US-Haushaltsblockade
Der längste Shutdown der Geschichte

In den USA lagen viele Regierungsbehörden 43 Tage lang lahm, weil Trumps Republikaner und die oppositionellen Demokraten sich nicht auf einen Haushalt einigen konnten. Der Shutdown 2025 traf viele Menschen unmittelbar. Nun gibt es einen Kompromiss.

    US-Präsident Donald Trump bei der Unterzeichnung des Gesetzes, mit dem der Rekord-Shutdown endete.
    US-Präsident Donald Trump bei der Unterzeichnung des Gesetzes, mit dem der Rekord-Shutdown endete. (imago / UPI Photo / Bonnie Cash)
    Vom Nationalen Kunstmuseum bis zur Atomsicherheitsbehörde: Zahlreiche Institutionen und Behörden in den USA waren mehr als einen Monat lang geschlossen, im Notbetrieb oder deutlich unterbesetzt. Der Shutdown (also die Stilllegung oder Schließung) hatte weitreichende Folgen.
    Die Rekord-Haushaltssperre bedeutet auch, dass US-Präsident Donald Trump in seinen beiden Amtszeiten die zwei längsten Regierungsschließungen in der Geschichte der Vereinigten Staaten verantwortet.

    Inhalt

    Das ist ein Shutdown

    Wichtige Teile der US-Regierung müssen stillstehen und Bundesbedienstete werden in den Zwangsurlaub geschickt, wenn der Kongress, also das Parlament, sich nicht auf einen Haushalt einigen kann.
    Regierungsbedienstete erhalten dann kein Geld, wobei sie seit einer Gesetzesänderung im Jahr 2019 nach Ende des Shutdown rückwirkend ihr Gehalt bekommen können. Im aktuellen Fall hatte Präsident Trump jedoch Zweifel aufkommen lassen, ob wirklich alle betroffenen Beschäftigten später noch ihr Geld kriegen.
    Dass es in den letzten Jahrzehnten regelmäßig zu Shutdowns kommt, hat einen historischen Hintergrund: Vor gut 50 Jahren beschloss der US-Kongress ein Reformgesetz, das die Aufstellung des Haushalts neu regelte. Zwischen 1921 und 1974 hatte der Präsident beim Etat eine stärkere Stellung. In der Ära Nixon gab sich der Kongress als Reaktion auf ein immer übergriffigeres Verhalten des Weißen Hauses auch in Etatfragen mehr Macht. Der Prozess der Haushaltsaufstellung im Kongress sei seitdem „überkompliziert“, urteilt Linda Bilmes, Expertin für öffentliche Finanzen an der Harvard-Universität in einer Analyse zu Shutdowns.

    Darum ging es im aktuellen US-Haushaltsstreit

    Der diesjährige Shutdown begann am 1. Oktober. Zuvor hatte der Senat eine kurzfristige Ausgabenmaßnahme abgelehnt. Diese hätte den Regierungsbetrieb bis zum 21. November gesichert. Die Demokraten lehnten das Gesetz aber ab, weil die Republikaner sich weigerten, einer Verlängerung der Krankenversicherungsleistungen für Millionen von Amerikanern zuzustimmen, die Ende des Jahres auslaufen.
    Die Republikaner haben eine Mehrheit im Senat und im Repräsentantenhaus. Aber bei dieser Art von Finanzgesetzen brauchen sie im Senat 60 Stimmen – und waren deshalb auf die Opposition angewiesen. Die Demokraten wollten einem Haushalt ursprünglich nur zustimmen, wenn die Kürzungen bei Gesundheitsprogrammen für Menschen mit niedrigen Einkommen rückgängig gemacht werden. Ohne diese Kürzungen hält die Trump-Administration das Gesundheitssystem aber für gar nicht bezahlbar.

