Wilbur Ross ist die zentrale Figur im eskalierenden Handelskrieg der Vereinigten Staaten mit China. Aber der US-Handelsminister verfolgt auch private Geschäftsinteressen in der Volksrepublik. Denn der Milliardär habe nicht all seine Investitionen aufgelöst, erklärt Dan Alexander vom Magazin Forbes
"Er verkaufte einen Teil seiner Beteiligungen an Goldman-Sachs, den anderen Teil hat er in einen Treuhandfond für seine Familie gelegt. Das entspricht den Regeln, aber löst nicht den grundlegenden Interessenskonflikt, der Sorgen bereitet."
Beim Gespräch mit dem Radiosender NPR erinnert Alexander an die Anhörung im US-Kongress. Im Januar 2017 lobten Senatoren wie Richard Blumenthal, dass Ross bereit ist, für sein Ministeramt auf Posten in Unternehmen zu verzichten. "Sie haben 50 Sitze aufgegeben. Der Vorgang war sehr komplex, herausfordernd und für sie persönlich auch teuer."
Vier Briefkastenfirmen auf den Cayman Islands
Ross verspricht, eine Reihe von Anteilen zu verkaufen, um Interessenskonflikte zu vermeiden. Er bekommt Zustimmung von mehr als 70 Senatoren.
Erste Zweifel kommen im November 2017 mit den Paradise Papers auf. Das sind Datensätze von Off-Shore-Firmen, die in Deutschland die Süddeutsche Zeitung gemeinsam mit NDR und WDR auswertet.
Dabei kommt heraus, dass Ross vier Briefkastenfirmen auf den Cayman Islands behalten hatte. Darüber hielt er Anteile am Schiffsunternehmen Navigator. Das wiederum transportiert für das russische Gasunternehmen Sibur Flüssiggas. Ein Unternehmen mit direktem Draht zum Kreml.
Ross sagt, er habe nicht gelogen: "Die Beteiligungen an Navigator sind an drei verschiedenen Stellen offengelegt worden. Der Vorwurf, ich habe den Ausschuss getäuscht, ist völlig haltlos."
Jetzt hat das US-Magazin Forbes aufgedeckt, dass Handelsminister Ross fünf Tage vor Veröffentlichung der Paradise Papers an der Börse gegen seine eigene Beteiligungen gewettet hat. Womöglich um auch an fallenden Aktienkursen zu verdienen. Ross wusste von der drohenden Enthüllung.
Beteiligungen in den familieneigenen Treuhandfond abgeladen
Zudem musste der US-Handelsminister einräumen, dass er nicht alle Zusagen eingehalten hat. So hielt er im November 2017 immer noch Anteile an der Investmentfirma Invesco. Zudem hatte er gegen den Kurs einer Bank gewettet - was auch als Investition gilt.
Forbes-Journalist Dan Alexander hält die Verbindung zu chinesischen Unternehmen und der Regierung in Peking aber für den größten Interessenskonflikt des Ministers: "Die chinesische Regierung führt einen unabhängigen Anlagefonds, der gemeinsam mit Ross' Fonds investiert hat. Bei einer Firma wie Diamond S. Shipping, sind sie zum Beispiel zu gleichen Teilen Besitzer; Willbur Ross, der im Namen der US-Regierung Verhandlungen führt und der Investmentfond der chinesischen Regierung."
Diese Beteiligungen sind offenbar nicht an das Investmenthaus Goldman Sachs gegangen, sondern in den Treuhandfond der Familie Ross. "Du kannst alles abladen in einem Treuhandfond für deine erwachsenen Kinder, wenn Du 80 Jahre alt bist. Das Büro für Ethisches Regierungsverhalten ist damit einverstanden. Mal schauen, ob alle Menschen das so sehen."
Im drohenden Handelsstreit empfiehlt Wilbur Ross Investoren immer gelassen zu bleiben. Der Milliardär hält sich bei seinen eigenen Geschäften mit Sicherheit auch daran.