Wochenende in Deutschland. Wenn die Fußballvereine nicht gerade in der Winterpause sind, kommt es in und vor vielen Stadien immer wieder zu Fan-Krawallen. Besonders schockierend war der vergangene Oktober, als Anhänger von Borussia Dortmund beim Revierderby gegen Schalke 04 zuschlugen. Um die Gewalt einzudämmen, setzt die Polizei in Nordrhein-Westfalen seit Jahren Informanten in den Fankurven ein. Offiziell bestätigt wurde das jedoch erst vor wenigen Tagen. Uwe Jacob ist Referatsleiter im Düsseldorfer Innenministerium:
"Wir wollen Straftaten verhindern, wollen vermeiden, dass insbesondere die friedlichen Fans, die in der Überzahl sind, mit ihren Familien ohne Angst zu einem Fußballspiel gehen können und dieses Spiel genießen können."
Bis zu zehn so genannte Verbindungs-Personen hat die Polizei an Rhein und Ruhr in den letzten Jahren eingesetzt, wo genau, dazu will das Ministerium nichts sagen, weil die Informanten sonst möglicherweise enttarnt und bedroht werden könnten, so heißt es. Uwe Jacob:
"Das sind Personen, die mit der Polizei zusammenarbeiten, mit den Strafverfolgungsbehörden, ohne selbst Angehöriger einer Strafverfolgungsbehörde zu sein. Wir überprüfen diese Personen, die müssen vertrauenswürdig sein, und eine Vertrauensperson arbeitet auch nur mit einer Kreispolizeibehörde zusammen und nicht mit mehreren. "
Frank Herrmann von der Piraten-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag, spricht hingegen von Bespitzelung, die nicht vereinbar sei mit einer rechtsstaatlichen Demokratie. Der Abgeordnete hatte die Debatte über den Sinn und Nutzen der Informanten ins Rollen gebracht, mit seiner kleinen Anfrage an die Landesregierung. Die Antwort, die er jetzt erhielt, findet er weder ausreichend noch akzeptabel:
"V-Leute sind ein sehr starker Eingriff in ein doch sehr privates Umfeld. Wir reden hier von Fangruppen, ob die jetzt Ultras heißen oder anders. Das sind Gruppen, die sich in der Freizeit treffen, um ihren Fußballklub zu unterstützen."
Gewaltausbrüche seien Einzelfälle, meint Herrmann. Die Statistiken sprechen eine andere Sprache. Die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze, kurz ZIS, listet allein für die vergangene Spielzeit über 1000 Verletzte und 8143 Strafverfahren auf, angefangen von leichter Körperverletzung über Sprengstoff-Missbrauch mit Pyrotechnik bis hin zu versuchten Tötungsdelikten. In NRW geht die Polizei von 4000 gewaltbereiten Fußballfans aus. Stephan Schell von der Initiative "Pro Fans" in Köln, wehrt sich gegen solche Statistiken:
"Eigentlich muss ich sagen, dass ein Gewaltpotential von Jahr zu Jahr weniger wird. Auf der anderen Seite, und da würde man jetzt lügen, wenn ich sagen würde, dass alle Fußballfans mit Blümchen schmeißen und den Weltfrieden wollen. Das wäre, glaube ich, nicht ehrlich."
Dennoch: Man dürfe nicht nur die letzten Jahre in den Blick nehmen, sagt Fan-Vertreter Schell, insgesamt habe die Gewalt in den Stadien über Jahrzehnte hinweg abgenommen. Die geheimen Informanten im Stadion ärgern den 32-Jährigen aber auch deshalb, weil die Deutsche Fußball Liga im Dezember erst nach monatelangen Streitereien mit den Fan-Verbänden ein Sicherheitskonzept verabschiedet hatte. Es habe sich doch schon viel getan, sagt Stephan Schell:
"Ich glaube, es gibt keine Aktion oder Demonstration in den letzten Wochen oder Monaten, auch im Rahmen des DFL-Papiers, wo die Fußballfans nicht auch selbstkritisch (sich) betrachtet haben. Und wir haben grundsätzlich auch immer gesagt, passt auf Leute, achtet auf Euren Nebenmann, damit einige Vorlagen, die wir der Presse gegeben haben, einfach nicht mehr am Start sind."
