street Journal" arbeitet, war vor gut einem Jahr in Jekaterinburg festgenommen worden. Die Staatsanwälte warfen ihm vor, für den US-Geheimdienst CIA zu arbeiten und geheime Informationen über einen Panzerhersteller im Ural gesammelt zu haben. Der Angeklagte wies - ebenso wie die US-Regierung und sein Arbeitgeber - alle Anschuldigungen zurück.
Lawrow: Gespräche über Gefangenenaustausch
Gershkovich war der erste westliche Journalist, der seit Ende des Kalten Krieges in Russland wegen Spionagevorwürfen festgenommen wurde. Westliche Beobachter sehen ihn als Faustpfand Russlands. Nach Angaben von Außenminister Lawrow laufen derzeit vertrauliche Gespräche über einen möglichen Gefangenenaustausch.
Kritik an Verurteilung Gershkovichs
US-Präsident Biden hat die Verurteilung Gershkovichs scharf kritisiert und als unrechtmäßig zurückgewiesen. Biden erklärte, dieser habe kein Verbrechen begangen. Vielmehr sei er zur Zielscheibe der russischen Regierung geworden, weil er Journalist und Amerikaner sei. Die US-Regierung kämpfe weiterhin für Gershkovichs Freilassung.
Auch Bundesaußenministerin Baerbock (Grüne) äußerte Kritik. Journalismus sei kein Verbrechen, schrieb Baerbock im Onlinedienst X. Das Urteil sei politisch motiviert und Teil von Präsident Putins Kriegspropaganda. Ähnlich äußerte sich der FDP-Vorsitzende und Finanzminister Lindner.
Der Deutsche Journalisten-Verband bezeichnete die Verurteilung als Skandal. Die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Metsola, sprach von einem politisch motivierten Scheinprozess.
Diese Nachricht wurde am 19.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.