Es gehört zu den vielen Kuriositäten dieser US- Vorwahlsaison, dass die Favoriten ihren Vorsprung weiter ausbauen, die Unterlegenen aber nicht aufgeben wollen. In fünf Staaten des amerikanischen Nordostens wurde gewählt.
In vier der fünf Bundesstaaten konnte Hillary Clinton sich den Sieg sichern. Damit kann die Ex-Außenministerin ihren Vorsprung vor ihrem Rivalen Bernie Sanders weiter ausbauen - und damit ist sie realistischerweise uneinholbar vor ihm. Ihre Anhänger in Pennsylvania wussten dies.
Hillary Clintons Siegesansprache richtete sich schon voll und ganz auf den eigentlichen Präsidentschaftswahlkampf im Herbst. Die Demokraten müssten geschlossen ins Rennen gehen, so ihr Appell an die Anhänger von Bernie Sanders, ihres linkspopulistischen Konkurrenten. Er hatte allerdings schon im Vorfeld angekündigt, dass er nicht aus dem Rennen ausscheiden werde. "Ob Sie Senator Sanders oder mich unterstützen, wir haben mehr gemeinsam, als uns trennt."
Rhetorische Attacken auf Trump
Clintons rhetorische Attacken richteten sich bereits zur Gänze auf den zweiten Sieger des Abends, Donald Trump. Trump habe sie beschuldigt, die Frauenkarte zu spielen: "Deal me in!" Wenn der Kampf für das Recht auf Abtreibung, auf Elternurlaub, auf gleiche Bezahlung die Frauenkarte sei, dann sei sie gerne dabei, so Hillary Clinton.
Trump brachte seinen innerparteilichen Gegnern, den Republikanern Cruz und Kasich, eine vernichtende Niederlage bei. Er räumte alle fünf Nordost-Staaten ab, zum großen Teil mit über 60 Prozent der Stimmen.
"Die beste Art, das System zu schlagen, sind Abende wie dieser. Wir haben Rekordmarken durchbrochen. Das ist wie beim Boxen, wenn einer k. o. geht, dann ist der Kampf vorbei."
Trump fordert Sanders auf, unabhängiger Kandidat zu werden
Trumps Chancen, noch vor dem republikanischen Parteitag im Juli die 1.237 nötigen Delegiertenstimmen für eine absolute Mehrheit zusammenzubringen, sind in der Tat deutlich gestiegen. Trump riet übrigens dem Demokraten Bernie Sanders mehrfach, er solle als unabhängiger Kandidat ins Rennen steigen, die demokratische Partei habe Sanders sehr schlecht behandelt. Ein cleverer Versuchsballon, den Trump da steigen ließ. Ohne Frage werden zumindest einige Sanders-Anhänger diesen Hinweis zur Spaltung der demokratischen Wählerschaft dankbar aufnehmen.
Trumps Konkurrent Ted Cruz hofft zwar immer noch, Trump auf dem Parteitag im Juli in einen zweiten oder dritten Wahlgang treiben zu können, um ihn dann mit Hilfe der Parteisoldaten unter den Delegierten zu schlagen, doch dies ist derzeit nicht mehr als ein weniger wahrscheinliches Szenario. Es könnte gut sein, dass Donald Trump die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner nicht mehr zu nehmen ist.