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US-Vorwahlen der Republikaner
Hilfe vom großen Bruder für Jeb Bush

Bislang hat der republikanische Präsidentschaftskandidat Jeb Bush versucht, sich vom politischen Erbe seines älteren Bruders, des früheren US-Präsidenten George W. Bush, fernzuhalten. In den Umfragen liegt er aber so deutlich zurück, dass nun doch George W. helfen soll, Jebs politisches Überleben zu sichern.

Von Martin Ganslmeier | 16.02.2016
    Der republikanische Präsidentschaftskandidat Jeb Bush bekommt jetzt in seinem Wahlkampf auch Unterstützung durch seinen älteren Bruder, den früheren Präsidenten George W. Bush.
    Der republikanische Präsidentschaftskandidat Jeb Bush bekommt jetzt in seinem Wahlkampf auch Unterstützung durch seinen älteren Bruder, den früheren Präsidenten George W. Bush. (AFP PHOTO/ Jim Watson)
    Eigentlich wollte sich Jeb Bush in seinem Wahlkampf vom umstrittenen Erbe seines älteren Bruders absetzen. "Ich bin mein eigener Mann", hatte er bislang immer betont. Doch nach einem enttäuschenden 6. Platz in Iowa und einem mäßigen 4. Platz in New Hampshire geht es am Samstag bei der Vorwahl in South Carolina für Jeb Bush um Alles oder Nichts. Und da wollte der ältere Bruder nicht länger tatenlos zuschauen.
    Eines gelang George W. Bush auf jeden Fall: In die Veranstaltung nach Charleston pilgerten doppelt so viele Zuschauer wie sonst zu Jeb Bushs Wahlkampfreden. Auch wenn der Ex-Präsident den in Umfragen führenden Donald Trump mit keinem Wort erwähnte, war allen Zuhörern klar, wen er in seiner Rede angriff: "Ich verstehe, dass die Amerikaner wütend und frustriert sind. Aber wir brauchen im Oval Office keinen, der unseren Ärger und Frust zurückspiegelt und verstärkt."
    Amerika brauche einen Präsidenten, der mit "Maß" und "Nachdenklichkeit" auf der Weltbühne agiere, warb George W. Bush für seinen jüngeren Bruder. Einen, der die Gabe der Demut besitze und auch positive Botschaften verbreite. Jemanden, der wie sein Bruder Jeb alle Bürger anspreche und nicht ganze Bevölkerungsgruppen ausgrenze. Worthülsen und leere Rhetorik seien keine Stärke, mahnte er: "Wutgeschrei ist keine Stärke. Auch Theatralik nicht. Nach meiner Erfahrung ist die lauteste Person im Raum normalerweise nicht die stärkste."
    Der Irak-Krieg wird wieder zum Wahlkampfthema
    George W. Bush sagte, er sei dankbar, dass Amerika die aus Indien stammenden Eltern der heute erfolgreichen Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, einwandern ließ. Im Vergleich zu Donald Trump und Ted Cruz wirkte George W. Bush wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Partei. Beim Publikum in South Carolina kam er dennoch gut an. Drei von vier der Bürger in diesem militärisch geprägten Südstaat haben ein positives Bild von George W. Bush. Nach der Rede des Ex-Präsidenten lobte Jeb die Leistungen seines älteren Bruders: "Während Donald Trump eine Reality-TV-Show machte, baute mein Bruder einen Sicherheitsapparat auf, um uns zu schützen. Ich bin stolz auf ihn."
    Jeb Bush vollzieht mit der Wahlkampfhilfe seines älteren Bruders einen riskanten Kurswechsel. Donald Trump ätzte sofort über Twitter: "Zuerst wollte Jeb keine Hilfe von seiner Familie und seinen Nachnamen nicht nennen. Jetzt sollen Mummy und der ältere Bruder helfen..." Und Jebs Bekenntnis zur Bush-Dynastie macht auch den Irak-Krieg wieder zum Wahlkampf-Thema. Der sei "eindeutig ein großer dicker Fehler", kritisierte Trump.
    George W. Bush habe das Land eben nicht geschützt, so Trump, sondern am elften September 2001 den schlimmsten Angriff in der amerikanischen Geschichte nicht verhindert. Bis zur Vorwahl am Samstag droht den Republikanern in South Carolina ein unerbittlicher Wahlkampf. In den Umfragen liegt Jeb Bush nur bei knapp 10 Prozent. Weit abgeschlagen hinter Spitzenreiter Donald Trump, der auf 36 Prozent kommt. Ab sofort kämpft die ganze Bush-Familie um Jebs politisches Überleben.