Nahostkonflikt
USA wollen Waffenruhe für Gaza "über die Ziellinie bringen"

In Katar läuft eine neue Verhandlungsrunde für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und eine Freilassung der Geiseln. Die scheidende Regierung in den USA drängt auf eine Vereinbarung.

    Zerstörung in Gaza nach einem israelischen Angriff.
    Die Bemühungen, den Krieg in Gaza zu beenden, dauern an. (IMAGO / APAimages / IMAGO / Omar Ashtawy \ apaimages)
    Antony Blinken, Außenminister der USA, sprach von einer Vereinbarung über einen Waffenstillstand in Gaza und die Freilassung der israelischen Geiseln. "Wir wollen dies unbedingt in den nächsten zwei Wochen, der verbleibenden Zeit, über die Ziellinie bringen“, sagte Blinken bei einer Pressekonferenz in Südkorea. In zwei Wochen wird der gewählte US-Präsident Donald Trump am 20. Januar sein Amt antreten.

    Ranghohe Unterhändler reisen nach Doha

    In Katars Hauptstadt Doha laufen derzeit Gespräche über eine Waffenruhe. Ranghohe Vertreter Israels und der US-Regierung reisen Medienberichten zufolge nach Katar. Der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, wird in Doha erwartet, wie die Nachrichtenseite "Ynet" berichtete. Ein ungenannter palästinensischer Funktionär habe von einem "entscheidenden Tag" gesprochen. Laut der US-Nachrichtenseite "Axios" reist mit Brett McGurk zudem der Nahost-Koordinator des Weißen Hauses an.
    Die Entsendung der Unterhändler könnte bedeuten, dass eine mögliche Einigung näher rückt. Allerdings gab es solche Zeichen der Hoffnung in den vergangenen Monaten öfter, ohne dass ein Durchbruch erzielt worden wäre.
    Die Hamas hatte am Samstag ein Video mit einer Geisel veröffentlicht. Das erhöhte den Druck auf die israelische Regierung, denn erneut gingen Tausende in Israel auf die Straße, um einen Deal zur Freilassung aller Geiseln und zur Beendigung des Kriegs zu fordern.

    Details zum Austausch von Geiseln und Gefangenen strittig

    Israel hat unbestätigten Berichten zufolge eine Liste mit Namen 34 lebender Geiseln vorgelegt, die in einer ersten Phase freigelassen werden müssten. Ein Hamas-Vertreter sagte der Deutschen Presse-Agentur, seine Organisation habe dieser Liste noch nicht endgültig zugestimmt. Zugleich betonte er, die Hamas habe ebenfalls eine Liste mit 34 Geiseln vorgelegt, allerdings ohne zu sagen, ob sie lebendig oder tot seien. Die israelische Seite widersprach dieser Darstellung.
    Die Hamas fordert im Gegenzug eine Freilassung von in Israel inhaftierten Palästinenser. Eine entsprechende Liste soll bereits vorliegen. Als strittig gilt, wo die palästinensischen Gefangenen freizulassen wären. Israel will Häftlinge, die es für besonders gefährlich hält, nur ins Exil entlassen, was die Hamas ablehnt.

    Hamas fordert vollständigen Abzug, Israel lehnt bislang ab

    Die Hamas warte auf eine schriftliche Garantie der USA, dass sich Israel zu einem dauerhaften Ende der Kämpfe und einem vollständigen Abzug aus dem Gazastreifen verpflichte, sagte der Hamas-Vertreter der dpa. Die Fragen des Rückzugs der israelischen Armee aus dem Netzarim-Korridor, der den Gazastreifen in zwei Hälften teilt, und aus dem Philadelphi-Korridor entlang der Grenze zu Ägypten würden noch diskutiert, ebenso die Rückkehr der Vertriebenen in den nördlichen Gazastreifen. Sie könnten aber gelöst werden durch eine Erklärung über die endgültige Einstellung des Kriegs und einen schrittweisen israelischen Rückzug während der Laufzeit des Abkommens.
    Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu lehnt diese Forderungen bisher ab.

    Israels Waffenruhe mit Hisbollah läuft aus

    Die von Israel am 27. November mit der Hisbollah im Libanon vereinbarte Waffenruhe läuft derweil am 26. Januar aus. Angeblich gibt es Bemühungen um eine Verlängerung. Damit solle verhindert werden, dass das Kriegsgeschehen unmittelbar nach Ablauf der Frist wieder voll entbrennt oder die Waffenruhe gar vorzeitig beendet wird, berichtet die "Jerusalem Post". Die Zeitung beruft sich auf Angaben eines israelischen Regierungsvertreters. Demnach hielt Ministerpräsident Netanjahu am Sonntagnachmittag ein Treffen mit seinen Sicherheitsberatern ab, um über das weitere Vorgehen zu entscheiden.
    Israels Verteidigungsminister Israel Katz warnte am Sonntag laut der "Times of Israel", man könnte sich "zum Handeln gezwungen sehen", weil die Hisbollah die Abmachung nicht einhalte. Beide Seiten warfen sich einen Bruch der Waffenruhe vor. Trotz vereinzelter Verstöße hat die Waffenruhe bislang im Großen und Ganzen gehalten.
    Israels Verteidigungsminister Katz behauptet allerdings, dass mehrere Punkte der zugrundeliegenden Abmachung bislang nicht umgesetzt worden seien. So habe die Hisbollah ihre Kämpfer nicht aus dem Südlibanon zurückgezogen, außerdem sei die Demontage aller Waffen und terroristischer Infrastruktur im Grenzgebiet durch die libanesische Armee noch nicht erfolgt.
    Diese Nachricht wurde am 06.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.