Manchmal, erklärt Greg Kelly, gelinge es dem Bankräuber eben, zu entkommen. So wie Joe Biden – der diese Wahl gestohlen habe und damit davongekommen sei. Greg Kelly ist der prominenteste Moderator des US-Fernsehsenders "Newsmax" und seine Bankräuber-Analogie ist vom Tag nach der Erstürmung des Kapitols. Newsmax-Chef Christopher Ruddy und seine Mitarbeiter stehen auch in diesen letzten Tagen von Donald Trumps Amtszeit weiter loyal zum Präsidenten. Das erklärte Ziel: Fox News Konkurrenz zu machen.
"Der Kabel-Fernsehmarkt ist ein sechs-Milliarden-Dollar-Markt, Fox News gehört die Hälfte davon. Bis jetzt hatten sie einfach keine Konkurrenz. Wir sind die Ersten. Wir sind so gut aufgestellt, wir können jetzt mit Fox mithalten. Fox hat sich sehr schizophren verhalten nach der Wahl, da haben sie den Präsidenten nicht sehr zuverlässig unterstützt. Newsmax dagegen hat das getan." Das sagte Trump-Freund Ruddy in einem Fernsehinterview im November. Tatsächlich scheinen sich seit der Wahl vermehrt enttäuschte Zuschauer von Fox News abgewendet zu haben. Die Einschaltquoten von Newsmax sind gestiegen: An einem Abend im Dezember hatte der Sender in der wichtigsten Zielgruppe zum ersten Mal mehr Zuschauer als Fox News.
"Fox News hat zum ersten Mal echte Konkurrenz"
Matthew Gertz von dem Medien-Watchblog "Media Matters for America" glaubt aber nicht, dass Newsmax Fox News tatsächlich ersetzen kann: "Fox News hat einen großen Vorteil, weil sie schon so etabliert sind und so viele bekannte Moderatoren haben. Andererseits muss Newsmax sie ja auch gar nicht ersetzen. Die eigenen Quoten zu verbessern und Fox News Zuschauer abzujagen, das ist schon ein großer Erfolg. Fox News hat jetzt zum ersten Mal echte Konkurrenz."
Der zweite selbstbewusste Fox-Konkurrent, den Donald Trump seit der Wahl immer wieder in seinen Tweets bewirbt, heißt One America News, kurz OAN. Vor allem bekannt für die schmeichelhaften Fragen seiner Reporter im Weißen Haus, die Donald Trump in seinen Pressekonferenzen mit Vorliebe aufruft:
"Reporterin: Herr Präsident, Ihre Umfragewerte sind so hoch wie noch nie, Ihr Umgang mit dem Virus bekommt große Zustimmung. Trotzdem überlegen manche Sender, Ihre Pressekonferenzen nicht mehr live zu zeigen. Sehen Sie da einen Zusammenhang?
Trump: Das ist aber eine nette Frage, danke!"
Trump: Das ist aber eine nette Frage, danke!"
Und bald ein eigener Trump-Kanal?
Zuletzt gab es Gerüchte, Trump wolle nach seiner Amtszeit einen dieser Fernsehsender übernehmen und so sein eigenes Medienimperium aufbauen. Matthew Gertz von "Media Matters for America" hält es für unwahrscheinlich, dass Trump wirklich einen eigenen Fernsehsender aufbauen will – die Hürden dafür seien in den USA sehr hoch. "Ich denke aber, er wird so oft im Fernsehen auftreten, wie er kann. Es gibt ihm ja offensichtlich sehr viel, sich von Moderatoren interviewen zu lassen, die ihn bewundern. Ich vermute, er wird bei Newsmax zu sehen sein, er wird aber auch wieder zu Fox News gehen. Das ist für ihn der Weg, weiterhin seine Fans zu erreichen. Und die Sender werden sich darum reißen, ihn einzuladen, weil das Quote bringt."
Mit Beginn der Amtszeit von Joe Biden wird sich die Situation für Newsmax und OAN ändern. Sie werden aber deswegen nicht überflüssig. Matthew Gertz: "Ich denke, beide Sender werden jetzt in zwei Richtungen weitermachen. Zum einen werden sie die schlimmsten Verschwörungstheorien über die Biden-Regierung verbreiten. Und zum anderen werden sie Trump nicht fallenlassen, im Gegenteil, sie werden regelmäßig weiter über alles berichten, was er tut."
Letztlich seien die Entstehung und der Erfolg von diesen Sendern ein Zeichen dafür, dass der amerikanische Konservatismus immer stärker in die Verschwörungsecke abdrifte. Die Trump-Jahre, so Gertz, werden in der US-Medienlandschaft noch lange nachwirken.