Vor 80 Jahren stieg eine V-2-Rakete in den blauen Herbsthimmel über Peenemünde auf der Insel Usedom. Sie erreichte knapp 90 Kilometer Höhe, stürzte zurück in die Atmosphäre und versank fünf Minuten nach dem Start in der Ostsee. Dieser Flug gilt manchen als Beginn der Raumfahrt. Die V-2 erreichte als erste von Menschen gebaute Maschine den Weltraum, der nach einer willkürlichen und durchaus umstrittenen Definition achtzig Kilometer über der Erde beginnt.
Der Start war ein Triumph für das Team um den Physiker Wernher von Braun – und ein Meilenstein für ein großes Rüstungsprojekt des Dritten Reichs. Denn das NS-Regime interessierte sich nicht für den Flug zum Mond, sondern für Waffen.
Wernher von Braun war der Chef des Raketenprojekts, hat die V-2 aber nicht konstruiert. Wie Dokumente belegen, wusste er, dass für den Bau der Raketen Zehntausende Zwangsarbeiter schuften mussten und zu Tode kamen. Von Braun nahm dies ebenso gleichgültig hin wie den tausendfachen Einsatz der Raketen zur Bombardierung vor allem Antwerpens und Londons.
Der US-Satiriker Tom Lehrer bringt diese Haltung in einem Lied auf den Punkt: „Once the rockets are up, who cares, where they come down – that's not my department, says Wernher von Braun.“ Auf Deutsch: "Wenn die Raketen erst mal oben sind, wen kümmert's, wo sie runter kommen – dafür bin ich nicht zuständig, sagt Wernher von Braun." Erst fünfzehn Jahre nach dem Erstflug der barbarischen V-2 erreichte ein Objekt die Erdumlaufbahn. Mit Sputnik begann die „richtige“ Raumfahrt.