Vor den Sommerspielen in Peking 2008 war die Welt für die US-Unternehmen noch in Ordnung. Damals wird Coca-Cola-Sprecher Rob Baskin nach der Vergabe an Peking in der New York Times so zitiert: „Da liegen riesige Chancen für Wachstum, die Olympischen Spiele geben uns eine schöne Marketing-Plattform.“ Es folgte eine riesige Werbeshow. Fast 14 Jahre später beschreibt Jim Andrews, Gründer der Sponsoringberatung A-Mark Partnership Strategies, die Situation so:
"Der Mangel an Werbeaktivitäten ist wirklich überraschend. Es gibt Berichte, dass Coca Cola - ein Unternehmen, das seit fast hundert Jahren die Olympischen Spiele sponsert - keine Werbung während der Fernsehübertragung der Spiele in den USA plant, was für das Unternehmen wirklich ein Novum wäre. Es mangelt also wirklich an der üblichen Werbe- und Promotionsunterstützung, die wir normalerweise sehen würden."
"Dilemma" für US-Firmen
Die Stimmung hat sich gegen China gewendet. Das US-Außenministerium wirft China Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Genozide gegen Uiguren vor. Zahlreiche Menschenrechtsverletzungen haben zu weltweiten Protesten geführt, angeführt von den USA haben viele Nationen einen diplomatischen Boykott ausgerufen. Jim Andrews sagt:
"Die Gesellschaft ist verärgert, dass China Gastgeber dieser Spiele ist, denn die chinesische Regierung hat eine schlechte Menschenrechtsbilanz und viele Menschen protestieren dagegen. Die Sponsoren laufen also Gefahr, als Unterstützer der chinesischen Regierung angesehen zu werden, wenn sie aktiv für ihre Partnerschaft und die Finanzierung der Spiele werben. Das ist also das Dilemma, in dem sie stecken."
Auch die Corona-Pandemie hat den Enthusiasmus gedämpft. Dazu kommt: Die internationalen Zuschauer fehlen, und Peking 2022 findet nur ein halbes Jahr nach den Sommerspielen in Tokio statt. Da ist das Interesse der Fans nicht sehr hoch. Auch die Politik hat in den USA starken Druck ausgeübt.
Manager im Kongress unter Druck
"Einige Mitglieder des US-Kongresses haben die US-Olympia-Sponsoren ausdrücklich aufgefordert, die Spiele nicht zu unterstützen, weil sie in China ausgetragen werden", sagt Jim Andrews.
Vor dem Ausschuss des US-Kongresses mussten schon Mitte 2021 hochrangige Manager des US-amerikanischen IOC-Sponsoren antreten. Die wurden regelrecht „gegrillt“ und hatten keine befriedigenden Antworten auf die Fragen der Abgeordneten, nur Phrasen. Paul Lalli, Vize-Präsident für Menschenrechte bei Coca Cola, sagt im Verhör des republikanischen Senators Tom Cotton:
"Wir wenden in den Vereinigten Staaten die gleichen Menschenrechtsprinzipien an, wie in der ganzen Welt. Wir kennen die Berichte des Außenministeriums zu diesem Thema und anderer Abteilungen der US-Regierung zu diesem Thema und respektieren sie. Diese Berichte fließen in unser Programm ein, ebenso wie die Berichte nichtstaatlicher Organisationen."
China reagiert massiv auf Tweet eines amerikanischen Basketball-Funktionärs
Ein anderer Aspekt ist die enge Verbindung der Firmen zu China, ein wichtiger Absatzmarkt für diese Unternehmen. Als beispielsweise 2019 der General Manager des NBA-Teams Houston Rocket, Daryl Morey, mit einem Tweet die pro-demokratische Opposition unterstützte, beendeten alle chinesischen Geschäftspartner die Beziehungen zu den Rockets.
Jim Andrews sagt: "Es wird aber auch Druck auf diese Unternehmen ausgeübt, nicht zu weit in die andere Richtung zu schwenken und China zu kritisieren, weil es sich um Unternehmen handelt, die dort beträchtliche Geschäfte machen. Sie befinden sich also wirklich in der sprichwörtlichen Zwickmühle."