Eine geschichtsträchtige Reise, "ein historisches Erlebnis. Das ist ein Supertrip, etwas Besonderes und geht weit über den Fußball hinaus", betonte Klinsmann vor der Partie am Freitagabend im Estadio Pedro Marrero in Havanna bei einer Telefonkonferenz mit verschiedenen Medien. Er glaube, "dass da der Fußball wieder diese Brücke baut, wie überall in der Welt".
Vor der Landung in der kubanischen Hauptstadt bekommen die Spieler, darunter sechs Bundesligaprofis, die Geschichte der beiden Länder von einem Kuba-Experten präsentiert. "Da werden die Spieler einfach ein bisschen mit ins Boot genommen. Damit sie wissen, warum gewisse Dinge in der Vergangenheit zwischen Kuba und den USA passiert sind. Dabei wies Klinsmann seine Mannschaft eindringlich darauf hin, "das sind Momente, die einem nur der Fußball bietet. Das sind Türöffner, die nur durch den Fußball passieren."
Entspannungen nach Jahren der Eiszeit
Die Beziehungen beider Länder hatten sich zuletzt deutlich entspannt. Im Juni 2015 einigten sich beide Staaten nach jahrzehntelanger Eiszeit auf die Wiederaufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen, im März besuchte Obama als erster amtierender US-Präsident seit 1928 die kommunistisch regierte Insel.
1949 und 2008 hatte das US-Team zwar auch schon auf Kuba gespielt - im Zuge der jeweiligen WM-Qualifikation aber nicht freiwillig. Diesmal ist die Situation anders. Zwar spielt Fußball nicht die ganz große Rolle auf Kuba, die Sportart Nummer 1 auf der Karibikinsel ist Baseball, das historische Baseball-Spiel zwischen den Tampa Bay Rays und der kubanischen Nationalmannschaft im März schauten sich die Präsidenten Barack Obama und Raúl Castro sogar gemeinsam an. Doch die Partie ist ein weiterer Schritt der Aussöhnung mit dem einstigen Erzfeind USA. Bereits im Sommer 2015 kam mit den New York Cosmos erstmals seit 1978 wieder ein Profi-Fußballteam aus den USA zu einem Spiel nach Kuba. Und jetzt also das US-Nationalteam.
Klinsmann mit Erfahrung bei brisanten Reisen
Klinsmann hat bereits einige Erfahrungen mit derart auch politisch bedeutenden Reisen gemacht. Als Bundestrainer besuchte er mit der deutschen Nationalmannschaft 1997 etwa die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel. Auch beim Länderspiel der DFB-Elf 2004 gegen den Iran in Teheran war der ehemalige Stürmer eher als Botschafter denn als Trainer gefragt gewesen.
Der etwas mühevolle 2:0-Sieg in Havanna am Freitagabend hat wie das weitere Testspiel am Dienstag in Washington gegen Neuseeland für Klinsmann auch sportlich einen hohen Stellenwert. Beide Partien gelten für das US-Team als wichtige Vorbereitung auf die entscheidenden WM-Qualifikationsspiele im November gegen Erzrivale Mexiko in Columbus/Ohio und gegen Costa Rica in San Jose.
In der Qualifikation tritt die USA in einer Sechser-Gruppe außerdem noch auf Trinidad & Tobago, Honduras und Panama. Um sicher bei der WM 2018 in Russland dabei zu sein, müssen die US-Boys den dritten Platz in der Gruppe belegen.
Beim Testspiel in Havanna gab Klinsmann mehreren jungen Spielern die Chance, sich dafür zu beweisen. Die Tore gegen den Weltranglisten-139. erzielten Chris Wondolowski in der 62. und Bayern-Spieler Julian Green in der 71. Spielminute.
Aus der Bundesliga waren neben Green auch John Brooks (Hertha BSC), Timothy Chandler (Eintracht Frankfurt), Fabian Johnson (Gladbach), Bobby Wood (Hamburg) und Christian Pulisic (Dortmund) dabei. Dem 18-Jährigen vom BVB gehört im US-Team die Zukunft.