Sandy Hook, Colombine, Orlando, Las Vegas - nun reiht sich auch Parkland in Florida in die immer längere Liste jener Orte ein, die für die Schrecken sinnloser Amokläufe mit vielen Todesopfern stehen. Es war 18.35 Uhr Ortszeit, als der Sheriff von Broward County sichtlich bewegt die Opferzahlen dieses blutigen Nachmittags verkündete: 17 Menschen starben in den Gewehrsalven des 19-jährigen Attentäters - zwölf von ihnen in Klassenräumen, zwei weitere außerhalb des Gebäudes, ein Opfer befand sich auf der Straße, zwei Schwerverletzte verstarben im Krankenhaus.
Noch steht nicht fest, wie viele der Opfer Schulkinder waren, wie viele von ihnen Lehrer oder Eltern oder Besucher der Schule. Der Attentäter war am Nachmittag kurz vor Schulschluss in das Gebäude eingedrungen und hatte offenbar ohne Vorwarnung wahllos das Feuer eröffnet. Es soll sich um einen ehemaligen Schüler handeln, der aus disziplinarischen Gründen der Schule verwiesen worden war.
TV-Reporter interviewen Angehörige, während die mit ihren Kindern telefonieren
Nach seinem Amoklauf verließ er das Schulgelände und wurde von Polizisten festgenommen, ohne Gegenwehr zu leisten. Im Gebäude spielten sich unterdessen dramatische Szenen ab – Schulkinder verbarrikadierten sich mit ihren Lehrern in Klassenräumen, gemeinsam versuchten viele, sich hinter Türen oder unter Treppen zu verstecken. Etliche versuchten, über ihre Mobiltelefone Kontakt zu ihren Eltern aufzunehmen.
Dabei kam es im Verlauf des Nachmittags zu geradezu absurden Szenen: Noch während die Polizeikräfte die Gebäude evakuierten, interviewten Fernsehreporter Angehörige, die gerade mit ihren Kindern telefonierten. Ich gebe noch schnell dieses Interview, sagte eine Mutter, dann bin ich wieder bei Dir.
Politisch wird auch dieser Amoklauf ohne Folgen bleiben
Doch nicht nur die Fernsehanstalten folgten bei ihrer Live-Berichterstattung medialen Reflexen. Auch die Sicherheitskräfte operierten schnell öffentlich mit Opferzahlen, Täternamen, Waffentypen und Kaliberzahlen. Präsident Trump twitterte, seine Gedanken seien bei den Angehörigen und Opfern.
Kein Schüler dürfe sich in einer amerikanischen Schule mehr unsicher fühlen. Politisch wird jedoch auch dieser Amoklauf ohne Folgen bleiben - unter Donald Trump ist eine längst überfällige Verschärfung der Waffengesetze, wie sie noch sein Vorgänger Barack Obama ebenso vehement wie erfolglos betrieben hatte, praktisch ausgeschlossen.
18. Schießerei an einer US-Schule im Jahr 2018
Donald Trump betont ein ums andere Mal, dass der einzige wirksame Schutz gegen Waffengewalt der private Waffenbesitz sei. Der demokratische Senator Bill Nelson beklagte in einer ersten spontanen Reaktion, dass Massenschießereien wie diese in Florida mittlerweile zur Routine in den Vereinigten Staaten gehörten, ohne dass daraus irgendwelche politischen Konsequenzen gezogen würden.
Tatsächlich war der Amoklauf an der High-School in Parkland bereits die 18. Schießerei an einer amerikanischen Schule in diesem noch jungen Jahr 2018. Die republikanische Trump-Administration und der republikanisch dominierte Kongress haben noch jede Initiative verhindert, schärfere Waffenkontrollen einzuführen.
Schweigeminute, Beileid und zurück zur politischen Tagesordnung
Florida gehört zu jenen Bundesstaaten, die ausgesprochen laxe Waffengesetze haben. Der demokratische Abgeordnete Jim Hines sprach von einer Atmosphäre der politischen Resignation: Erneut werde man eine Schweigeminute abhalten und den Angehörigen das Beileid aussprechen.
Anschließend werde der Kongress zur politischen Tagesordnung übergehen und absolut nichts gegen die Waffengewalt im öffentlichen Raum unternehmen.