Zwei Tage nach den blutigen Unruhen von Charlottesville, aber ganz offensichtlich nur unter dem wachsenden Druck der Öffentlichkeit hat Donald Trump doch noch den Rassismus der Rechtsextremen als "abstoßend" verurteilt – und dabei ausdrücklich die Gruppierungen des Ku-Klux-Klans, der Neonazi-Szene und der sogenannten White-Supremacy-Bewegung genannt. Rassismus sei böse. Und diejenigen, die in seinem Namen Gewalt anwenden, seien Kriminelle und Verbrecher, sagte Donald Trump im Weißen Haus.
Trump nannte die Amokfahrt eines 20-Jährigen, der Berichten zufolge mit nationalsozialistischem Gedankengut sympathisierte, rassistisch. Bei diesem Anschlag war am Samstag eine Frau getötet worden - 20 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Donald Trump hatte noch am Samstag in einer kurzen Erklärung weder diesen Anschlag erwähnt, noch ein Wort des Mitgefühls für die Hinterbliebenen des Opfers über die Lippen gebracht.
Sturm des Protests
Doch nicht nur deshalb geriet er unter zunehmenden Druck - die Kritik galt auch seiner Weigerung, Rassismus als Rassismus zu benennen und die rechtsextremen Gewalttäter zu den Schuldigen für diese Unruhen zu erklären. Stattdessen wies Donald Trump "vielen Seiten" die Verantwortung zu.
Das Ergebnis war ein Sturm des Protestes, der noch am Sonntag zu einer schriftlichen Erklärung des Weißen Hauses führte. Donald Trump habe selbstverständlich auch die rechtsextremen Gruppierungen mit einbezogen, als er jegliche Gewalt verurteilte, hieß es in der kargen Stellungnahme. Die Folge waren umso lautere Forderungen nach einer persönlichen Stellungnahme des Präsidenten - die auch in Kreisen der republikanischen Partei immer lauter geäußert wurden. Zuletzt von Senator Corey Gardner aus Colorado, der die These von der weißen Überlegenheit ein Übel nannte und von Präsident Trump eine öffentliche Verurteilung jedweden Rassismus forderte.
Bereits zuvor hatte sich Trumps Vizepräsident Mike Pence auf einer Auslandsreise in Südamerika geäußert und null Toleranz gegenüber rechtsextremen Gruppierungen wie Neonazis oder Ku-Klux-Klan gefordert.
Justizminister Jeff Sessions ging sogar noch weiter und nannte den Anschlag auf die Gegendemonstranten in Charlottesville "heimischen Terror", der mit allen zu Gebote stehenden Mitteln bekämpft werden müsse - eine Einschätzung, der Donald Trump jedoch auch in seiner jüngsten Erklärung nicht folgen wollte.
Forderungen nach Absetzung von Steven Bannon
Die Ereignisse von Charlottesville und die zögerliche Reaktion des Präsidenten haben die Debatte über die grundsätzliche Haltung Donald Trumps zu Nationalismus, Rassismus und Rechtsextremismus noch angefacht. So wurde daran erinnert, dass sich Donald Trump bereits im Wahlkampf nur halbherzig vom ehemaligen Ku-Klux-Clan-Chef David Duke distanziert habe. Und dass mit Steven Bannon ein Vertreter der rechtsextremen Alt-Right-Bewegung im Weißen Haus sitzt, und zwar ausgerechnet in der Schlüsselposition des Chefstrategen.
Nach Charlottesville werden die Rufe immer lauter, Steven Bannon aus seinem Amt und aus dem Weißen Haus zu entfernen. Ausgerechnet der wegen unflätiger Äußerungen unlängst gefeuerte Kommunikationschef Scaramucci erhob in einem Interview schwere Vorwürfe gegen Steven Bannon und nannte dessen Toleranz gegenüber Verfechtern einer weißen Vorherrschaft unentschuldbar.