Schon der Titel verrät es…
Auf "Lover" geht es vor allem um Swifts Lieblingsthema: Liebe. Junge Liebe, sich abkühlende Liebe, verschwindende Liebe, toxische Beziehungen und die Verarbeitung von Trennungsschmerz. Und wenn man sucht, findet man hier zumindest ein Statement in Richtung ‚Weibliches Selbstbewusstsein‘: Sie nimmt nie die ‚Er-hat-mich-verlassen‘-Opferperspektive ein, sondern bleibt immer eine selbstbestimmte Frau. Und beklagt dabei, dass bei Frauen andere Maßstäbe angesetzt werden als bei Männern, dass Männer es immer einfach haben. Immerhin.
Gefangen zwischen den Lagern
Vielleicht hat sie sich auch wieder in die Komfortzone der Liebe zurückgezogen, weil es nach der Veröffentlichung von "You Need To Calm Down" und schon vorher, im Oktober 2018, nach einem Instagram-Statment für LGBTQ-Rechte, viel Kritik hagelte. Ihr Statement sei viel zu spät gekommen, nachdem sie jahrelang von der Alt-Right-Bewegung in den USA als eine Art "arische Göttin" gefeiert wurde – und dazu beharrlich schwieg. Man warf ihr vor, vornehmlich ihre Zielgruppe erweitern zu wollen und einfach auf einen Zug aufzuspringen. Und jetzt ist Swift sowohl bei vielen rechten Amerikanern als auch bei offenen, nicht-binären Menschen unten durch.
Musik zum Liebhaben?
Dem letzten Swift-Album "Reputation" wurde vorgeworfen, dass in jedem Song zu viele Ideen drin steckten, dass viel zu viel passierte. Auf "Lover" ist das Gegenteil der Fall. Es passiert: Wenig. Es ist seichter Pop, im mittleren Tempo gehalten, mit typischen Sounds, die gerade jede und jeder verwendet. Was schade ist, denn die Texte von Taylor Swift haben durchaus Qualität, sie ist eine gute Erzählerin – aber die planlos zusammen geklaubte und monotone Musik verdirbt einem ein bisschen den Hörspaß.