Völlig emotional reagierte am Dienstag US-Top-Ökonom Jeffrey Sachs in Berlin bei einer Konferenz von Wirtschaftswissenschaftlern aus G20-Staaten auf den zurückliegenden Schlingerkurs der US-Regierung im Klimaschutz. US-Präsident Trump sei psychisch instabil und unfähig, aber nicht allein, hinter ihm stehe ein zerbrochenes politisches System, erregte sich Sachs, der auch Sonderbeauftragter für die UN- Nachhaltigkeitsziele ist.
"Die Republikanische Partei ist der verlängerte Arm der Öl- und Gasindustrie und das bestimmt den US-Kurs in der Klimapolitik. Die Demokratie wird durch das große Geld bestochen."
Nötig seien "Hohe Investitionen in nachhaltige Infrastruktur im Energiebereich"
Mittlerweise plädiert ganz sachlich die große Mehrheit der Wirtschaftswissenschaftler für Ausstieg aus der fossilen Energiewirtschaft. Sir Nicholas Stern war der erste Ökonom, der 2006 im Auftrag der britischen Regierung systematisch die Kosten eines Ausstiegs und Kosten des Nichtstuns gegen den Klimawandel aufgerechnet hatte. Er sieht nur einen sinnvollen Weg:
"Wir brauchen jetzt hohe Investitionen in eine nachhaltige Infrastruktur im Energiebereich, im Verkehr etc. Das sorgt für Wachstum der Nachfrage und Effizienz im Angebot. Und es setzt eine Reihe von Erfindungen, Entdeckungen, Investitionen und Wachstum im schumpeterschen Sinne frei. Gleichzeitig wissen wir, dass eine fossile Wirtschaft nicht durchzuhalten ist, weil sie so viel Umweltverschmutzung mit sich bringt, dass sich das Wachstum negativ umkehrt."
Schon jetzt mehr Jobs im Bereich Erneuerbare als in der Kohleindustrie
Schon heute übertreffe in den USA die Zahl der Jobs im Bereich der Erneuerbaren Energien die der in der Kohleindustrie um ein Vielfaches, argumentiert der Wirtschaftsnobelpreisträger und ehemalige Weltbank-Chefökonom Joseph Stiglitz.
Und Trump sei darüber informiert, meint Sir Nicholas Stern:
"Die Wirtschaftswelt erklärt dem US-Präsidenten derzeit in aller Klarheit, dass es stark im Interesse der Unternehmen, aber auch stark Interesse der ganzen USA ist, eine kohlenstoffarme Produktionsweise anzusteuern."
Allerdings sind die USA als weltweiter Wirtschaftspartner zu wichtig, um sich mit einem Ausstieg aus dem Klimaschutz nur allein zu schädigen:
"Wenn ein Land diesen Weg nicht gehen will, wird das schlecht für die eigene Wirtschaft sein. Wenn die USA ihn also nicht wählen, wird dies schlecht für die US-Wirtschaft sein – und dann auch für den Rest der Welt."
Hebel für Staaten, um sich gegen Trump zu wehren
Stiglitz und Stern haben im Auftrag der Weltbank gerade eine Studie über eine angemessene Besteuerung der CO2-Emissionen herausgegeben, um die Klimaerwärmung zu bremsen. Hier sieht Joseph Stiglitz auch einen Hebel für andere Staaten, um sich gegen Trumps Ausstieg aus der Klimapolitik zur Wehr zu setzen.
"Andere Regierungen sollten bedenken, dass es sich um eine Subvention handelt, wenn CO2 nicht besteuert wird."
Stiglitz Bemerkung ist als Wink mit dem Zaunpfahl zu verstehen. Denn Subventionen, die Marktpreise verzerren, weil sie so beispielsweise das Einrechnen von Schäden verhindern, sind im Rahmen der Welthandelsorganisation WTO als unfaire Handelspraktiken verboten. Andere Regierungen dürfen diese dann mit Strafzöllen auf die Produkte des Handelspartners belegen.
Doch bis es soweit kommt, da ist sich Stiglitz sicher, werden die US-Amerikaner viel schneller als ihr Präsident Trump begreifen, dass Klimaschutz der richtige Weg ist.