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US-Wahl und die Finanzmarkte
Die Börse ist gegen Trump

Nach dem Motto "Business is business" nehmen die Märkte traditionell nur wenig Notiz von den amerikanischen Wahlen. Anders in diesem Jahr: Auf Umfragezuwächse für Präsidentschaftskandidat Trump reagierten viele Anleger sensibel, Aktienkurse fielen. Der Republikaner ist den Finanzmärkten schlicht zu unberechenbar.

Von Marcus Pindur |
    Blick auf die New Yorker Börse mit großer US-Flagge an der Fassade
    Blick auf die New Yorker Börse mit großer US-Flagge an der Fassade (dpa/picture alliance/Sven Hoppe)
    Normalerweise nehmen die Märkte amerikanische Wahlen nicht allzu sehr zur Kenntnis, getreu dem Spruch des amerikanischen Präsidenten Calvin Coolidge aus dem Jahre 1925: "America´s business is business". Frei übersetzt etwa, "Wir machen Geschäfte, Politik interessiert uns nicht." Das war aber noch nie richtig, auch nicht zu Coolidges Zeiten.
    Trotz neuer, positiver Arbeitsmarktzahlen steht die Regierung Obama unter Dauerkritik von Seiten der Republikaner: Der Aufschwung sei zu kraftlos. Der Ökonom John White von Moody´s widerspricht. Nicht nur die auf jetzt 4,9 Prozent gesunkene Arbeitslosenrate sei positiv: "Auch wenn wir auf andere Einzelheiten schauen, dann fallen gute Entwicklungen ins Auge. Zum Beispiel das Wachstum der Reallöhne um 0,4 Prozent in einem Monat."
    Verunsichert reagiert die Wirtschaft dagegen auf den Immobilienmilliardär Donald Trump, jedenfalls an den Börsen. Als sich Anfang der vergangenen Woche die Meldungen über Trumps Umfragezuwächse in den Swing States häuften, fielen die Kurse. Der S&P 500-Index verlor drei Prozent innerhalb nur einer Woche.
    Die Wahl wird einen großen wirtschaftlichen Einfluss haben
    Eric Zitzewitz ist Wirtschaftswissenschaftler am Dartmouth College und analysiert den möglichen Einfluss einer Trump- vis-a-vis einer Clinton-Präsidentschaft: "Diese Wahl wird einen großen wirtschaftlichen Einfluss haben. Die Märkte reagieren sehr sensibel. Je nachdem, wer gewinnt, wird einen Unterschied von zwölf Prozent an Wert des S&P 500 machen."
    Zwölf Prozent und zwar Zuungunsten von Donald Trump. Normalerweise bevorzugen die Aktienhändler und Anleger den republikanischen Kandidaten. Nicht so bei dieser Wahl.
    Der Wirtschaftswissenschaftler Zitzewitz bedient sich bei seiner Analyse der Ergebnisse von Internet-Wettbüros, die auf den Wahlausgang Wetten abschließen. Die Gewinnquoten dieser Wettbüros reagieren sehr schnell auf aktuelle Ereignisse, weil die Spieler schnell reagieren, um ihre Gewinnchancen zu maximieren.
    "Die Aktienmärkte wollen nicht, dass Trump gewinnt."
    Die Reaktionen bei diesen Online-Wettbüros setzte der Wissenschaftler in Korrelation zu den Kursbewegungen an den Börsen. So errechnete er, dass die Börsen sehr negativ auf Trump reagieren: "Die Aktienmärkte wollen nicht, dass Trump gewinnt."
    Trump ist den Aktien- und Finanzmärkten schlicht zu unberechenbar. Sein politisches Programm ist wirr, widersprüchlich und haushaltspolitisch verantwortungslos.
    Die kurzfristigen Reaktionen an den Aktienmärkten auf wichtige politische Entwicklungen mögen berechenbar sein. Mittel- und langfristige gesamtwirtschaftliche Entwicklungen sind kaum vorherzusagen. Und oft gehört zu einer wirtschaftlich erfolgreichen Präsidentschaft vor allem eines: Glück.