Als Valérie Trierweiler 2012 gefragt wurde, wie sie es denn jetzt, da sie First Lady von Frankreich sei, mit dem Journalismus halten wollte, meinte sie:
"Ich schreibe halt die Kleine Zeitung des Elysée-Palastes..."
Damals lachten die Moderatoren noch und womöglich auch der Präsident, der Lebensgefährte von Madame. Die seit 25 Jahren Redakteurin des Magazins "Paris Match" ist und die 2012 meinte, sie bleibe Journalistin bis zum Schluss.
Das Buch, das Trierweiler heute auf den Markt bringt, das in Auszügen bei „Paris Match" gestern erschien, ist eine intime Reportage, die die Staatsspitze kalt erwischt und nicht nur den Direktor der Redaktion, Olivier Royant, überrascht hat.
Offenbar heimlich in Deutschland gedruckt
Die 320 Seiten sollen in aller Heimlichkeit in Deutschland gedruckt worden sein, "Danke für diese Zeit" lautet der Titel. Olivier Royant: "Ich glaube nicht, dass jemals eine First Lady ein solches Buch über einen noch amtierenden Präsidenten geschrieben hat."
Da ist der Moment der Trennung, als die Boulevardpresse die Beziehung Hollandes zu einer Schauspielerin aufdeckt, im Januar: "Ich renne ins Badezimmer, nehme den kleinen Plastikbeutel mit Schlaftabletten, François ist mir hinterhergelaufen, will mir den Beutel entreißen. Ich will fliehen, verliere das Bewusstsein."
"Man ist wie erstarrt, wenn man das gelesen hat", sagt Royant.
Die schmerzhaften Momente, der Beginn der Entfremdung, alles wird ausgebreitet vor der überraschten Öffentlichkeit. Royant: "Da erzählt eine verletzte Frau ihre Geschichte und begibt sich in die Intimität eines Paares."
Die permanente Rivalität mit Ségolène Royal
Der Leser erfährt, wie alles anfing, 2005, zwischen Trierweiler und Hollande, der erste Kuss, damals wohnte er noch bei der Mutter seiner vier Kinder, Ségolène Royal. Die permanente Rivalitätder beiden Frauen. Das gemeinsame Leben schließlich im Elysée-Palast, die Details der Trennung.
Das Buch ist für François Hollande eine peinliche Angelegenheit.
"Man ist mithilfe von Trierweiler selbst im Bett des Präsidenten, denn sie schildert seine Reaktion, als aus New York die Nachricht über die Hotelaffäre des früheren IWF-Chefs Strauss-Kahn eintraf."
Hollande habe wie ein politisches Raubtier reagiert und sofort, morgens um fünf, gesagt, "Achtung, daraus könnte Martine Aubry", seine parteiinterne Widersacherin, "einen Vorteil ziehen", beschreibt Trierweiler. Im Wahlkampf 2012 habe der Präsident sich immer mehr von ihr entfernt,
Der Präsident, ein schroffer Zyniker mit Macho-Allüren?
Die Ex-Freundin beschreibt einen schroffen Mann, der Macho-Allüren an den Tag lege und sich selbst zu zynischen Bemerkungen über die Armen hinreißen lasse. Damit kontrastiert Valérie Trierweiler das Bild vom humorvollen, freundlichen Präsidenten, das eigentlich von ihm gezeichnet wird. Es erschwert wenige Tage vor der Vertrauensabstimmung im Parlament auch das politische Geschäft für den Sozialisten.
Seit er im Umfragetief steckt, schreibe Hollande täglich Dutzende SMS an sie, offenbart Trierweiler , selbst zwischen Treffen mit Putin und Obama.
„Er schreibt mir, dass er mich brauche, fragt mich jeden Abend, ob ich mit ihm essen will, dass er mich um jeden Preis zurück wolle."
Die krisengelähmten Franzosen freuen sich nicht alle auf das Buch:
"Ich werde mein Geld dafür nicht ausgeben", sagt eine Frau auf der Straße und steht damit offenbar nicht allein: Vom Regierungssprecher bis zum Parlamentspräsidenten heißt es: Nein, dieses Buch lesen wird nicht ! Aus dem Elysée Palast , kein Kommentar.