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US-Wahlkampf
Donald Trump begeistert Russen in Florida

Bei einer Pressekonferenz in Südflorida stellte US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump in Aussicht, die Sanktionen gegenüber Russland aufzuheben und die annektierte Halbinsel Krim anzuerkennen. Trumps Gegner waren geschockt. Doch in Südflorida waren viele begeistert. Vor allem die russische Community in Sunny Isles hofft, dass sich dadurch die angespannten Beziehungen zu Russland verbessern.

Von Mareike Aden |
    Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump einer Pressekonferenz in Florida im März 2016.
    Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump einer Pressekonferenz in Florida im März 2016. (AFP/ Rhona Wise)
    Es ist ein trüber, heißer Vormittag in Sunny Isles Beach im Großraum Miami. Am Strand sonnen sich Touristen und auch zahlreiche Bewohner der drei Trump-Tower mit den geschwungenen hellen Fassaden. Mehrere Bagger arbeiten auf einem Grundstück nebenan: Seit Jahren entstehen in Sunny Isles immer neue Hochhäuser mit Hotels und Apartments, viele davon im Luxussegment.
    Ein paar hundert Meter entfernt vom Strand in der Immobilienfirma Big International wird Russisch gesprochen: Besitzer Eli Nektalow bespricht mit Mitarbeiterin Anna Abraham den Vertrag, den sie hoffentlich morgen mit einem Ehepaar aus Russland schließen wird. Wegen der vielen russischsprachigen Einwohner ist Sunny Isles in Südflorida als Little Moscow bekannt. Die einen wohnen hier dauerhaft, andere haben eine Zweitwohnung fern der Heimat.
    "Im Jahr 2000 haben hier keine Russen gelebt. Es begann, als die ersten Hochhäuser am Strand gebaut wurden. Erst zog eine Familie her, dann noch eine, und die erzählten Freunden von Sunny Isles. Russen leben gern nahe beieinander, wegen der Kultur und der Sprache. Und deshalb gehört Sunny Isles mittlerweile zu den teuersten Immobilien-Märkten in Südflorida."
    Russischer Boom in Sunny Isles
    In den Räumen der Immobilienfirma ist es kühl, ganz leise läuft Musik. Wenn Eli Nektalov von Russen spricht, meint er alle, die aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion stammen. Seit er in den USA ist, vereinfache er das, sagt er. Nektalov stammt aus Kasachstan und lebt seit 20 Jahren in Florida. Big International hat er vor 15 Jahren gegründet – ganz am Anfang des "russischen Booms" in Sunny Isles, wie er sagt. Dass Donald Trump in gleich mehrere Projekte hier investiert hat, sei Beweis für die Qualität des Standortes. Trump ist für Nektalov ein Star der Immobilien-Szene. Und er glaubt: Bei den russischsprachigen US-Wählern kommt Trump gut an.
    "Ich glaube, die meisten Russen hier werden für Trump stimmen. Denn Sie wissen, was er erreicht hat und dass er jemand ist, der umsetzt, was er sich vornimmt. Trump hat die ganze Welt gesehen und er wird das Beste von überall nehmen und hier in den USA umsetzen, zum Beispiel in der Bildung oder im Gesundheitssektor."
    Vor allem aber hofft Eli Nektalov, dass ein Präsident Donald Trump wirklich die Beziehungen zwischen Russland und den USA verbessern würde, so wie Trump mehrmals ankündigte. Denn das Geschäft mit Kunden aus Russland ist in Sunny Isles eingebrochen. Das liege vor allem an den Sanktionen, mit denen die US-Regierung russische Banken und Individuen im Zuge des Ukraine-Konfliktes belegt hat, sagt der Immobilienmakler. Selbst jene Russen, die nicht direkt betroffen sind von Einreiseverboten oder Transaktionshindernissen, zögerten jetzt in den USA zu investieren, sagt er.
    "Es gibt viele Gerüchte, und deshalb haben die Menschen Angst davor, in den USA und hier in Südflorida zu investieren. Für uns bedeutet das natürlich sinkende Einnahmen. Wenn das so weiter geht, sagen wir noch ein halbes Jahr, dann wird es katastrophal für uns. Wenn die Sanktionen aufgehoben werden, dann könnten mehr Menschen Visa bekommen und wieder hier investieren."
    Begeisterung für Trump
    Seine Mitarbeiterin Anna Abraham ist ebenfalls begeistert vom Geschäftsmann und Politiker Trump: Sie kam vor sieben Jahren aus St. Petersburg in die USA, weil sie hier mehr Möglichkeiten für sich sah. Als Greencard-Inhaberin kann sie nicht abstimmen – und das tut ihr leid. Sie sieht Parallelen zwischen Wladimir Putin und Donald Trump.
    "Sie sind beide sehr starke Anführer, sehr direkt und mächtig. Sie habe eine innere Stärke, die fühlt man sogar, wenn man sie im Fernsehen sieht. Beide sind großartig im Verhandeln – und sie scheinen sich zu mögen."
    Ihr Chef Eli Nektalov nickt, während sie das sagt und er fügt hinzu:
    "Ich glaube, wenn die beiden zusammenarbeiten, dann können sie viel Gutes erreichen. Wenn Amerika und Russland Freunde sind, entsteht viel Reichtum. Davon profitieren alle. Und wenn Russland und Amerika glücklich sind, dann wird Europa es auch sein und auch Asien. Dann sind alle auf der gleichen Wellenlänge."
    Neben der Immobilienagentur liegt das Geschäft Nussknacker von Yuri Kutsevol. Die brummenden Kühlschränke sind gefüllt mit Kaviar-Dosen und Kuchen. Yuri Kutsevol stammt aus Luhansk im Osten der Ukraine. Ihm gehörte dort eine ganze Supermarktkette, aber wegen der Gewalt und Willkür, die in der Ostukraine immer noch herrschen, ist er jetzt mit seiner Familie in Florida. Obwohl Yuri Kutsevol nicht gut Englisch spricht, verfolgt er den Vor-Wahlkampf so gut es geht.
    "Über Clinton weiß ich wenig bisher, das liegt wohl daran, dass ich noch nicht lange hier bin und während der Präsidentschaft von ihrem Mann nicht in den USA gelebt habe. Deshalb ist mir Hillary noch fremd. Als Geschäftsmann kann ich Trump besser einschätzen."
    Beziehung zu Russland
    Der Ukrainer Yuri Kutsevol gibt Wladimir Putin die Schuld an dem Konflikt in der Ostukraine. Aber trotzdem würde er sich freuen, wenn ein US-Präsident Trump die Beziehungen zu Russland verbessern würde.
    "Trump will gar nicht so sehr mit Putin Freundschaft schließen, glaube ich, sondern vor allem mit Russland – aber das ist natürlich heutzutage vor allem Putin. Also muss man Kompromisse für eine freundschaftliche Zusammenarbeit finden. Die Wirtschaft hängt weltweit zusammen. Und wir hier haben wegen der Sanktionen jetzt kaum russische Touristen. Darunter leidet unser Geschäft. Wir sind ja jetzt amerikanische Steuerzahler."
    In der Immobilienagentur nebenan machen Eli Nektalov und Anna Abraham Feierabend. Sie sind zuversichtlich, dass Trump die Wahl gewinnt und dass er ein guter Präsident sein wird für die Vereinigten Staaten von Amerika, die sie seit Jahren als ihre Heimat sehen.