Die Demokraten beschließen ihren Wahlkampf mit prominenter Besetzung und mit einem musikalischen Feuerwerk - Hillary Clinton hat Präsident Barack Obama und die Rockstars Bon Jovi und Bruce Springsteen zur Abschlusskundgebung nach Philadelphia/Pennsylvania eingeladen.
Donald Trump hingegen blieb auch auf den letzten Stationen seines Wahlkampfs bei der gewohnten Besetzung: bei Donald Trump solo. Er kam am letzten Wahlkampftag auf fünf Veranstaltungen in sogenannten Swing States, also in jenen besonders umkämpften Bundesstaaten, in denen die Präsidentschaftswahlen an diesem Dienstag entschieden werden. Es werde ein "Brexit plus, plus"-Ergebnis geben, sagte Donald Trump in Anspielung auf den unerwarteten Ausgang beim EU-Referendum der Briten.
Und er blieb bei seinen Feindbildern - bei crooked Hillary, der verlogenen Hillary, wie er sie seit Monaten nennt. Und beim "korrupten Establishment in Washington", das Donald Trump ab morgen wie einen Sumpf austrocknen möchte.
Kein Wort zur E-Mail-Affäre
Hillary Clinton ging bei ihren letzten Wahlkampfauftritten mit keinem Wort auf die überraschende Wende in ihrer E-Mail-Affäre ein. Erst am Sonntag hatte ihr FBI-Chef Comey erneut attestiert, sich in ihrer Zeit als US-Außenministerin keine justiziablen Fehltritte im Umgang mit ihren E-Mails geleistet zu haben. Die Kampagnen-Manager Clintons reagierten zwar erleichtert - können sich aber nicht sicher sein, ob dieser Freispruch für die Kandidatin überhaupt noch beim Wähler ankommt.
Hillary Clinton selbst blieb denn bei ihrer Botschaft, dass es bei diesen Präsidentschaftswahlen um eine folgenschwere Richtungsentscheidung gehe: zwischen der spalterischen Programmatik Donald Trumps und ihrem Credo der amerikanischen Einheit.
Wahlkampf der Skandale
An diesem Dienstag geht ein monatelanger Wahlkampf zu Ende, der der härteste, schmutzigste und perfideste Wahlkampf der jüngeren amerikanischen Geschichte war. Er war geprägt von Skandalen auf beiden Seiten - bei Hillary Clinton war es vor allem die E-Mail-Affäre, die sie schwer belastete, aber auch die etwas dubiosen Praktiken in ihrer Familienstiftung.
Bei Donald Trump waren es sexistische Äußerungen, die ihn ins Straucheln brachten. Aber auch unverhohlene Lügen und gezielte Tabubrüche, die er im Namen der Political Incorrectness geradezu zelebrierte.
Auf Florida kommt es an
Es ist für viele ein Phänomen, dass Donald Trump mit seinem Anti-Establishment- und Ressentiment-geladenen Wahlkampf immer noch derart gut im Rennen liegt. Hillary Clinton ist zwar Favoritin - sie liegt bei allen Umfragen zwischen zwei und vier Prozentpunkten vorne.
Doch nicht zuletzt ihr erschöpfendes Wahlkampfprogramm auf den letzten Metern zeigt: Das Rennen ist noch nicht gelaufen. Es entscheidet sich vor allem in Florida. Bekommt sie dort die 29 Stimmen der sogenannten Wahlmänner, dürfte ihr der Sieg kaum mehr zu nehmen sein. Gewinnt dort Trump, wird es enger. Es bleibt also spannend bis zur letzten Minute.