Schon vor Weihnachten hatte Hillary Clinton angekündigt, sie werde im neuen Jahr ihre "Geheimwaffe" im Wahlkampf einsetzen: Bill Clinton, der immer noch zu den populärsten Politikern in den USA gehört und im Ranking aller 43 Ex-Präsidenten derzeit einen beachtlichen achten Platz belegt. Auf der Parteiversammlung der Demokraten 2012 war es Bill Clinton, der mit einer mitreißenden Rede die Amerikaner überzeugte, warum Obama eine zweite Amtszeit verdient habe. Dennoch ist sein Einsatz im Wahlkampf von Ehefrau Hillary nicht unumstritten. Schließlich wollen die Amerikaner wissen, wer später im Weißen Haus wirklich das Sagen hat. Und so sah sich Hillary Clinton genötigt, vorab klarzustellen:
"Ich kandidiere nicht für eine dritte Amtszeit meines Mannes, auch nicht für eine dritte Amtszeit von Barack Obama, sondern für MEINE erste Amtszeit."
Innerparteiliche Kritik
Auch vom linken Parteiflügel der Demokraten und Hillarys innerparteilichem Konkurrenten Bernie Sanders kam Kritik. Ihnen ist Bill Clinton zu wirtschaftsnah und zu eng mit der Wall Street verbandelt. Vielleicht trat Bill Clinton deshalb auf seiner ersten Wahlkampfveranstaltung in New Hampshire bewusst zurückhaltend auf: genau das Gegenteil des Testosteron-gesteuerten Donald Trump:
"Ich bin ein glücklicher Großvater", sagte Clinton zur Begrüßung, "und über niemanden wütend":
In sehr persönlichen Worten schilderte Bill Clinton, dass sich seine Frau stets für die Schwächeren in der Gesellschaft eingesetzt habe, ob als junge Anwältin oder als First Lady, als Senatorin oder als Außenministerin. Hillary sei die beste Wahl, wenn es um Wohlstand für alle und eine sichere Zukunft für Amerika gehe:
"Ich glaube nicht, dass es zu meinen Lebzeiten je einen Bewerber gab, der besser für dieses Amt qualifiziert war: um mit Wissen, Erfahrung und Temperament das zu tun, was jetzt getan werden muss."
Wahlkampf unter der Gürtellinie
Die Anspielung auf das richtige Temperament, das man als Präsident braucht, galt Donald Trump. Ansonsten ging Bill Clinton nicht auf dessen jüngste Verbalangriffe ein. Trump hatte sich in den vergangenen Tagen beklagt, er werde von Hillary Clinton als sexistisch und frauenfeindlich angegriffen:
"Dabei ist ihr Mann einer der größten Frauenschänder der Welt."
Von Gennifer Flowers bis Monica Lewinsky - Donald Trump kramt die alten Affären von Bill Clinton wieder aus und will damit bei der republikanischen Basis punkten. Eine Strategie, die viele Experten für gefährlich halten. Schließlich war auch Trump im Laufe seiner drei Ehen nicht immer ein treuer Mustergatte. Und 1999, auf dem Höhepunkt des Lewinsky-Skandals, geißelte der Immobilien-Milliardär das Amtsenthebungsverfahren der Republikaner als völlig übertrieben. Bill Clinton kann also gelassen bleiben und weiter augenzwinkernd dafür werben, dass endlich mal keine First Lady, sondern erstmals ein "First Spouse" ins Weiße Haus einzieht:
"Ich bin es echt leid, dass das Amt des "Ersten Gatten" immer von Frauen beansprucht wurde."