    Das waren die Auswirkungen des Shutdowns

    Hunderttausende Beschäftigte im öffentlichen Dienst waren ohne Bezahlung beurlaubt. Ein Teil der Regierungsmitarbeiter wurde als systemrelevant eingestuft – sie arbeiteten ohne Bezahlung weiter, etwa Fluglotsen. Viele Beschäftigte meldeten sich jedoch krank, um mit Nebenjobs Geld zu verdienen. Etliche Ämter etwa bei der US-Steuerbehörde waren unterbesetzt, denn die Hälfte der Mitarbeiter wurden beurlaubt.
    Da die Regierungsbediensteten über einem Monat kein Gehalt bekamen, gerieten viele von ihnen finanziell unter Druck. Der Andrang auf die Tafeln, in englischsprachigen Ländern „food banks“ genannt, nahm zu. Ein Grund: Bestimmte Sozialleistungen wie Lebensmittel-Hilfen für arme Familien wurden nicht mehr oder nur verzögert ausgezahlt. Davon waren 42 Millionen Menschen in den USA betroffen.
    Einschränkungen im alltäglichen Flugverkehr trafen viele US-Bürger. Flüge fielen aus. Betroffen waren davon auch große Flughäfen in New York, Washington, Houston oder Chicago.
    Politische Folgen hatte der Shutdown ebenfalls. US-Präsident Donald Trump räumte ein, dass der Konflikt vor allem seinen Republikanern bei den jüngsten Bürgermeister- und Gouverneurswahlen geschadet hat. Der politische Ausgang des aktuellen Konflikts wird laut „New York Times“ wahrscheinlich Auswirkungen auf die Midterm-Wahlen im kommenden Jahr haben.

    So endete der Rekord-Shutdown

    Nach 43 Tagen endete der Shutdown im November. US-Präsident Trump unterzeichnete ein Übergangs-Haushaltsgesetz, das zuvor von Senat und Repräsentantenhaus gebilligt worden war.
    Damit ist die Finanzierung der Regierungsarbeit bis Ende Januar 2026 gewährleistet. Für bestimmte Bereiche wie die Lebensmittelhilfe für Bedürftige ist die Finanzierung für das gesamte kommende Jahr gesichert.
    Zudem sollen alle Regierungsbediensteten rückwirkend bezahlt werden - eine Maßnahme die Donald Trump infrage gestellt hatte. In den komemnden Monaten soll es auch keine weiteren Entlassungen in Ministerien und Behörden geben. Für die Demokraten besonders wichtig: Noch vor Weihnachten soll über die drohende massive Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge abgestimmt werden.
    Trump bezeichnete den Kompromiss als Sieg für die Republikaner. Acht demokratische Senatoren hatten nachgegeben und für das Ende des Shutdowns votiert. Die oppositionellen Demokraten haben diesen Konflikt zwar im Kern verloren, aber mit dem Einsatz für die Krankenversicherung ein zentrales Thema gesetzt.

    Shutdowns in der Vergangenheit

    Dass Haushaltskonflikte eskalieren und zu seinem Stillstand der US-Bundesbehörden führen, ist nicht neu in der amerikanischen Politik:
    1995/96 kam es zu harten Auseinandersetzungen zwischen dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton von den Demokraten und den Republikanern, die seit den Wahlen 1994 Senat und Repräsentantenhaus kontrollierten. Unter ihrem Mehrheitsführer Newt Gingrich forderten die nach rechts gerückten Republikaner massive Sozialkürzungen. Clinton hielt dagegen - unter anderem mit dem Veto von Haushaltsentwürfen, einem wichtigen Machtinstrument des Präsidenten gerade in Shutdown-Konflikten. Erst nach drei Wochen Shutdown kam es zum Kompromiss. Clinton wurde später wiedergewählt.
    Den bislang längsten Shutdown gab es vor dem aktuellen „Rekord“-Haushaltskonflikt im Dezember 2018 und Januar 2019 – also in der ersten Amtszeit von Donald Trump. Damals drehte sich der Konflikt um die Weigerung der Demokraten, Finanzmittel für Trumps Grenzzaun zwischen den USA und Mexiko zu finanzieren. Der Kongress verabschiedete schließlich ein Haushaltsgesetz ohne die Mittel für die Grenzmauer. Erst nach 35 Tagen endete der damalige Shutdown.

    tei, mit Material von Reuters