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USA und Kuba
Wandel auch im Baseball?

Trotz gravierender ideologischer und politischer Differenzen hatten die USA und Kuba immer eines gemeinsam: Die Passion für Baseball. Doch auf dem Spielfeld trennte sie bislang die Blockadepolitik. Das könnte sich mit der Annäherung der beiden Staaten ändern.

Von Anne Demmer |
    Ein begeisterter Kommentator, der über den Gewinn des kubanischen Baseballteams jubelt. Zum ersten Mal seit 55 Jahren hatte Kuba Anfang des Jahres die "Serie del Caribe", die jährlich ausgetragene Baseballmeisterschaft der Karibik, gewonnen. Für viele Fans war dieser Sieg von großer Bedeutung. Die Nachricht: Kuba ist zurück. In dem sozialistischen Karibikstaat ist "Beisbol" seit dem 19. Jahrhundert Nationalsport.
    Über die Jahre hat das Land viele Talente hervorgebracht. Doch halten konnte es sie oftmals nicht. So wie das Ausnahmetalent José Abreu. Er ist mit einem Boot zuerst nach Haiti und dann nach Chicago geflüchtet. Das war lebensgefährlich, bereuen musste er es nicht. Der 27-Jährige hat mittlerweile einen Sechsjahresvertrag mit den White Sox in Chicago in der Tasche. Er bekommt dafür nicht weniger als 68 Millionen Dollar, statt des Einheitslohns für Spitzensportler von umgerechnet rund 200 Dollar im Monat, die er früher in Kuba verdient hat.
    "Ich bin sehr dankbar, dass mich meine Eltern immer unterstützt haben und stolz darauf, was ich erreicht habe. Ich hoffe, dass sich die Gesetze ändern, damit ich meine Heimat wieder besuchen kann. Mein Herz wird immer dort sein. Im Stadion 5. September in Cienfuegos habe ich alles gelernt."
    Zurücklassen der Vergangenheit
    Um seinen Traum der amerikanischen Profiliga, die Major League MLB, verwirklichen zu können, musste er seine Verlobte und seine Familie zurücklassen. Den Kontakt komplett abbrechen, das verlangt das amerikanische Gesetz. Die Blockadepolitik hat bisher verhindert, dass kubanische Sportler Verträge in den USA unterzeichnen, denn sie untersagt jegliche wirtschaftliche Beziehungen zu Kuba.
    Fluchtgeschichten wie die von José Abreu dürften der Vergangenheit angehören.
    Wenn sich die Beziehungen zwischen den USA und Kuba weiterhin verbessern, könnte auch der Baseballsport davon profitieren. Vielleicht haben Spieler dann die Möglichkeit, ganz legal in den USA zu arbeiten. Frangel Reynaldo, ehemaliges Mitglied der kubanischen Baseballföderation, hofft, dass mit dem politischen Wandel auch rosigere Zeiten für den kubanischen Baseball anstehen.
    "Vor der Revolution hatten wir die besten Spieler, die in der höchsten Baseball-Liga spielten. Ich bin zuversichtlich, dass wir nicht weit davon entfernt sind, dass unsere Spieler wieder ganz oben mitmischen können. Das Problem liegt nicht bei uns. Es ist die Embargopolitik der USA."
    Kuba selbst hat sich im letzten Jahr bereits geöffnet. Profispieler dürfen in Mexiko und Japan Verträge unterschreiben. Erst kürzlich haben sich kubanische Spieler für eine Saison in Kanada verpflichtet. Sie verdienen Millionen, gehören zu den neuen Reichen im Land. 20 Prozent ihres Einkommens müssen sie abgeben. Sie bezahlen Steuern und ein Teil geht an die kubanische Baseballföderation. Derweil reibt sich die amerikanische Profiliga die Hände. Im amerikanischen Fernsehen sagte das Führungsmitglied der MLB Ron Manfred.
    Scouts strecken bereits Fühler nach Kuba aus
    "Es hängt natürlich alles davon ab, welche Reformen am Ende tatsächlich umgesetzt werden, wir verfolgen das aus nächster Nähe. Kuba hat große Talente, daran sind wir immer interessiert."
    Während hinter verschlossenen Türen die Diplomaten beider Länder verhandeln, nimmt die amerikanische Profiliga bereits Kontakt zu ihren kubanischen Kollegen auf. Scouts der amerikanischen Baseballklubs strecken ihre Fühler nach Talenten auf der Karibikinsel aus. Vielleicht haben sie schon ein Auge auf Hector Mendoza geworfen. Er spielt für die kubanische Nationalmannschaft und sitzt schon in den Startlöchern.
    "Mein Traum ist es in den großen Ligen der Welt zu spielen. Ich hoffe sehr, dass sich die Beziehungen zwischen Kuba und den USA weiter verbessern werden."
    Die größte Sorge der Kubaner: dass ihnen mit der Öffnung der Ausverkauf ihrer Spitzensportler droht und sie selbst nichts davon haben. 22 Kubaner sind seit dem Jahr 2000 in die amerikanische MLB gewechselt und diese Zahl könnte explosionsartig in die Höhe schnellen. Möglicherweise ergeht es Kuba dann wie der Dominikanischen Republik, die kaum mehr ist als eine Talentschmiede für die US-Ligen. Aber all das ist Zukunftsmusik. Wie sich die politischen Beziehungen zwischen Kuba und den USA tatsächlich entwickeln werden, ist noch nicht absehbar.
    Derweil trainiert der kubanische Nachwuchs weiter - und träumt vom großen Erfolg in der besten Liga der Welt.