Obama warf Trump vor, der republikanische Kandidat habe die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen "verunsichert" - und diese hätten gute Gründe für solch ein Gefühl. Sie seien von Trump überrascht und wüssten nicht, wie ernst sie seine Äußerungen nehmen sollten.
"Viele seiner Vorschläge zeigen entweder seine Ignoranz gegenüber dem Weltgeschehen oder eine hochmütige Haltung oder ein Interesse daran, Tweets und Schlagzeilen zu bekommen, anstatt sich darüber Gedanken zu machen, was nötig ist, um Amerikas Sicherheit zu garantieren," so Obama.
Trumps Außenpolitik auch bei Republikanern umstritten
Bereits im Februar hatte sich der US-Präsident kritisch über Trump geäußert: "Donald Trump wird nicht Präsident. Ich glaube an die Vernunft des amerikanischen Volkes. Die Menschen wissen, dass Präsident ein ernsthafter Job ist. Es ist keine Talkshow oder Reality-TV, keine Werbung, kein Marketing. Es ist hart. Viele Leute zählen auf uns," sagte er. Obama warf Trump damals weiterhin Unwissenheit und Inkompetenz vor: "Man weiß, wo sich das jeweilige Land auf der Karte befindet, man weiß etwas über die Geschichte, man spielt nicht nur den Massen zu Hause etwas vor." Und warnte die Wähler: "Wer immer da stehen wird, wo ich im Moment bin, verfügt über den Nuklearcode und kann 21-Jährige ins Gefecht schicken."
Trumps Haltung in der Außenpolitik setzt sich stark von der der Demokraten ab. Er kündigte an, sich aus Konflikten in anderen Ländern eher heraushalten zu wollen und plädiert für eine "America First"-Strategie. Von Bündnissen wie die NATO, die für die USA nach seiner Darstellung vor allem mit Kosten verbunden sind, hält er wenig. Er hat außerdem Strafsteuern auf chinesische Importe angedroht. Den asiatischen Partnern Japan und Südkorea hielt er vor, sie zahlten nicht genug für militärischen Schutz der USA. Sein Vorschlag: Sie könnten sich doch Atomwaffen besorgen, damit sie bei der Verteidigung weniger auf Washington angewiesen seien. Trump hat außerdem Bereitschaft signalisiert, mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un zu sprechen.
Der ehemalige Verteidigungminister Robert Gates, ein Republikaner, zeigt sich skeptisch gegenüber Trumps außenpolitischen Plänen: "Es gibt da einige Widersprüche. Wir können zum Beispiel keinen Handelskrieg mit China vom Zaun brechen und gleichzeitig erwarten, dass sie uns bei der Eindämmung Nordkoreas helfen."
Spott beim White House Correspondent's Dinner
Dass Obama kein Fan von Trump ist, zeigte sich bereits vor fünf Jahren - als noch nicht absehbar war, dass Trump sich eines Tages um das Präsidenten-Amt bewerben würde. In seiner Rede beim White House Correspondent's Dinner - einem traditionellen Treffen der US-Hauptstadtjournalisten, bei dem der Präsident eine nicht ganz ernst gemeinte Rede hält - stellte Obama Trump als Verschwörungstheoretiker dar. Trump galt immer als "Birther", also als Anhänger einer Bewegung, die glaubte, Obama sei nicht in den USA geboren worden und habe somit kein Recht, Präsident zu sein. Nachdem Obama schließlich seine Geburtsurkunde veröffentlich hatte, schlug er Trump in der Rede vor, sich jetzt wieder den wichtigen Themen zuwenden zu können, wie zum Beispiel: "Haben wir die Mondlandung gefälscht? Was passierte wirklich in Roswell? Und wo sind B.I.G. und Tupac wirklich?"
Und auch beim diesjährigen White House Correnspondent's Dinner bekam Trump von Obama sein Fett weg. Er machte sich über die außenpolitische Unerfahrenheit des Multimilliardärs lustig und zeigte sich scherzhaft verwundert darüber, dass Trump dem Dinner ferngeblieben sei. Vielleicht deshalb, weil er damit beschäftigt gewesen sei, "Beleidigungen an Angela Merkel zu twittern", spöttelte Obama mit Blick auf Trumps intensive Twitter-Aktivitäten und dessen wiederholte Kritik an der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin.
(cvo/tzi)