Erst vor wenigen Tagen saßen die Fan-Verbände und die DFL wieder gemeinsam in Frankfurt an einem Tisch, just an dem Tag, als in Düsseldorf der Einsatz von V-Personen bekannt wurde. Mit dem Verfassungsschutz hätten diese Informanten allerdings nichts zu tun, betont das NRW-Innenministerium. Dabei sind auch Überschneidungen zwischen rechtsextremen Milieus und der Fußball-Szene seit langem bekannt. Die Bielefelder Wissenschaftlerin Claudia Luzar, die seit langem zum Thema Rechtsextremismus forscht, nennt als besonders prekäres Beispiel Borussia Dortmund:
"Es ist kein aktuelles Phänomen, sondern Rechte waren immer auch Teil der Ultra-Kultur von Borussia Dortmund. Jetzt gerade gibt es nur eine Sensibilität, dadurch, dass Rechte wieder offensiv im Stadion sichtbar geworden sind. Früher gab es den Kodex unter den Ultras: Keine Politik im Stadion."
Das gelte bis heute, hält Fan-Vertreter Stephan Schell dagegen, egal ob linke oder rechte Parolen im Stadion gegrölt werden:
"Es gibt so Situationen wie in Dortmund, das eine oder andere Spruchband, da muss ich auch schlucken. Also wenn man das in Köln präsentiert, das würde man einmal präsentieren, danach nicht mehr. Aber das wäre dann auch eine gemeinsame Sache – da sprechen wir hier in Köln, glaube ich, alle die gleiche Sprache. Da haben wir einfach nichts mit zu tun, das gehört nicht in ein Fußball-Stadion."
Um die Gewalt in deutschen Fußballstadien einzudämmen, gibt es mittlerweile Kameraüberwachung, Sicherheitskontrollen und eben V-Personen der Polizei. Gegen die Unterwanderung politischer Extremisten in einigen Fankreisen haben Vereine und Sicherheitsbehörden hingegen noch kein Mittel gefunden.
"Wir wollen Straftaten verhindern, wollen vermeiden, dass insbesondere die friedlichen Fans, die in der Überzahl sind, mit ihren Familien ohne Angst zu einem Fußballspiel gehen können und dieses Spiel genießen können."
Bis zu zehn so genannte Verbindungs-Personen hat die Polizei an Rhein und Ruhr in den letzten Jahren eingesetzt, wo genau, dazu will das Ministerium nichts sagen, weil die Informanten sonst möglicherweise enttarnt und bedroht werden könnten, so heißt es. Uwe Jacob:
"Das sind Personen, die mit der Polizei zusammenarbeiten, mit den Strafverfolgungsbehörden, ohne selbst Angehöriger einer Strafverfolgungsbehörde zu sein. Wir überprüfen diese Personen, die müssen vertrauenswürdig sein, und eine Vertrauensperson arbeitet auch nur mit einer Kreispolizeibehörde zusammen und nicht mit mehreren. "
Frank Herrmann von der Piraten-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag, spricht hingegen von Bespitzelung, die nicht vereinbar sei mit einer rechtsstaatlichen Demokratie. Der Abgeordnete hatte die Debatte über den Sinn und Nutzen der Informanten ins Rollen gebracht, mit seiner kleinen Anfrage an die Landesregierung. Die Antwort, die er jetzt erhielt, findet er weder ausreichend noch akzeptabel:
"V-Leute sind ein sehr starker Eingriff in ein doch sehr privates Umfeld. Wir reden hier von Fangruppen, ob die jetzt Ultras heißen oder anders. Das sind Gruppen, die sich in der Freizeit treffen, um ihren Fußballklub zu unterstützen."
