"You know who doesn’t like Hillary? White women. What is it: woman – woman hater…"
Im Fernsehen plaudert der US-Moderator Bill Maher mit der Autorin Rebecca Traister über die Frauen und die Präsidentschaftskandidaten. Vor dem Hotelfenster brütet New Orleans einen schwül-heißen Sommertag aus. Die Klimaanlage läuft auf Hochtouren. Moderator Maher bringt es auf den Punkt. Da tritt eine Frau gegen den - wie er sagt - "Frauenhasser" Trump an, und trotzdem sind nicht alle Wählerinnen auf ihrer Seite. Auch nicht die Weißen. Dabei zieht Hillary Clinton im Wahlkampf locker die Gender Karte, wenn sie davon spricht, dass Väter ihren Töchtern jetzt sagen könnten: Du kannst Präsidentin werden.
"Finally fathers will be able to say to their daughters, you too can grow up to be president."
Zum ersten Mal in der Geschichte der USA hat eine Kandidatin eine echte Chance auf das Präsidentenamt. Aber das heißt noch lange nicht, dass sich Clinton auf den 53-Prozent-Frauenanteil unter den US-Wählern voll verlassen kann. Und das hat auch etwas mit Bill Clinton zu tun, sagt Christine Day, Politikwissenschaftlerin an der University of New Orleans, mit der ich mich zum Interview auf einem der Plüschsofas im Foyer des altehrwürdigen Roosevelt Hotels verabredet habe.
"Bill und sie werden beide als aalglatt, selbstsüchtig, macht- und geldgierig wahrgenommen. Manche sehen Hillary als eine Frau, die an ihrem ehebrechenden Mann festhält, weil sie durch ihn mehr Macht und Geld bekommt."
Ätere Frauen unterstützen Clinton
Welche Frauen stehen denn dann überhaupt hinter Hillary Clinton? Nicht so sehr die Jungen, meint Christine Day.
"Ältere Frauen wie ich erinnern sich noch an die zweite Frauenbewegung. Diese Frauen sind von der Aussicht begeistert, dass Hillary die erste Präsidentin werden könnte, weil wir Zeiten kennen, in denen so etwas undenkbar war."
Aber so richtig beliebt ist Hillary Clinton als Persönlichkeit weder bei den älteren noch bei den jungen Wählerinnen. Und das hat Trump ganz schnell begriffen.
"If Hillary Clinton were a man, I don’t think she would get five percent of the vote. Women don’t like her. And look how well I did with women tonight, okay."
Frauen mögen Hillary nicht, bilanziert der 70-Jährige begeistert. Und das ist, sehr zum Verdruss des Wahlkampfteams der Kandidatin, leider nicht ganz falsch. Und was macht er, der Konkurrent daraus? Gar nichts. Im Gegenteil.
Trump weiß Clintons Unbeliebtheit nicht zu nutzen
Während einer Fernsehdebatte konfrontiert Moderatorin Megyn Kelly den Geschäftsmann damit, dass er Frauen als fette Schweine, Hunde, Schlampen und widerliche Tiere bezeichnet hat. Und fragt, ob das wirklich der passende Umgangston für jemanden sei, der sich um das Amt des Präsidenten bewerbe.
"Mister Trump, you called women you don’t like fat pigs, dogs, slobs and disgusting animals. Does that sound to you like the temperament of a man we should elect as President?"
Trumps Antwort ist so vorhersagbar wie schlicht.
"I think the big problem this country has is being politically correct.
Das wahre Problem des Landes sei seine politische Korrektheit, sagt Trump und impliziert mit diesem Satz, dass eigentlich alle so dächten wie er.
Der Kameraschwenk ins Publikum zeigt, dass sich unter den Trump-Anhängern nicht nur Männer bei diesen Sätzen auf die Schenkel klopfen. Auch Frauen applaudieren begeistert. Bei folgendem Fernsehauftritt prognostiziert die ehemalige Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin, dass Trump als Oberbefehlshaber dem IS bald gehörig in den Hintern treten lassen werde.
"Are you ready for a commander in chief who lets our warriors do their job and kick Isis' ass?"
Da stand sogar Trump ein wenig verdattert neben so viel weiblichem Enthusiasmus. Im Stadtteil Broadmoore in New Orleans trifft sich an diesem Dienstagnachmittag die League of Women Voters, also die Liga der Wählerinnen. Die Organisation will mit Bildung und Information die Wahlbeteiligung im ganzen Land steigern.
Frauen kritisieren Trump
Wen Trump, außer sich selbst, nun eigentlich repräsentiert, darüber herrscht in der Runde der streitlustigen Frauen Unsicherheit. Joyce Corrington sagt, dass hier das Macht-System der weißen Männer der 1950er-Jahre wiederbelebt werden soll. Als einzige Frau in ihrem Ingenieurjahrgang an der Rice University weiß die heute 80-Jährige sehr genau, wovon sie spricht.
"It means that you want to return to the America of the fifties. That was when the white male dominated society."
Das funktioniere nicht, selbst wenn alle weißen Männer das auch so wollten, erklärt Yvonne Mitchell-Grubb, Präsidentin der Organisation "100 Black Women" in New Orleans.
"Clinton wird die afroamerikanische Gemeinschaft für sich gewinnen. Donald Trump spricht ja weder Minderheiten, noch Frauen, noch einfache Arbeiter an. Er denkt, dass er das tut. Aber das stimmt nicht."
Und trotzdem gibt es Frauen, die Trump wählen werden, prognostiziert Linda Walker.
"Manche Frauen werden von mächtigen Männern angezogen. Sie sehen ihre Macht, sie sehen das Charisma. Menschen fällen Entscheidungen aus allen möglichen Gründen. Und das könnten solche Gründe sein."
Warnung von Madeleine Albright
Mit Macht, das wird in dieser Runde deutlich, mit Macht sollten tunlichst nur männliche Kandidaten in Verbindung gebracht werden. Der ehemaligen First Lady, Ex-Senatorin und Ex-US-Außenministerin Hillary Clinton hat ihre Zugehörigkeit zum - wie Trump es nennt: "Establishment" - nicht gut getan.
Aber vielleicht schafft sie es ja trotzdem, mithilfe der Wählerinnen die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten zu werden. Und sei es nur, weil es in der Hölle einen speziellen Ort für unsolidarische Frauen gibt, wie die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright sagt.
"Just remember there is a special place in hell for women who don't help each other".