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US-Wahlkampfmanipulation
Facebook: Hätten russische Einflussnahme verhindern sollen

Facebook hat bedauert, Manipulationen des US-Präsidentschaftswahlkampf aus Russland nicht unterbunden zu haben. Schon gestern sagten Vertreter von Facebook, aber auch von Twitter und Google vor einem Ausschuss des Parlaments aus, heute müssen sie in die Geheimdienstausschüsse.

Von Stefan Fries |
    Das Facebook-Logo.
    Ein Facebook-Anwalt hat eingeräumt, dass kritische Posts aus Russland hätten früher erkannt werden können. (imago / Zuma Press)
    "Die ausländische Einflussnahme, die wir gesehen haben, war verwerflich", sagte der Chef der Rechtsabteilung von Facebook, Colin Stretch, Medienberichten zufolge gestern bei einer Anhörung vor dem Senats-Unterausschuss zu Kriminalität und Terrorismus. Das Unternehmen hatte in den vergangenen Monaten eingeräumt, russisch finanzierte Inhalte auf seiner Plattform entdeckt zu haben – und zwar weit zahlreicher als bislang angenommen. Stretch räumte ein, dass Facebook mehr hätte tun müssen: "Im Rückblick hätten wir eine bereitere Linse haben sollen. Es gab Signale, die wir verpasst haben." Er versprach, Konten mit falschen Namen zu löschen.
    Facebook hatte der Nachrichtenagentur Reuters zufolge in einer Stellungnahme für den US-Kongress geschrieben, dass zwischen Juni 2015 und August 2017 rund 80.000 Posts von der Firma "Internet Research Agency" aus St. Petersburg platziert wurden. Das Unternehmen gilt als Trollfabrik; von dort aus sollen hunderte Mitarbeiter oft unter falschen Namen Propaganda zugunsten der russischen Regierung im Internet verbreiten. Diese Beiträge hätten der Stellungnahme zufolge rund 126 Millionen Nutzer erreichen können – die Hälfte der US-Wahlberechtigten. Die meisten Beiträge zielten auf eine Spaltung der Gesellschaft und ein Schüren von sozialen und politischen Spannungen, hieß es weiter.
    Der Vizechef und Jurist von Facebook, Colin Stretch, vor dem US-Senat.
    Der Vizechef und Jurist von Facebook, Colin Stretch, vor dem US-Senat. (AFP / Saul Loeb)
    Twitter: Schwierig, vor Missbrauch zu schützen
    Der Unterausschuss befragte gestern auch die Leiter der Rechtsabteilungen von Twitter und Google, wie Russen ihre Dienste hätten ausnutzen können. Twitter fand nach Berichten von Insidern mehr als 2.700 zweifelhafte Profile, die ebenfalls zur Trollfabrik zurückverfolgt worden seien. Bisher war nur von gut 200 Profilen die Rede gewesen. Twitter habe die Konten gesperrt und die Namen an die US-Behörden weitergegeben.
    Nach Ansicht von US-Geheimdiensten hat die russische Regierung angeordnet, den Wahlkampf zugunsten des jetzigen Präsidenten Donald Trump zu beeinflussen. So waren peinliche und belastende E-Mails aus dem Lager von Trumps Gegnerin Hillary Clinton veröffentlicht und Propaganda gegen sie in sozialen Netzwerken verbreitet worden. Sowohl die russische Regierung als auch Trump weisen die Vorwürfe zurück, es habe eine Kooperation zwischen beiden Seiten gegeben-
    Der Chef der Rechtsabteilung von Twitter, Sean Edgett, sagte, es sei schwierig, die Internetdienste vor Missbrauch zu schützen. Er nannte es eine neue Herausforderung, "staatlich geförderte Manipulation von Wahlen" zu verhindern.
    Informationen erst nach elf Monaten
    Einige Senatoren zeigten sich Medienberichten zufolge frustriert über den schleppenden Fortschritt interner Untersuchungen. "Warum hat Facebook elf Monate gebraucht, sich zu melden und uns beim Verstehen des Ausmaßes dieses Problems zu helfen?" fragte etwa der Demokrat Chris Coons.
    Am heutigen Mittwoch sollen die Spitzenanwälte der drei Unternehmen vor den Geheimdienstausschüssen von Senat und Repräsentantenhaus erscheinen. Diese führen eigene Ermittlungen zur russischen Einflussnahme auf die Präsidentenwahl.