Seit dem Inkrafttreten der Strafzölle Anfang Juni steht in den USA vor allem die Stahlindustrie im Fokus. Die Fernsehsender berichten – je nach politischer Ausrichtung – von positiven wie negativen Beispielen. Wirtschaftsexperten wie Jacob Parakilas von der Denkfabrik Chatham House, sind überzeugt: insgesamt leiden mehr Unternehmen unter den Zöllen leiden, als dass sie von ihnen profitieren.
"The steel-tariffs will benefit the American steel-industry. But the American steel industry is a lot smaller than the industries, that depend on importet steel."
Dem Sender CNBC sagte Parakilas, es gebe weniger Stahl-Produzenten, die nun profitieren, als Unternehmen, die importierten Stahl verarbeiten. Handelsverbände bestätigen das. Sie beziffern die Zahl der Stahlarbeiter in den USA auf etwa 150.000, die Zahl der Arbeiter im stahlverarbeitenden Gewerbe auf 6,5 Millionen – etwa 40 mal so viele.
Ein Opfer der Zölle ist beispielsweise eine Nagelfabrik in Missouri, die schon 60 von 500 Mitarbeitern entlassen musste. Im US-Kongress wird über die Folgen des Zollstreits diskutiert. Der Weg von Präsident Trump sei ein verdammt rutschiger, sagt der demokratische Abgeordnete Bill Pascrell:
"Wir wissen nicht, wie das endet. Wir kennen noch nicht alle Konsequenzen. Das ist einfach eine chaotische Politik."
Längst hat sich der Handelsstreit auf mehr und mehr Branchen ausgeweitet. Grund dafür sind die Gegenzölle der Handelspartner. Die EU, China, Kanada und Mexiko – sie alle verhängten mittlerweile ihrerseits Abgaben, die ganz unterschiedliche Branchen betreffen.
"Das ist einfach eine chaotische Politik"
Die Landwirtschaft rückt zunehmend in den Fokus. Die Sojabauern zum Beispiel – 40 Prozent ihrer Ernte geht nach China – es ist ein Milliardengeschäft. Der Farmer Kevin Paap baut seine Sojabohnen in Minnesota im Norden des Landes an – er sagt – die verhängten Zölle und ihr Einfluss auf den Preis, bereiteten ihm schlaflose Nächte.
"Der Export von Agrarerzeugnissen ist immens wichtig für unsere Wirtschaft. Wenn wir unseren Markanteil verlieren, ist es schwer ihn zurückzuholen. Das können wir uns als nicht leisten. Die Zölle haben einen drastischen Einfluss auf unsere drei wichtigsten Märkte – Kanada, Mexiko und China."
Grundsätzlich begrüßen viele der Farmer, dass Präsident Trump etwas unternimmt, um aus Sicht der USA etwas gegen unfaire Handelspraktiken zu unternehmen. Doch die Wirkung der Strafzölle und ihrer Gegenzölle ist gewaltig, denn sie sorgt bei den Landwirten für sinkende Preise. Berichtet Russel Boening, ein Farmer aus Texas.
Die Sorge vor den Schäden wächst auch bei Unterstützern
"Wir haben auf unserer Farm gerade Hirse geerntet. Der Marktpreis dafür ist aber in den vergangenen zwei Monaten um 25 Prozent gefallen. Jetzt lagern wir die Ernte erstmal und hoffen dass die Preise wieder steigen. Das kostet auch Geld. Aber wir sind echte Optimisten und hoffen, dass es aufwärts geht."
Viele der Unternehmer, vor allem in den ländlichen Gebieten, haben Präsident Trump bei der Präsidentschaftswahl unterstützt. Doch die Sorge, dass der Handelskonflikt großen Schaden anrichten könnte, wächst auch bei ihnen, sagt Russel Boening aus Texas:
"Niemand will mehr als wir, dass die Regierung mit ihren Bemühungen Erfolg hat. Aber es ist wichtig zu betonen, dass diese Entscheidungen das Potential haben, unsere Existenz zu zerstören."
Dreht sich die Zollspirale weiter, werden mehr und mehr US-Unternehmen von den Zöllen betroffen sein. Schon jetzt haben mehr als 20.000 Betriebe beim Handelsministerium beantragt, von den Importzöllen befreit zu werden. Doch nur ein paar dutzend haben eine solche Ausnahme bislang auch erhalten.