Aaron Kohn ist felsenfest davon überzeugt, dass Bitcoin wertvoller ist als Gold.
"Bitcoin verfügt über dieselben Qualitäten wie Gold, aber man kann es sofort überweisen und es ist sicher."
Er sei ein langfristiger Anleger, sagte der 25jährige Studierende der Wirtschaftswissenschaften und Gründer des Krypto-Clubs am Baruch College in New York. Aber er sei kein guter Zocker wie viele seiner Kommilitonen, die auf Kursschwankungen der vielen Digitalwährungen reagieren, um reich zu werden – oft in Sekundenschnelle.
"Einige meiner Freunde bleiben die ganze Nacht lang wach. Stürzt der Preis einer Währung ab, geraten sie in Panik. Oder sie versuchen, von einer Preisschwankung zu profitieren. Aber die Preise ändern sich ständig und sie müssen aufpassen. Das ist viel Arbeit."
Hoher Stromverbrauch in Wohnheimen
Immer mehr Studierende in den USA spekulieren mit den neuen Digitalwährungen – sogar auf Pump. Denn laut einer Umfrage des Student Loan Report, einer Internetseite, die über die Studiengebührenbranche berichtet, verwendeten 21 Prozent der Studierenden ihre Studiengebührendarlehen zum Kauf der digitalen Münzen. Ein großer Fehler, sagt Emin Gun Sirer, ein Computerwissenschaftler an der Cornell Universität – und Kryptowährungsexperte.
"Wir hören schlimme Dinge über Studierende, die Studienkredite aufnehmen und das Geld für Wetten auf digitale Währungen ausgeben. Das ist erschreckend und unverantwortlich. Sie wollen schnell reich werden, weil aber der Handel mit Kryptowährungen wie der Besuch eines Kasinos ist, werden viele von ihnen Geld verlieren."
Hinzu kommt: Der Stromverbrauch in Studentenheimen ist gewaltig gestiegen, seit Studierende große Computersysteme aufgestellt haben, die es braucht, um die Transaktionen überhaupt abzuwickeln. Das führte dazu, dass Universitäten wie Stanford diese Aktivität verboten haben. Gut so, sagt Emin Gun Sirer.
"Die riesigen Computer verbrauchen nicht nur viel Energie, sondern könnten überhitzen und zum Brandrisiko werden."
Obwohl das Interesse der Studierenden an digitaler Währung kaum öffentlicher sein kann, reagieren viele Universitäten nicht schnell genug – und die Studierenden entdecken die neue Welt auf eigene Faust. So hat eine Gruppe von Hochschülern an der Universität von Michigan voriges Jahr einen eigenen Fonds eingeführt, um in digitale Währungen zu investieren.
Und Mitglieder des Blockchain Club an der Universität von Pennsylvania organisieren nicht nur Konferenzen, sondern halfen David Crosbie, einem Professor für Ingenieurswesen, bei der Entwicklung eines Kurses, der in das Thema einführen soll. Wie funktioniert der Markt? Was ist der Einfluss der Algorithmen auf die Gesellschaft? Diese schwierigen Fragen will er ab dem Herbst gemeinsam mit einem Juraprofessor beantworten. Und wenn er etwas nicht versteht…
"…dann schicke ich dem Blockchain Club eine Nachricht und jemand kommt vorbei, um mir alles zu erklären."
Digitalwährungen führen zu großen Veränderungen
Er hofft, dass Studierende ihre Semestergebühren demnächst in Kryptowährungen zahlen können – ein Vorschlag, der auch dem New Yorker Wirschaftswissenschaftler Gur Huberman gefällt.
"Das sollte zunächst für Studierende gelten, die aus Gegenden kommen, in denen das Bankensystem nicht funktioniert. Das Problem ist, dass der Wert der Währungen nicht stabil ist und extremen Schwankungen ausgesetzt ist."
Der Forscher an der Columbia Universität glaubt nicht, dass selbst die größte Währung Bitcoin sehr lange existieren kann. Aber das komplette System, in dem die Digitalwährung funktioniert, werde eines Tages unser Leben verändern. Dem stimmt auch Emin Gun Sirer von der Cornell Universität zu. Er warnt aber gleichzeitig:
"Unsere Studierenden sollten sich darauf konzentrieren, die Kerntechnologien zu verstehen – und nicht darauf, mit Währungen zu spekulieren. Diese Technologien werden uns unser ganzes Leben lang begleiten - und unsere Art des Wirtschaftens grundlegend verändern."