Trump sei in einer aussichtslosen Situation und schlage nur noch wild um sich, sagte Niederberger im DLF. Er nannte den Republikaner einen "destruktiven Narzisten" - solch einen US-Präsidentschaftskandidaten habe es seit dem Ende des Zweiten Weltkriegens nicht mehr gegeben. Damit Trump die Wahl noch gewinnen könne, müsse schon etwas Außergewöhnliches geschehen, meinte der US-Korrespondent des schweizerischen "Tages-Anzeigers". Trump mache schon jetzt in einem "Swing-State" wie Virginia keinen Wahlkampf mehr. Dies deute darauf hin, dass er sich seiner schlechten Lage bewusst sei.
Andere Republikaner könnten mitgerissen werden
Trumps Niedergang drohe auch Parteikollegen mitzureißen, die für den Kongress kandidierten, sagte Niederberger. Denn wenn Anhänger der Republikaner wegen Trumps aussichtsloser Lage nicht zur Wahl gingen, dann fehlten deren Stimmen auch den anderen Kandidaten der Partei. Deshalb gebe es bei den Republikanern bereits große Absetzbewegungen von Trump; jeder wolle seine Haut retten.
Niederberger machte die "Grand Old Party" mitschuldig für die verfahrene Situation. Jeder dort hätte aufgrund der Persönlichkeit und der Vergangenheit Trumps ahnen müssen, dass irgendwann schädliche Geschichten über ihn auftauchen würden.
Clinton muss nur noch zusehen, wie sich Trump selbst zerstört
Hillary Clinton mache derzeit schon gar keinen Wahlkampf mehr, meinte Niederberger. Sie schaue nur noch zu, wie Trump sich als Kandidat selbst zerstöre. Aber viel Negatives der Trump-Kampagne schwappe auf sie herüber - etwa, wenn die Republikaner sie als eine Kriminelle und als korrupt darstellten. Clintons Problem sei zudem, dass auch sie über keinen großen Vertrauensbonus verfüge. Noch nie in den vergangenen 50 Jahren seien zwei US-Präsidentschaftskandidaten derart negativ behaftet gewesen.
Bei einer Niederlage Trumps drohe dessen Wählerschaft - ältere weiße konservative Männer - endgültig frustriert zu werden, warnte der Publizist. Sie dürften sich dann noch weiter von der Gesellschaft abgehängt fühlen.