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US-Vorwahlen
Sanders und Rubio mit Rückenwind

Betrachtet man die Reaktionen der Politiker auf die Vorwahlen bei den Demokraten und Republikanern in Iowa am Dienstag, dann hat es dort gleich mehrere Gewinner gegeben. Bei den Demokraten freute sich der linke Bernie Sanders über seine knappe Niederlage gegen Hillary Clinton, bei den Republikanern der Drittplatzierte Marco Rubio.

Von Marcus Pindur |
    Der Republikanische Präsidentschaftskandidat Marco Rubio bei einem Wahlkampfauftritt in Iowa.
    Der Republikanische Präsidentschaftskandidat Marco Rubio bei einem Wahlkampfauftritt in Iowa. (picture alliance / dpa / EPA //Eugene Garcia)
    Für Bernie Sanders, den linken Senator aus Vermont, ist die knappe Niederlage gegen Hillary Clinton in Iowa fast so gut wie ein Sieg. Jedenfalls interpretierte er es so vor seinen Anhängern in New Hampshire. "Wir haben es mit der mächtigsten politischen Maschine des Landes aufgenommen. Wir haben uns aus einem Rückstand von 50 Prozentpunkten nach vorne gekämpft. Und wir haben damit die politische Revolution für das gesamte Land begonnen."
    Sendungsbewusstsein, gepaart mit großen Versprechen und Revolutionsrhetorik haben Bernie Sanders' Kampagne in der Tat zu einer Erfolgsgeschichte gemacht, die vor neun Monaten niemand für möglich gehalten hätte. Mit diesem Schwung kann er in die nächste Vorwahl in New Hampshire gehen, wo er schon lange in den Umfragen führt. Steinig wird der Weg für Sanders danach, wenn es in Bundesstaaten mit vielen schwarzen Bürgern und Latinos geht. Doch seine Kampagne ist finanziell gut abgesichert: Innerhalb von wenigen Monaten hat er 20 Millionen Dollar an Spenden einwerben können.
    Sanders' Unterstützer sind in der Regel jung und enthusiastisch, so wie diese beiden Studenten. "Er bleibt dran, er gibt nicht auf, es gibt so viel Wischiwaschi in der Politik, er redet Klartext." – "Er redet auf positive Art über Immigration. Er redet auch über Marihuana und die Reform der Drogengesetze und all diese Dinge, die schlecht in unserem Land sind. Und er gibt gute Antworten."
    Große Erleichterung bei Clinton
    Genau das stellt Hillary Clinton infrage. Die von Sanders propagierte staatliche Krankenversicherung nach britischem Vorbild sei noch nicht einmal innerhalb der Demokratischen Partei mehrheitsfähig. Sie bietet sich als die pragmatische Alternative an, als Progressive, die etwas geschafft bekomme. Die Erleichterung, es in Iowa - wenn auch knapp - geschafft zu haben, ist auch noch am Tag danach deutlich spürbar. "I am so thrilled coming to New Hampshire after winning Iowa!"
    Erst im Laufe des gestrigen Nachmittages stand das Ergebnis offiziell fest, so knapp fiel es aus – Clinton lag mit nur 0,3 Prozentpunkten vorne.
    Bei den Republikanern spürt jetzt der überraschend gut Drittplatzierte Marco Rubio Rückenwind. Er bietet sich als Alternative zum Populisten Trump und zum Ideologen Cruz an. "Ich bin derjenige, der die Republikanische Partei einigen kann, ich bin der, der sie erweitern kann und ich bin der, der die Wahl auch gewinnen kann."
    Genau wie Hillary Clinton schiebt auch Marco Rubio das Argument der eigenen Wählbarkeit in der tatsächlichen Präsidentschaftswahl immer weiter nach vorne. Die Hoffnung ist, dass sich immer mehr Republikaner abwenden von der reinen Lehre eines Ted Cruz und den luftigen Versprechen Donald Trumps' und zu einem pragmatischen Kandidaten zurückkehren. Doch in beiden Parteien, das hat die Vorwahl in Iowa gezeigt, ist die Sehnsucht nach messianischen Versprechen und die Wut auf das eigene Establishment nach wie vor groß.