Niemand, der sich mit dem Mord an Präsident Kennedy am 22. November 1963 im texanischen Dallas auseinandergesetzt hat, glaubt ernsthaft daran, dass diese Akten noch einen Erkenntnisgewinn bringen können. Außer vielleicht jene, die noch immer einer der vielen Verschwörungstheorien anhängen, die sich um den Tod von John F. Kennedy ranken - einem der spektakulärsten politischen Morde der Weltgeschichte.
An der offiziellen Darstellung der sogenannten Warren-Untersuchungskommission, wonach Attentäter Lee Harvey Oswald ein Einzeltäter war und auf eigene Faust handelte, haben bis heute viele ihre Zweifel. Einer Umfrage aus dem Jahr 2013 zufolge glauben noch immer 59 Prozent der Amerikaner, Oswald habe Hintermänner gehabt. Immer wieder wurden Verschwörungstheorien laut, wonach die Mafia, Moskau oder Kuba ihre Hand im Spiel gehabt hätten oder Rechtsextreme, Waffenlobbyisten oder die CIA.
Zwei Tage nach der Ermordung Kennedys wurde Oswald umgebracht
Dabei stützten sie sich auf Widersprüche und Ungereimtheiten wie zum Beispiel die Frage, von wie vielen Schüssen der Präsident tatsächlich getroffen wurde. Mysteriös blieb auch der Mord an dem Mörder zwei Tage nach dem Attentat auf Kennedy: Lee Harvey Oswald wurde auf dem Weg zum Distriktgericht von einem Nachtclubbesitzer namens Jack Ruby erschossen.
Angeblich beschäftigen sich die meisten der 3100 Akten, um deren Veröffentlichung es jetzt geht, mit dem Attentäter Lee Harvey Oswald – einem bekennenden Marxisten und Castro-Bewunderer, der sich wenige Wochen vor dem Attentat in Mexiko um ein Visum für die Sowjetunion bemüht haben soll.
Angeblich hatte ihn die CIA damals bereits auf dem Schirm gehabt, ihn abgehört und beschattet. Das könnte der Grund sein, weshalb die CIA angeblich bis heute kein Interesse daran hat, sämtliche Akten öffentlich zugänglich zu machen. Die meisten Unterlagen sind allerdings schon bekannt - insbesondere jene 500 Millionen Dokumente zum Mord an John F. Kennedy, die 1992 veröffentlicht wurden.
Trump muss über die Veröffentlichung entscheiden
Damals hatte der Dokumentarfilm "JFK" von Oliver Stone für neue Verschwörungstheorien gesorgt. Der Kongress hatte nur einem kleinen Teil der Akten eine 25-jährige Geheimhaltungsfrist verordnet, die jetzt ausläuft. Für Philip Shenon, Investigativ-Journalist und Buchautor, ist es ein Treppenwitz der Zeitgeschichte, dass ausgerechnet der "Chef-Verschwörungstheoretiker" Donald Trump über die Freigabe der letzten Kennedy-Dossiers zu entscheiden hat, wie er National Public Radio in einem Interview sagte.
Während des Wahlkampfes hatte Trump behauptet, dass der Vater seines republikanischen Rivalen Ted Cruz Kontakt zum Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald gehabt habe – was Cruz damals mit den Worten "völliger Blödsinn" kommentierte. Nun mutmaßte der demokratische Abgeordnete Adam Schiff süffisant, mit Hilfe der Restakten könne ja der Vater von Ted Cruz vielleicht noch entlarvt werden.