Der Staatshaushalt für 2018, wie ihn sich die neue US-Regierung vorstellt, soll die Vereinigten Staaten "wieder groß machen". So steht es im Untertitel des Vorschlags aus dem Präsidentenbüro. Dass Donald Trump dabei nicht unbedingt auf die Wissenschaft vertrauen würde, hat man schon geahnt. Der Physiker Rush Holt, Chef der Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften:
"Mit diesem Budget-Vorschlag haben wir zum ersten Mal etwas Handfestes von der neuen Regierung. Vorher, das waren nur Mutmaßungen. Jetzt sehen wir: Der Präsident will drastische Kürzungen in vielen wissenschaftlichen Bereichen."
Die wohl größte Überraschung: Trump will den Etat der Nationalen Gesundheitsinstitute um 20 Prozent kappen, von knapp 32 auf 26 Milliarden US-Dollar. Unter dem Dach der Fachbehörde versammeln sich die ganzen nationalen medizinischen Forschungsinstitute der USA, mit rund 20.000 Mitarbeitern. Kürzungen in diesem Ausmaß würden die Entwicklung von Therapien zurückwerfen, warnt die Krebsforscherin Julie Vose von der Universität Nebraska, bis vor kurzem Präsidentin der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Onkologie:
"Eine 20-prozentige Kürzung des Etats wäre verheerend für alle Projekte, zum Beispiel in der Genom- oder Krebsforschung. Manche könnten dann sicher nicht weitergeführt werden. Die Gesundheitsinstitute sind außerdem ein wichtiger Geldgeber für die Universitäten. Auch sie müssten dann wahrscheinlich Forschungsprogramme zurückfahren und Stellen für Mediziner und Wissenschaftler streichen."
30 Prozent weniger Geld für die staatliche Umweltbehörde
Umwelt- und Klimaschutz, der Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger - mögen andere das für wichtig halten: Der neue US-Präsident nicht! Er schlägt sogar vor, die staatliche Agentur für Zukunftsweisende Energieforschungsprojekte ARPA-E kurzerhand dicht zu machen, wie Rush Holt erläutert:
"Nach den Plänen des Präsidenten würde sie noch dieses Jahr abgeschafft. Eine Einrichtung, die an Batterien, intelligenten Stromnetzen und Supraleitern forscht, und das mit sehr guten Ergebnissen."
30 Prozent weniger Geld für die staatliche Umweltbehörde EPA, 10 Prozent weniger für die Nationale Wetterbehörde NOAA, so gut wie keine Etatveränderungen bei der NASA. Doch die solle ihre Augen nur noch auf den Weltraum richten und keine "erdzentrierte Forschung" mehr betreiben, wie es wörtlich heißt im Budgetvorschlag aus dem Präsidenten-Büro.
Vier Satellitenmissionen für die Erd- und Klimabeobachtung will die Trump-Administration den Geldhahn zudrehen, darunter auch einem neuen Observatorium zur Messung des Treibhausgases Kohlendioxid aus dem All.
Attacke gegen die Wissenschaft
Trumps Partei beabsichtigt überdies, den Weltklimarat nicht mehr finanziell zu unterstützen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf haben die Republikaner kürzlich im Kongress eingebracht. US-Experten könnten dann praktisch nicht mehr an Weltklimaberichten mitarbeiten.
Michael Mann, einer der bekannten US-Klimaforscher, spricht von einer Attacke gegen die Wissenschaft:
Die Absichten sind klar: Man möchte nicht mehr, dass überwacht wird, wie sich das Klima ändert. Das ist so, als ob Sie wissen, dass jemand Fieber hat. Und trotzdem verbieten Sie ihm, seine Temperatur zu messen. Andere Länder wie Japan, China oder die EU könnten zwar versuchen, eigene Satelliten zu bauen. Aber so etwas dauert Jahre. In der Zwischenzeit hätten wir große Beobachtungslücken und wüssten nicht genau, was mit den Eisschilden und dem Meeresspiegel passiert."
Bei all dem darf man allerdings nicht vergessen: Es handelt sich nur um Vorschläge des Präsidenten. Sein Etatentwurf muss durch den Kongress. Und dass die Abgeordneten ihn in dieser Form absegnen, kann sich Rush Holt nicht vorstellen - auch aus eigener Erfahrung. Holt saß selbst 16 Jahre lang für die Demokratische Partei im US-Repräsentantenhaus:
"Ich erwarte, dass Repräsentantenhaus und Senat mehr Mittel für die Wissenschaft bereitstellen werden, als der Präsident jetzt vorschlägt. Republikaner und Demokraten im Kongress waren der Forschung gegenüber immer aufgeschlossen. Sie werden dem Präsidenten kaum folgen."
Wie hoch die Budgetkürzungen am Ende ausfallen, kann also noch niemand sagen. Nur, dass es sie unter einem Präsidenten Donald Trump höchstwahrscheinlich geben wird. Davon gehen die meisten Mediziner und Wissenschaftler in den USA aus.