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USA-Reise
Papst sieht Religionsfreiheit in Gefahr

Bei seinem Besuch in den USA hat Papst Franziskus dazu aufgerufen, die Religionsfreiheit als Grundwert der Vereinigten Staaten zu verteidigen. Moderne Gesellschaften tendierten dazu, die Religionsfreiheit zu unterdrücken. Andere wiederum missbrauchten Glaubensgrundsätze für Hass und Brutalität. Eigentlicher Grund für den Besuch in Philadelphia war das Welttreffen der katholischen Familien.

Von Tilmann Kleinjung | 27.09.2015
    Papst Franziskus verfolgt den Auftritt von Aretha Franklin beim Welttreffen katholischer Familien in Philadelphia.
    Papst Franziskus verfolgt den Auftritt von Aretha Franklin beim Welttreffen katholischer Familien in Philadelphia. (AFP / Tony Gentile)
    Dieser Ort strotzt nur so vor Symbolkraft: Philadelphia, die Stadt, in der die Vereinigten Staaten von Amerika geboren wurden. Der Papst sprach vor der "Independence Hall", hier wurde 1776 die Unabhängigkeitserklärung der USA unterzeichnet, zum Klang der Freiheitsglocke. Und Franziskus wählte ein Thema, das zu diesem Ort passt. Er machte sich zum Fürsprecher für einen der grundlegenden Werte dieser Demokratie: die Religionsfreiheit: "Verschiedene Formen moderner Tyrannei versuchen in unserer Welt die Religionsfreiheit zu unterdrücken oder auf eine Subkultur ohne Mitsprache- und Stimmrecht in der Öffentlichkeit herabzusetzen oder die Religion als Vorwand für Hass und Brutalität zu gebrauchen. Deshalb ist es notwendig, dass die Anhänger der verschiedenen Religionen ihre Stimmen vereinen, um Frieden, Toleranz und Achtung für die Würde und die Rechte der anderen zu fordern."
    Religionsfreiheit ist ein in den USA brandaktuelles Thema. Eine Standesbeamte hatte sich unter Berufung auf ihren christlichen Glauben geweigert, homosexuelle Paare zu trauen. Dafür musste sie sogar kurzzeitig in Haft. Franziskus kritisierte ausdrücklich einen Trend, der auf Uniformität abziele und versuche, alle Unterschiede und Traditionen in einem oberflächlichen Streben nach Einheit zu beseitigen: "Die Religionen haben das Recht und die Pflicht, deutlich zu zeigen, dass es möglich ist, eine Gesellschaft zu errichten, in der ein gesunder Pluralismus, ein wertvoller Verbündeter ist im Einsatz zur Verteidigung der Menschenwürde - ein Weg des Friedens für unsere verwundete Welt."
    Papst entschuldigt sich für Ratschläge an Eheleute
    Der eigentliche Anlass dieses Papstbesuches in Philadelphia und der ganzen Reise in die Vereinigten Staaten ist das Welttreffen der katholischen Familien. Tausende trafen sich am Abend zu einer Mischung aus Show und Gottesdienst. Bei der Veranstaltung traten viele Stars auf, auch die legendäre Sängerin Aretha Franklin. Und die Teilnehmer am Weltfamilientreffen konfrontierten den Papst mit ihren Erfahrungen und ihren Sorgen. Zum Beispiel Kelly Walsh. Sie will bald heiraten. Dass so viele Ehen zu Bruch gehen, macht ihr Sorgen.
    "In Familien fliegen schon mal die Teller", sagt der Papst. Franziskus antwortet spontan, ohne Manuskript. Nicht ohne sich dafür zu entschuldigen, dass er als unverheirateter Mann Eheleuten Ratschläge erteilt: "Die Familie ist schön, aber es gibt auch Probleme. In manchen Familien gibt es richtige Feindschaften, zwischen Frau und Mann, zwischen Vater und Sohn. Ich würde einen Rat geben: Beendet den Tag nicht, ohne Frieden geschlossen zu haben. Der Tag darf nicht im Krieg zu Ende gehen."
    Am Sonntag endet die bislang längste Auslandsreise von Papst Franziskus, die ihn nach Kuba und in die USA führte. Bevor er den Abschlussgottesdienst beim Familientreffen feiert, wird er unter anderem ein Gefängnis in Philadelphia besuchen.