Der ruppige Vorwahlkampf bei den amerikanischen Republikanern ist vorbei. Donald Trump wird auf dem republikanischen Parteitag im Juli in Cleveland als Präsidentschaftskandidat nominiert. Anders bei den Demokraten. Obwohl Hillary Clinton fast uneinholbar führt, macht ihr linker Konkurrent Bernie Sanders unverdrossen weiter Wahlkampf.
Der Unmut darüber wächst bei den Demokraten, denn viele befürchten, dass die zunehmende Polarisierung in der Partei die Chancen Hillary Clintons bei der Wahl im November schwächen könnte.
Die Vorwahl in Kentucky hat Bernie Sanders verloren – wenn auch nur knapp. Mit einem halben Prozentpunkt und knapp 2000 Stimmen lag Hillary Clinton vor dem Senator aus Vermont. Sanders beantragte jetzt eine Prüfung der Briefwahlunterlagen sowie der Wahlmaschinen. Das diene allein der Transparenz, so der Sanders-Berater Larrie Cohen.
"Es geht nicht nur um Kentucky. Auf dem Parteitag muss Vertrauen herrschen, besonders bei jungen Wählern, dass diese Vorwahlen offen und transparent und nicht gefälscht sind."
Clinton: Wahlfälschung in Kentucky?
Der Wahlkampfberater spricht aus, was viele Sanders-Unterstützer für erwiesen halten: Dass das demokratische Parteiestablishment notfalls auch zur Wahlfälschung greifen würde, um Sanders zu verhindern. Der Vorwurf steht im Raum, und dort will die Sanders-Kampagne ihn offenbar stehen lassen, sonst hätte sie eine komplette Neuauszählung beantragen können, um Klarheit zu schaffen. Überdies geht es maximal um eine zusätzliche Delegiertenstimme – Hillary Clinton liegt jedoch vorne - mit fast 800 Stimmen mehr als Sanders.
Umfragen zufolge ist aber eine wachsende Zahl von Sanders-Anhängern nicht bereit, bei der Wahl im November ihre Stimme Hillary Clinton zu geben, so wie diese Studentin an der University of Pittsburgh.
"Ich habe meinen Superdelegierten eine Email geschrieben. Ich bin Studentin, ich habe Schulden, ich werde auf keinen Fall jemand anderen als Bernie Sanders wählen. Wir müssen sehr laut sein auf dem Parteitag und die Superdelegierten zwingen, zu tun, was wir wollen."
Bernie or bust, übersetzt etwa: Keiner außer Bernie, so nennt sich die Bewegung gegen Hillary Clinton. Eine Stimmung, die Sanders mit seinen Attacken auf die ehemalige Außenministerin noch anheizt.
Parteifreund Dean: Sanders will nicht, dass Trump Präsident wird
"Die Demokratische Partei muss sich öffnen für Arbeitnehmer, für Geringverdiener, Menschen, die die Nase voll haben von Establishment-Politik und Establishment-Wirtschaft. Ich möchte nicht, dass wir eine Wahlkampagne bekommen, in der zwei Kandidaten antreten, die beide gleich unbeliebt sind. Die Wähler sollen sich nicht für das kleinere von zwei Übeln entscheiden müssen."
Hillary Clinton als das kleinere von zwei Übeln, das sind starke Worte unter Parteifreunden. Howard Dean kennt Bernie Sanders gut. Dean war Gouverneur von Vermont und führte 2004 ebenfalls eine prononciert linke Kampagne um die demokratische Kandidatur. Er verlor damals gegen John Kerry. Heute ist er ein Clinton-Unterstützer.
"Bernie Sanders sollte diesen rauhen Ton ablegen. Er kann das natürlich auch weitermachen, aber damit erhöht er die Chancen, dass Trump Präsident wird. Und das will Sanders nicht, ich kenne ihn seit 40 Jahren, und im Endeffekt weiß er, dass Hillary Clinton ein besserer Präsident wäre als Donald Trump".
Sanders kann realistischerweise keine Mehrheit der Delegierten mehr gewinnen. Was ihn dennoch weiter treibt, darüber wird spekuliert: Er wolle Einfluss auf das Wahlprogramm haben, Einfluss auf Personalentscheidungen nehmen, oder: er wolle die Demokratische Partei so weit wie möglich nach links bewegen. Vielleicht geht es auch noch um etwas anderes. Für Bernie Sanders ist dieser Vorwahlkampf der Höhepunkt seiner politischen Karriere. Und es ist schwer, auf dem Höhepunkt abzutreten.