Gewaltausbrüche seien Einzelfälle, meint Herrmann. Die Statistiken sprechen eine andere Sprache. Die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze, kurz ZIS, listet allein für die vergangene Spielzeit über 1000 Verletzte und 8143 Strafverfahren auf, angefangen von leichter Körperverletzung über Sprengstoff-Missbrauch mit Pyrotechnik bis hin zu versuchten Tötungsdelikten. In NRW geht die Polizei von 4000 gewaltbereiten Fußballfans aus. Stephan Schell von der Initiative "Pro Fans" in Köln, wehrt sich gegen solche Statistiken:
"Eigentlich muss ich sagen, dass ein Gewaltpotential von Jahr zu Jahr weniger wird. Auf der anderen Seite, und da würde man jetzt lügen, wenn ich sagen würde, dass alle Fußballfans mit Blümchen schmeißen und den Weltfrieden wollen. Das wäre, glaube ich, nicht ehrlich."
Dennoch: Man dürfe nicht nur die letzten Jahre in den Blick nehmen, sagt Fan-Vertreter Schell, insgesamt habe die Gewalt in den Stadien über Jahrzehnte hinweg abgenommen. Die geheimen Informanten im Stadion ärgern den 32-Jährigen aber auch deshalb, weil die Deutsche Fußball Liga im Dezember erst nach monatelangen Streitereien mit den Fan-Verbänden ein Sicherheitskonzept verabschiedet hatte. Es habe sich doch schon viel getan, sagt Stephan Schell:
"Ich glaube, es gibt keine Aktion oder Demonstration in den letzten Wochen oder Monaten, auch im Rahmen des DFL-Papiers, wo die Fußballfans nicht auch selbstkritisch (sich) betrachtet haben. Und wir haben grundsätzlich auch immer gesagt, passt auf Leute, achtet auf Euren Nebenmann, damit einige Vorlagen, die wir der Presse gegeben haben, einfach nicht mehr am Start sind."
Erst vor wenigen Tagen saßen die Fan-Verbände und die DFL wieder gemeinsam in Frankfurt an einem Tisch, just an dem Tag, als in Düsseldorf der Einsatz von V-Personen bekannt wurde. Mit dem Verfassungsschutz hätten diese Informanten allerdings nichts zu tun, betont das NRW-Innenministerium. Dabei sind auch Überschneidungen zwischen rechtsextremen Milieus und der Fußball-Szene seit langem bekannt. Die Bielefelder Wissenschaftlerin Claudia Luzar, die seit langem zum Thema Rechtsextremismus forscht, nennt als besonders prekäres Beispiel Borussia Dortmund:
"Es ist kein aktuelles Phänomen, sondern Rechte waren immer auch Teil der Ultra-Kultur von Borussia Dortmund. Jetzt gerade gibt es nur eine Sensibilität, dadurch, dass Rechte wieder offensiv im Stadion sichtbar geworden sind. Früher gab es den Kodex unter den Ultras: Keine Politik im Stadion."
Das gelte bis heute, hält Fan-Vertreter Stephan Schell dagegen, egal ob linke oder rechte Parolen im Stadion gegrölt werden:
"Es gibt so Situationen wie in Dortmund, das eine oder andere Spruchband, da muss ich auch schlucken. Also wenn man das in Köln präsentiert, das würde man einmal präsentieren, danach nicht mehr. Aber das wäre dann auch eine gemeinsame Sache – da sprechen wir hier in Köln, glaube ich, alle die gleiche Sprache. Da haben wir einfach nichts mit zu tun, das gehört nicht in ein Fußball-Stadion."
Um die Gewalt in deutschen Fußballstadien einzudämmen, gibt es mittlerweile Kameraüberwachung, Sicherheitskontrollen und eben V-Personen der Polizei. Gegen die Unterwanderung politischer Extremisten in einigen Fankreisen haben Vereine und Sicherheitsbehörden hingegen noch kein Mittel gefunden.