Man schenkte sich nichts. Die mittlerweile neunte Debatte der Demokraten war scharf im Ton, aber letztlich inhaltlich orientiert. Bernie Sanders, der demokratische Sozialist aus Vermont eröffnete die Partie mit einem Angriff auf die Urteilsfähigkeit Hillary Clintons.
"Ich bezweifele ihre Urteilsfähigkeit, weil sie für den Irak-Krieg gestimmt hat, weil sie für jedes desaströse Handelsabkommen gestimmt hat, die Millionen amerikanischer Arbeitsplätze gekostet haben und weil sie Spendenorganisationen unterhält, die Millionen von Dollar von Wall Street Firmen bekommen."
Hillary Clinton ging direkt zum Gegenangriff über. Immer wieder war Sanders in der Presse für seine formelhaften und wenig detaillierten Vorschläge kritisiert worden. Nach einem langen Interview mit Sanders hatte die linke Tageszeitung New York Daily News entschieden, zur Wahl Clintons aufzurufen.
Sanders' Vorschlag, die großen Banken zu zerschlagen, ist unrealistisch
"Wenn sie das Interview mit Senator Sanders in der Daily News lesen, dann sehen sie, wie es um sein Urteilsvermögen bestellt ist. Er konnte nicht erklären, wie sein eigener Vorschlag, die großen Banken zu zerschlagen, in die Realität umgesetzt werden kann."
Auch eine Reihe von außenpolitischen Fragen habe Sanders nicht beantworten können, so Hillary Clinton. Beide Kampagnen reagierten war in den vergangenen Wochen zusehends gereizter. Ein Sanders-Unterstützer vergriff sich am Tag vor der Debatte kräftig im Ton.
"Es könne keine durchgreifende Gesundheitsreform geben, wenn man weiterhin Demokratische Unternehmerhuren wähle."
Bernie Sanders distanzierte sich davon, doch der Missgriff gab einen Eindruck davon, wie tief der Riss ist, der auch durch die Demokratische Partei geht.
Erwähnung ihrer hoch dotierte Vorträge bringen Clinton außer Fassung
Sanders warf Hillary Clinton erneut ihre hoch dotierten Vorträge bei Finanzunternehmen vor. Sie solle diese Reden veröffentlichen. Das war der einzige Punkt, an dem die Kandidatin kurz aus dem Tritt kam. Hillary Clinton wiederum geißelte Sanders für dessen Nachgeben gegenüber der Waffenlobby NRA.
Immer wieder bezog sich Clinton auf Barack Obama und stellte sich hinter dessen Politik, unter anderem hinter das Ergebnis des Klimagipfels in Paris, den Sanders als unzureichend abgelehnt hatte. Obama habe dafür mehr Unterstützung verdient, so Clinton.
"Es ist einfach, das Problem zu diagnostizieren, aber es ist schwer, das Problem anzugehen."
Damit war der Unterschied zwischen Clinton und Sanders erneut benannt. Sanders Strategie ist es, Maximalforderungen aufzustellen, Clinton hat dann die oft undankbare Aufgabe, das Realistische und Machbare zu skizzieren.
Am kommenden Dienstag sind die New Yorker Vorwahlen. Sanders müsste einen überwältigenden Sieg einfahren, um an Hillary Clinton heranzukommen, die deutlich in Führung liegt.
Doch wie auch immer das Ergebnis aussieht, niemand rechnet mit einem vorzeitigen Ausscheiden von Sanders. Je länger er allerdings im Rennen bleibt, desto schwieriger wird es sein, nach dem Nominierungsparteitag im Juli die beiden Flügel der Demokraten wieder zusammenzuführen.